Leitl: Für schnellere Erholung und Senkung
der Arbeitslosenzahl braucht es Maßnahmen der Politik, wie Senkung der Körperschaftssteuer und Motivationsanreize
für Investitionen
Wien (pwk) - „Der Wirtschaftsbarometer der Wirtschaftskammer ist seit dem Jahr 2002 ein zuverlässiges
Instrument für einen Blick in die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes, weil er repräsentiert das direkte
Feedback aus der Praxis von über 3.000 Unternehmen“, betonte Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer
Österreich (WKÖ), bei der Präsentation der Ergebnisse des Wirtschaftsbarometers 2017 am 01.12. Leitl:
„Die Grundaussage unserer Umfrage ist, dass die Aussichten für 2017 als stabil bezeichnet werden können.
Die Unternehmen sehen mehrheitlich optimistisch ins kommende Jahr.“ Das Wirtschaftswachstum werde bei rund 1,5
Prozent liegen. Positiv sei unter anderem, dass etwa 35.000 neue Jobs entstehen werden, negativ sei aber, dass
die Arbeitslosigkeit dennoch um rund 15.000 zunehmen werde. Daher sei die Politik gefordert, entsprechende Maßnahmen
zu setzen, um dem entgegenzuwirken, so Leitl.
Der WKÖ-Präsident fordert in diesem Zusammenhang unter anderem die Senkung der Körperschaftssteuer
auf zumindest 20 Prozent – auch um im globalen Wettbewerb weiter vorne mitspielen zu können, da rund um Österreich
- etwa in Großbritannien oder Ungarn - der Trend bestehe, diese massiv zu senken. Weiters brauche Österreichs
Wirtschaft mehr Investitionsanreize etwa in Form einer degressiven Abschreibung und neben einer Anhebung der Forschungsprämie
von 12 auf 15 Prozent müsse das Kumulationsprinzip bei Unternehmensstrafen abgeschafft werden. Leitl: „Das
wären Motivationsschübe für unsere Unternehmen zu mehr Neuinvestitionen, diese bewirken Innovationen
und das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und würde die Arbeitslosigkeit reduzieren ohne das Budget
über Gebühr zu belasten." Positiv sei, dass der Handwerkerbonus von der Bundesregierung für
2017 wieder aufgelegt wurde. Ebenso begrüßte der WKÖ-Präsident die Einführung einer Investitionszuwachsprämie,
die Reduktion der Bankenabgabe bzw. die deutliche Entbürokratisierung im Anlagerecht der Gewerbeordnung: „Hier
ist der Regierung einiges gelungen - das ist auch anzuerkennen."
Christoph Schneider, Leiter der Abteilung für Wirtschaftspolitik der WKÖ, ging auf die Details der
Wirtschaftsbarometer-Umfrage ein: „Die Ergebnisse der Umfrage signalisieren eine Stabilisierung der Geschäftsaussichten
und tendenziell liegen die Indikatoren im positiven Bereich. Die Erwartungen zu Umsätzen und Auftragslage
fallen jedoch weniger optimistisch aus als noch im ersten Halbjahr 2016. Am deutlichsten fällt die Verbesserung
bei den Umsatzerwartungen der exportierenden Unternehmen auf.“ Die größten Optimisten seien größere
Unternehmen aus dem Bereich des verarbeitenden Gewerbes sowie generell alle exportierenden Firmen. Grundsätzlich
erwarten 55 Prozent der österreichischen Betriebe im kommenden Jahr eine gleichbleibende Auftragslage wie
2016 und 29 Prozent gehen davon aus, dass sich ihre Auftragslage verbessern werde. Zwei Drittel der Unternehmen
werden ihren Beschäftigungsstand halten, aber immerhin 15 Prozent wollen ihn ausweiten. Schneider: „Positiv
ist auch, dass sich der Anteil der Pessimisten unter unseren Betrieben bezüglich der Aussichten des allgemeinen
Wirtschaftsklimas in Österreich halbiert hat, dennoch werden die Herausforderungen im kommenden Jahr als herausfordernder
betrachtet als 2016.“ Wermutstropfen der grundsätzlich positiven Stimmung sei indes, dass die Investitionen
auf moderatem Niveau verbleiben. „Insgesamt werden nur 39 Prozent der Firmen Neuinvestitionen tätigen, von
Großunternehmen immerhin mehr als die Hälfte. Als Triebfeder für Investitionen werden Innovationsdruck
und Digitalisierung genannt“, so Schneider.
„Dass exportorientierte Unternehmen grundsätzlich optimistischer ins kommende Jahr blicken, war auch das Ergebnis
der erweiterten Umfrage unter Niederlassungen österreichischer Unternehmen in den 20 wichtigsten Auslandsmärkten“,
bestätigte Walter Koren, Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, das Ergebnis des Wirtschaftsbarometers. Grundsätzlich
laufe der Exportmotor, eine der Triebfedern der österreichischen Wirtschaft, heuer etwas stotternd, „dennoch
werden wir wieder ein ‚Alltime high‘ bei den Ausfuhren schaffen“, so Koren. Für 2016 erwartet Koren eine Exportsteigerung
von rund einem Prozent, 2017 sollte es mit drei Prozent wieder etwas steiler bergauf gehen. Koren: „Gemeinsam mit
dem Zuwachs bei den Dienstleistungsexporten wird Österreich heuer ein Exportvolumen von knapp unter 190 Milliarden
Euro erreichen.“
Generell sei Österreichs Exportwirtschaft noch zu „Europa-lastig“. Rund 80 Prozent der heimischen Ausfuhren
gehen in diese Region. Koren: „In Zukunft müssen unsere Unternehmen aber verstärkt in Überseedestinationen
gehen, denn in Amerika, Asien und auch in Afrika liegt das größte Potenzial für unsere Exportwirtschaft.
Die Chancen zeigen sich im Vergleich der Ausfuhrzuwächse seit dem Jahr 2000: In diesem Zeitraum legten die
österreichischen Exporte innerhalb Europas um ‚nur‘ 75 Prozent zu, während das Plus nach Afrika 112 Prozent,
nach Amerika 160 Prozent und nach Asien sogar 198 Prozent ausmachte. Dort spielt also die Musik, dort müssen
unsere Firmen hin – und wir unterstützen sie dabei!“
Die Ergebnisse der Auslandsumfrage zeigen vorsichtigen Optimismus unter den österreichischen Niederlassungen.
Tendenziell wird in den Auslandstöchtern der österreichischen Unternehmen eine gleichbleibende bis leicht
positivere Wirtschaftsentwicklung erwartet. Auch bei Gesamtumsatz und Auftragslage wird mehrheitlich eine Steigerung
erwartet. Koren: „Was die Wünsche der Firmenvertreter in den Auslandsmärkten angeht, herrscht Einigkeit:
Eine berechenbare Wirtschaftspolitik verbunden mit politischer Stabilität und Rechtssicherheit, eine generelle
Reduzierung der Bürokratie sowie der dringende Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften steht allen ganz
oben auf dem Wunschzettel.“ Die größte Gefahr für Österreichs Export sei die zunehmende internationale
Tendenz in Richtung Protektionismus, so Leitl abschließend: „Österreich ist als Exportland auf Freihandel
angewiesen.“
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