Prof. Alexander Van der Bellen ist
 unser neuer Bundespräsident
 Vorläufiges Endergebnis bekanntgegeben

 

aktualisiert
07. 12. 16
11:00 MEZ

Wien (öj) - Der vor allem von den Grünen, später auch von anderen Parteien unterstützte Wirtschaftsprofessor Prof. Dr. Alexander Van der Bellen konnte 53,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinigung und damit seinen Mitbewerber Ing.

 

 

Prof. Alexander Van der Bellen
© Wolfgang Zajc

Norbert Hofer auf Platz zwei verweisen, der 46,2 Prozent der Stimmen erhielt. Das Ergebnis der Briefwahlauszählung bringt ersten Informationen zufolge keine Änderung der Tatsache, daß er für die kommenden sechs Jahre Österreichs Staatsoberhaupt sein wird.

Wien (öj) - Der vor allem von den Grünen, später auch von anderen Parteien unterstützte Wirtschaftsprofessor Prof. Dr. Alexander Van der Bellen konnte 53,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinigung und damit seinen Mitbewerber Ing. Norbert Hofer auf Platz zwei verweisen, der 46,2 Prozent der Stimmen erhielt. Sollte bis 22.12. kein Einspruch gegen dieses Ergebnis beim Verfassungsgerichtshof eingereicht werden, ist er für die kommenden sechs Jahre Österreichs Staatsoberhaupt.

Für die im Ausland lebenden Wahlberechtigten wurden für den zweiten Wahlgang übrigens 54.812 Wahlkarten ausgestellt, waren um 15.733 mehr als für den ersten Wahlgang (Stichwahl). Das ist wohl auch der Internet-Initiative des Auslandsöstereicher-Weltbundes geschuldet, die unter dem Titel "Unterschätzen sie nie die Macht Ihrer Stimme!" von Österreichs führender Kreativagentur Demner, Merlicek & Bergmann umgesetzt wurde.

Prof. Alexander Van der Bellen
bezeichnete den Wahlsonntag in einer ersten Stellungnahme im Wahlzentrum in der Wiener Hofburg als "historischen Tag", an dem eine Neuwahl stattgefunden habe. Es sei keine Wiederholung der ersten Stichwahl gewesen, seit der sich die Welt, wie er sagte, ebenso geändert habe wie die Wählerschaft. Er wolle den FPÖ-Wählern die Hände reichen und ein "weltoffener Bundespräsident" für alle ÖsterreicherInnen sein. Seinen ersten Auftritt vor der internationalen Presse würde er jedenfalls erst dann absolvieren, wenn das offizielle Ergebnis vom Innenministerium verlautbart worden sei.

Norbert Hofer
sagte, er sei nicht böse, denn "in einer Demokratie hat der Wähler immer recht". Die Wahlempfehlung von ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner, so Hofer, habe möglicherweise den Ausschlag für Van der Bellen gegeben, für dessen Anerkennung Hofer seine UnterstützerInnen bat. Sein nächstes Ziel sei die 2018 bevorstehende Nationalratswahl, wo er ebenso kandidieren werde wie bei der Wahl zum Bundespräsidenten, wenn Van der Bellens erste Amtszeit abgelaufen sei.

 

 

 

Vorläufiges Endergebnis inkl. Wahlkarten
Van der Bellen 53,8 Prozent, Hofer 46,2 Prozent
Wien (bmi) - Die Wahlkarten, die zur Briefwahl verwendet worden sind, wurden von den Bezirkswahlbehörden vollständig ausgewertet. Sämtliche Landeswahlbehörden haben die Ergebnisse an das Bundeministerium für Inneres eingemeldet.

Das vorläufige Endergebnis des zweiten Wahlganges zur Bundespräsidentenwahl 2016 – basierend auf den Sofortmeldungen der Landeswahlbehörden – liegt damit vor und lautet wie folgt:

Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 6.399.572. Es wurden 4.749.404 Stimmen abgegeben, das bedeutet eine Wahlbeteiligung von 74,2 Prozent. Davon waren 151.851 Stimmen ungültig, 4.597.553 Stimmen gültig.

Diese gültigen Stimmen verteilen sich auf die beiden Wahlwerber wie folgt:

Auf Ing. Norbert Hofer entfallen 2.124.661 Stimmen, das sind 46,2 Prozent. Auf Dr. Alexander Van der Bellen entfallen 2.472.892 Stimmen, das sind 53,8 Prozent.

Das endgültige Ergebnis der Bundespräsidentenwahl-Stichwahl wird die Bundeswahlbehörde am Donnerstag, dem 15. Dezember 2016, feststellen.

 

 

 


 

Bevor wir zu einer Kurzanalyse des SORA Institute for Social Research and Consulting kommen, hier noch einige Stimmen aus dem offiziellen Österreich:

Nationalratspräsidentin Doris Bures
Wien (pk) - Nationalratspräsidentin Doris Bures zum voraussichtlichen Wahlerfolg von Alexander Van der Bellen bei der Bundespräsidentenwahl am 4. Dezember 2016: "Ein langer und polarisierender Wahlkampf geht unerwartet eindeutig zu Ende. Ich freue mich, dass bei der heutigen Wiederholung der Stichwahl das Votum vom 22. Mai 2016 bestätigt wurde und ich gratuliere Alexander Van der Bellen zu seinem höchstwahrscheinlichen Wahlsieg." Auf Van der Bellen komme nun die große und schwierige Aufgabe zu, im Wahlkampf aufgerissene Gräben wieder zu schließen, Brücken zu bauen und in unserem Land das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, so die Nationalratspräsidentin. Zur künftigen Zusammenarbeit mit Van der Bellen sagte Bures: "Ich freue mich darauf. Die enge und gute Zusammenarbeit zwischen Parlament, Bundespräsident und Bundesregierung ist in der Zweiten Republik eine gute Tradition. Ich bin überzeugt davon, dass diese Tradition mit Bundespräsident Van der Bellen eine Fortsetzung finden wird."


 

 Bundeskanzler Christian Kern
zeigte sich in einer ersten Reaktion erfreut über das Waholergebnis. "Ich bin überzeugt", sagte er, "dass wir mit Van der Bellen einen Präsidenten bekommen, der Österreich in hervorragender Art und Weise im In- und Ausland vertreten wird."

"Ich möchte unserem neuen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen ganz herzlich zum Wahlerfolg gratulieren", so Kern, der sich freue, daß Van der Bellen dieses Amt übernehmen werde und dankte den Wahlbeisitzern, die einen korrekten Wahlablauf ermöglicht hätten.


 

 Vizekanzler Reinhold Mitterlehner
Die Bundespräsidentenwahl ist geschlagen und das Volk hat entschieden: "Ich möchte Alexander Van der Bellen als unserem neuen Bundespräsidenten gratulieren. Jetzt ist es wichtig, dass der Bundespräsident das Gemeinsame vor das Trennende stellt", betonte Vizekanzler und Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner. Auch der Generalsekretär gratulierte dem neuen Staatsoberhaupt und erklärte, dass es jetzt um Zusammenarbeit gehe: "Es ist wichtig, dass Alexander Van der Bellen ein Präsident aller Österreicherinnen und Österreicher ist und Weltoffenheit und Internationalität lebt."


 

Heinz-Christian Strache
Der FPÖ-Obmann gratulierte Alexander Van der Bellen "aufrichtig" zum Wahlsieg, auch wenn es es sich anders gewünscht hätte. Es sei "natürlich" auch enttäuschend für ihn, denn er hatte sich von dieser Wahl mehr erhofft. Jedenfalls habe sich Norbert Hofer "massiv eingesetzt" und einen "großartigen Wahlkampf" geleistet. Auf die Frage im ORF-Gespräch hielt Strache fest, die Aufhebung der ersten Stichwahl habe dazu geführt, daß bei diesem Wahlgang mit Sicherheit alles ordnungsgemäß abgelaufen sei. Deshalb schloß er eine neuerlliche Anfechtung definitiv aus, da Ergebnisse demokratischer Wahlen zu respektieren seien.


 

 

 Eva Glawischnig
Die Bundessprecherin der Grünen zeigte sich in einer ersten Reaktion überaus erfreut über die gute und deutliche Entscheidung für unser Land: "Das ist ein historischer Tag, eine historische Zäsur." Für Österreich sei es eine gute und deutliche Entscheidung. Die ÖsterreicherInnen hätten sich für ein Miteinander entschieden und es sei ein deutliches Signal an Europa, daß Österreich eine pro- europäische Entscheidung getroffen habe, was nach Brexit und US-Wahl besonders gewesen wäre.


 

Robert Lugar
Der Obmann des Team Stronach stellte fest, die WählerInnen hätten eine "große Chance" zur Veränderung im Land "verpaßt" und das "System" bestätigt. Bei der nächsten Wahl werde dies allerdings nicht mehr passieren.


 

Matthias Strolz
Der NEOS- Klubobmann Matthias Strolz sagte, "Wir freuen uns. Die Türen der Hofburg stehen nun offen für eine weltoffene, klar pro- europäische Haltung". Er erwarte sich vom künftigen Bundespräsidenten, daß er als Staatsoberhaupt aktiver sein werde als Vorgänger Heinz Fischer. Und er hofft, daß Van der Bellen "kraftvoll" hinter den notwendigen Reformen stehen werde und den FPÖ-Wählern "die Hand reichen" werde.

 

 

 

SORA analysiert
Alexander Van der Bellen hat die Wiederholungswahl vom 4. Dezember 2016 klar für sich entschieden. SORA analysiert die Wahlmotive und Wähllerbewegungen auf Basis der Wählerstromanalysen und der ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung unter rund 1.218 Wahlberechtigten, die von Donnerstag vor der Wahl bis zum Sonntag befragt wurden (zur Methodik).

Van der Bellen-Kampagne punktet mit pro-europäischer Haltung, Vertretung im Ausland und Amtsverständnis

Alexander Van der Bellen überzeugte seine WählerInnen vor allem damit, dass er Österreich im Ausland gut vertreten könne (67% „sehr wichtiges“ Motiv) sowie mit seiner pro-europäischen Haltung (65%). Amtsverständnis (59%) und Kompetenz (58%) von Van der Bellen waren ebenfalls wichtige Entscheidungsmotive.

42% der Van der Bellen-WählerInnen sagten, dass es Ihnen bei dieser Wahl eher um die Verhinderung des Gegenkandidaten gehe als um die Person des Bundespräsidenten. 54% sahen darin auch eine Richtungsentscheidung für Österreich.

Hofer erfolgreich mit Anti-Establishment-Botschaft und Kompetenz
Die WählerInnen von Norbert Hofer machten ihr Kreuz bei dieser Wahl überwiegend wegen ihres eigenen Kandidaten (51%), und nicht um den Gegner zu verhindern (24%).
Wichtigste Wahlmotive für Hofer waren, dass ihr Kandidat die Sorgen der Menschen verstehe (55% „sehr wichtiges“ Motiv), kompetent sei (55%) und gegen das etablierte politische System auftrete (54%). Für 52 Prozent war ein sehr wichtiges Wahlmotiv, dass Norbert Hofer wichtige Veränderungen im Land anstoßen könne.
Hohes Vertrauen in korrekte Durchführung der Wahl

Eine klare Mehrheit von über 90 Prozent der Befragten hat Vertrauen, dass die Wahl ordentlich durchgeführt und ausgezählt wird, 66 Prozent stimmen der Aussage sehr, weitere 27 Prozent ziemlich zu. Dieses hohe Vertrauen gilt für alle Bevölkerungsgruppen, für WählerInnen als auch NichtwählerInnen, für Hofer- wie für Van der Bellen-AnhängerInnen.

Rund acht von zehn Befragten sagen, dass sie den Sieg des jeweiligen Gegenkandidaten akzeptieren würden (stimme sehr/ziemlich zu). Unter den WählerInnen von Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen meinen dies 77 bzw. 78 Prozent.
Wahlbeteiligung gestiegen

Die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl beträgt laut ORF/SORA-Wahlkartenprognose 73,9 Prozent. Das sind um 1,2 Prozentpunkte mehr als bei der aufgehobenen Stichwahl im Mai (72,7%).

Wer wählte wen? – Wahlverhalten nach Bevölkerungsgruppen
Die ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung beleuchtet die wesentlichen Unterschiede im Wahlverhalten:

Größter Unterschied im Wahlverhalten zwischen Zukunfts-Pessimisten und Optimisten
Eine besonders starke Auswirkung auf das Wahlverhalten hatte bei dieser Wahl der positive oder negative Blick in die Zukunft: So erzielte Norbert Hofer unter Personen, die die Entwicklung der Lebensqualität in Österreich pessimistisch sehen, mit 70% einen Vorsprung von 40 Prozentpunkten vor seinem Gegner. Optimisten und Personen, die keine Veränderung der Lebensqualität erwarten, wählten mit 73% bzw. 59% hingegen überwiegend Van der Bellen.

Wie die Wahltagsbefragung zeigt, war dabei die Wahlbeteiligung unter Zukunftsoptimisten deutlich höher als unter Pessimisten, d.h. es gelang der Hofer-Kampagne weniger gut, diese Bevölkerungsgruppe zu mobilisieren.

Wie wählten SPÖ- und ÖVP-AnhängerInnen
Entlang der Parteipräferenz gab es drei eindeutige und ein geteiltes Ergebnis: Personen, die bei einer vorgezogenen Nationalratswahl aktuell die SPÖ wählen würden, stimmten bei dieser Wahl zu 90 Prozent für Van der Bellen. Grün-AnhängerInnen wählten ihn praktisch ausnahmslos, während aktuelle FPÖ-WählerInnen geschlossen Norbert Hofer unterstützten.

Befragte, die derzeit zur ÖVP tendieren, wählten jeweils zu rund 45 Prozent Hofer bzw. zu 55% Van der Bellen. UnterstützerInnen der NEOS und des Team Stronach können aufgrund zu kleiner Fallzahlen nicht extra ausgewiesen werden.
Starker Gender Gap: Frauen mehrheitlich für Van der Bellen, Männer für Hofer

Wie schon im ersten Wahlgang und der Stichwahl im Mai zeigt sich auch bei der Wiederholungswahl ein starker Gender Gap: Männer stimmten stärker für Norbert Hofer, er erreichte in dieser Gruppe 56%. Frauen wählten hingegen öfter Alexander Van der Bellen, er erreichte unter ihnen 62%.

Altersunterschiede: Van der Bellen mobilisierte Junge
Alexander Van der Bellen konnte besonders junge WählerInnen ansprechen und erreichte in der Altersgruppe der Bis-29-Jährigen 58%, wobei mit 69% vor allem junge Frauen für ihn stimmten, während bei jungen Männern Norbert Hofer mit 53% vorne liegt.
Sein bestes Ergebnis erreichte Norbert Hofer mit 58% unter Männern im Alter von 30-59 Jahren.

Wahlverhalten nach formaler Bildung
Die Unterscheidung nach formaler Bildung ergibt folgende Unterschiede bei dieser Wahl:

  • Unter Personen mit maximal Pflichtschulabschluss liegt Hofer mit 53% vor Van der Bellen
  • Unter Personen mit maximal Lehrabschluss liegt Hofer mit 64% deutlich vor Van der Bellen
  • Personen mit Matura oder tertiärem Abschluss wählten mit 78% überdurchschnittlich Van der Bellen


Wahlverhalten nach Erwerbsgruppen
Ob WählerInnen selbständig oder unselbständig beschäftigt sind oder bereits in Pension, machte bei dieser Stichwahl nur einen geringen Unterschied bezüglich des Wahlverhaltens.

Innerhalb der großen Gruppe der ArbeitnehmerInnen zeigt sich:

  • Hofer mit starkem Vorsprung unter ArbeitnehmerInnen, die eine Verschlechterung der Lebensqualität in Österreich befürchten.
  • Männliche Arbeiternehmer wählten mit 59% überdurchschnittlich Hofer, Arbeitnehmerinnen hingegen Van der Bellen mit 58%.
  • Unter ArbeiternehmerInnen ohne Matura erzielte Hofer 64%, unter jenen mit Matura oder höherer formaler Bildung erreichte Van der Bellen 76%

 

 

 

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