Google als Hellseher?

 

erstellt am
05. 12. 16
11:00 MEZ

Web-Daten können Umfang des zukünftigen Städtetourismus vorhersagen – Studie der MODUL University Vienna zeigt den Wert von Google-Analytics-Daten für die Prognose von Touristenzahlen
Wien (pr&d) - Webseiten für Reiseinformationen liefern Google Analytics Daten, die zu besseren und genaueren Vorhersagen von Touristenzahlen für Großstädte verwendet werden können - insbesondere für Zeitperioden zwischen den nächsten drei bis zwölf Monaten. Dies ist das soeben veröffentlichte Ergebnis eines an der MODUL University Vienna durchgeführten Forschungsprojekts, in dem der Nutzen von ausgewählten Google-Analytics-Datensätzen für die Prognose zukünftiger Touristenzahlen für Großstädte analysiert wurde. Das Projekt bildete Teil eines auf den Nutzen neuer Medien für modernes Management ausgerichteten Forschungsfokus der MODUL University Vienna.

Die Nutzung von Reiseinformationsseiten ist bei Personen begehrt, die sich für Reisen in näherer Zukunft interessieren. Google Analytics, eine Software für das Erfassen und Analysieren von Website-Nutzungen, sammelt Daten über das User-Verhalten und stellt anonyme Durchschnitts-Statistiken zur Verfügung. Diese Informationen werden derzeit hauptsächlich von IT-Abteilungen für die Optimierung des Webdesigns genutzt. Dr. Ulrich Gunter und Dr. Irem Önder vom Department of Tourism and Service Management an der MODUL University Vienna haben nun herausgefunden, dass diese Daten noch viel mehr Aussagekraft besitzen als bisher angenommen. Sie evaluierten die Aussagekraft dieser Daten im Hinblick auf die Prognose zukünftiger Touristenzahlen für Großstädte - einem bedeutsamen Faktor für das Ressourcenmanagement im Tourismus.

Web-Visits & Städtebesucher
"Wir analysierten die zentrale Website für Städtetourismus in Wien www.wien.info", erläutert Dr. Gunter die in "Annals of Tourism Research" publizierte Arbeit. "Insgesamt verwendeten wir elf Variablen für unsere Prognosemodelle. Zehn davon stammen von Google Analytics für Zugriffe auf diese Seite, dazu kommt die Gesamtzahl aller Ankünfte von Stadttouristen in Wien. Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Ergänzung bestimmter Prognosemodelle mit Google-Analytics-Daten diese Modelle sehr aussagekräftig für das Vorhersagen zukünftiger Touristenzahlen für eine gegebene Destination machen können."

Die von Dr. Gunter und Dr. Önder verwendeten Google Analytics Variablen umfassten die durchschnittliche Verweildauer pro Besuch und auf den einzelnen Seiten, die Bounce Rate, die Anzahl neuer Besuche und Site-Views, die Anzahl der wiederkehrenden User sowie derer, die von Social Media gekommen sind, die Anzahl aller Besuche sowie die Unique Page Views. All diese Daten wurden für den Zeitraum von August 2008 bis Oktober 2014 erhoben.

Viele Variablen & ein Ergebnis
Verwendet wurden die Daten vom Team für sogenannte Vektor-Autoregressive (VAR) Modelle. Diese sind ökonometrische Vorhersagemodelle, die insbesondere für Anwendungen geeignet sind, bei denen mehrere sich gegenseitig beeinflussende Variablen berücksichtigt werden sollen. "Insgesamt konnten wir feststellen, dass Modelle, die Google Analytics Daten berücksichtigten, zukünftige Touristenzahlen besser vorhersagen können als jene, die das nicht tun. Insbesondere, wenn es um Vorhersagezeiträume von drei bis zwölf Monaten geht", erklärt Dr. Önder. "Für kürzere Vorhersagezeiträume funktionierten Modelle ohne diese Daten besser." Zur eigentlichen Beurteilung der Vorhersagekraft der Modelle verglich das Team prognostizierte Touristenzahlen mit den tatsächlichen, die von der Datenbank TourMIS bereitgestellt wurden - einer führenden europäischen Datenbank für Touristeninformation, die von wissenschaftlichen Mitarbeitern der MODUL University Vienna entwickelt wurde.

"Die größte Herausforderung", ergänzt Dr. Gunter, "war die schiere Menge an verfügbaren Daten. Es gelang uns passende Methoden zur Datenreduktion und zur Kombination von Vorhersagemethoden anzuwenden, sodass wir alle zehn Datensätze von Google Analytics in unsere Modelle einspeisen konnten. Die umfangreiche Erfahrung an der MODUL University Vienna mit der Analyse von Big Data war dabei eine enorme Unterstützung - genauso wie die großzügige Zurverfügungstellung der Daten durch WienTourismus."

Forschung ohne Grenzen
Tatsächlich zeigt dieses Projekt von Dr. Gunter und Dr. Önder sehr gut den interdisziplinären Ansatz der Forschung an der MODUL University Vienna: "Unsere Studierenden profitieren sehr durch unsere umfangreichen wissenschaftlichen Aktivitäten", erklärt Prof. Dr. Sabine Sedlacek, die vor Kurzem zur Vizerektorin der MODUL University Vienna berufen wurde. "Wir brechen hier gerne die Grenzen der traditionell definierten Forschungsbereiche auf und kombinieren diese in neuer Weise mit dem Ziel, Lösungen für die globalen Probleme von morgen entwickeln zu können. Das Projekt meiner Kolleginnen und Kollegen ist ein tolles Beispiel. Die Analyse neuer Medien, Big Data Shrinkage und die Erforschung von Touristenströmen wurden kombiniert, um ein wirksames Tool für die Tourismusindustrie zu entwickeln. Das ist genau die Zielrichtung unserer Forschungsaktivitäten, die es uns ermöglicht, unseren Studierenden praxisnahe sowie wissenschaftlich-analytische Einblicke in Zukunftsthemen zu ermöglichen."

Über die MODUL University Vienna (Stand Dezember 2016)
Die MODUL University Vienna, die internationale Privatuniversität der Wirtschaftskammer Wien, bietet Studienprogramme (BBA, BSc, MSc, MBA und PhD Programme) aus den Bereichen Internationale Wirtschaft und Management, Neue Medientechnologie, Public Governance und nachhaltige Entwicklung sowie Tourismus und Hospitality Management an (www.modul.ac.at/study-programs). Die Studienprogramme erfüllen strenge Akkreditierungsrichtlinien und werden aufgrund der internationalen Ausrichtung in Englisch abgehalten. Der Campus der Universität befindet sich am Kahlenberg im 19. Wiener Gemeindebezirk. Das Forschungsprogramm des Department of Tourism and Service Management fokussiert auf Policy-Evaluierung, Perspektiven der Tourismusnachfrage, unternehmerische Herausforderungen in sich rasch wandelnden Umfeldern, sowie die Wettbewerbsfähigkeit und Entwicklung von Urlaubsdestinationen.

Originalpublikation: Forecasting city arrivals with Google Analytics, U. Gunter & I. Önder, Annals of Tourism Research 61 (2016) 199 - 212. http://dx.doi.org/10.1016/j.annals.2016.10.007

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.modul.ac.at

 

 

 

 

 

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