Haslauer bei Einweihung einer Donauschwaben-Gedenkstätte auf dem Salzburger Kommunalfriedhof
Salzburg (lk) - Historische Forschungen belegen, dass sich zu Kriegsende im Mai 1945 mehr als 200.000 Donauschwaben
auf der Flucht auf österreichischem Gebiet aufgehalten haben. "Aus vielen 'alt-österreichischen'
Flüchtlingen von damals sind inzwischen längst selbstverständliche Salzburger und Österreicher
geworden; mittlerweile in zweiter, dritter und vierter Generation hier lebend und beheimatet. Ihr wertvoller Beitrag
am Wiederaufbau unserer Zweiten Republik kann gar nicht hoch genug geschätzt werden", erklärte Landeshauptmann
Wilfried Haslauer am 01.12. bei der Einweihung einer Donauschwaben-Gedenkstätte auf dem Salzburger Kommunalfriedhof.
An der ehemaligen Militärgrenze des Habsburgerreiches, im heutigen Ungarn, Rumänien und Serbien, hatten
die Donauschwaben über Jahrhunderte des Friedens blühende Landschaften entstehen lassen. Ein Zeitalter
des nationalistischen Wahns hat im und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg alles zunichte gemacht und einst
friedliche Nachbarn zu Todfeinden werden lassen. Es begann die Zeit der Vertreibung der im Osten und Südosten
Europas lebenden sogenannten Volksdeutschen. Es mussten sich die Siebenbürger Sachsen genauso wie die Donauschwaben
unter unmenschlichen Strapazen aus ihrer angestammten Heimat zurückziehen. "Es war eine große humanitäre
Leistung, Flüchtlinge zu integrieren, ihnen Sozialversicherung zukommen zu lassen, sie hier arbeiten zu lassen,
ihnen dann teils über große Sammeleinbürgerungen die Österreichische Staatsbürgerschaft
zu verleihen", so der Landeshauptmann.
"Und wer denkt heute noch daran, dass Salzburg zu Ende des Zweiten Weltkriegs im Frühling 1945 zwischen
45.000 und 60.000 Flüchtlinge zumindest vorübergehend aufgenommen hat? Wer weiß heute noch, dass
Salzburg nach Oberösterreich die zweithöchste Zahl an Flüchtlingen je 1.000 Einwohner aufgenommen
hat? Wer erinnert sich noch daran, dass Bayern seine Grenzen zugemacht hatte, weil der Flüchtlingsstrom so
groß war, dass nach dem Krieg eine Hungersnot drohte?", sagte Haslauer.
Aus Überwindung von Hass entstand großartige Erfolgsgeschichte
Man könne, so Haslauer, die gelungene Integration der Donauschwaben und ihrer zahlreichen Nachkommen in Österreich,
aber auch in Deutschland oder in Übersee, als Modellbeispiel heranziehen: "Aus der vollständigen
Überwindung von Nationalismus und Hass ist im positiven Zusammenwirken aller eine großartige Erfolgsgeschichte
in und für unser Land entstanden." Haslauer erwies den Angehörigen dieser Volksgruppen, speziell
auch den Donauschwaben und ihren Nachkommen, seinen Dank und Respekt, dass sie mit ihrem Aufbauwillen und ihrer
Tatkraft das alles überwunden haben und zum großen Aufbauwerk unseres Landes beigetragen haben.
Donauschwaben-Gedenkstätte aus eigenem Antrieb
Das Denkmal aus weißem italienischem Marmor wurde als Eigeninitiative der Donauschwaben errichtet. Mit der
Ausführung wurde der Bildhauer Walter Kirchner aus Pforzheim, ein gebürtiger Donauschwabe, beauftragt.
Es trägt die Inschrift: "Im Gedenken an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen, in Todeslagern umgekommenen,
bei Flucht und Vertreibung verstorbenen Donauschwaben und an die in Salzburger Erde ruhenden Vorfahren." Der
Verein der Donauschwaben in Salzburg zählt 450 Mitglieder.
Haslauer ermutigte die Salzburger Donauschwaben, ihre lebendige Traditionspflege weiterhin mit so viel Engagement
aufrechtzuerhalten wie bisher. "Indem Sie die Erinnerung an die Geschichte und das kulturelle Bewusstsein
der Gegenwart der Donauschwaben lebendig erhalten, leisten Sie einen wertvollen Beitrag zum vielfältigen kulturellen
Reichtum Salzburgs und ganz Österreichs", so der Landeshauptmann.
|