Meteorologische und statistische Daten sprechen für unverändert stabile Voraussetzungen
– Studie zeigt dramatische wirtschaftliche Auswirkungen bei Schließung von Skigebieten
Wien (pwk) - Punktgenau zum jüngsten Gruß des Winters drehte sich am 01.12. ein Pressgespräch
des Fachverbandes der Seilbahnen Österreichs in der WKÖ mit heimischen Experten um die Schneesituation
auf Österreichs Bergen. Fachverbands-Obmann Franz Hörl und Obmann-Stellvertreter Hannes Parth (Vorstand
der Silvretta Seilbahn AG) betonten die Wichtigkeit von faktenbasierten Argumenten in der Diskussion um den Klimawandel:
Amtliche Messdaten aus österreichischen Wintersportorten zeigen über die letzten 100 Jahre keine signifikanten
Änderungen bei der Schneesituation in Österreichs Bergen und regionale Klimasimulationen eignen sich
nicht für zuverlässige Prognosen. „Das Klima der Alpen wird also viel mehr über die natürlichen,
nicht berechenbaren Klimavariationen bestimmt. Das ist immer zu betonen, denn immerhin geht es um die Zukunft einer
der erfolgreichsten österreichischen Branchen und um künftige Beschäftigungsgrundlagen im alpinen
Raum“, so Hörl.
Experte: „Gibt keine realistischen Gründe, den alpinen Wintersport in Frage zu stellen“
Für den Innsbrucker Meteorologen Christian Zenkl steht fest: „Alle Aussagen über die Klimazukunft
basieren auf den sogenannten Klimamodellen. Diese sind bis heute nicht in der Lage, die beobachteten, natürlichen
Klimavariationen über Dekaden und Jahrhunderte zu simulieren. Weder in Qualität noch Quantität.“
Hinzu komme, dass die zukünftige regionale Klimaentwicklung nochmals wesentlich unsicherer sei als bei globalen
Ansichten. Denn hier wird das Wetter und Klima nach wie vor von natürlichen, nicht vorhersagbaren Klimaschwankungen
dominiert. Daher entbehre es jeglicher Grundlage, das Ende des Schnees auf den Bergen und damit des Skisports als
unausweichliches Szenario festzuschreiben. „Es sind die Wetterlagen die entscheiden, ob ein Sommer heiß und
sonnig wird, oder ein Winter kalt und schneereich. Die kommenden 20 Winter können also genau so gut schneereicher
werden, als die letzten 20. Aus meteorologischer Sicht gibt es keine realistischen Gründe, den alpinen Wintersport
für zumindest die kommenden ein bis zwei Generationen in Frage zu stellen“, so der Experte.
„Milde Winter können zudem sehr schneereich sein und kalte sehr trocken. Die Temperaturen alleine sagen
wenig bis gar nichts über die winterlichen Schneefälle aus. Kalte Wetterlagen bleiben auch in Zukunft
ausreichend kalt für Schneefälle und für die technische Schneeproduktion.“
Das Fazit des Meteorologen: „Allen Unkenrufen zum Trotz zeigen die alpinen Winter keine auffälligen Klimatrends,
und in absehbarer Zukunft wird sich daran nichts Gravierendes ändern. Die Daten beweisen, dass der alpine
Wintersport gesund und gegen die Launen der Natur mittels Schneekanonen sehr gut gerüstet ist.“
Österreichische Messdaten zeigen keine Veränderung seit hundert Jahren – Schweizer Studie mit „Schönheitsfehler“
Skitourismus-Forscher Günther Aigner hat sich zur Analyse der Situation den amtlichen Schneemessreihen
heimischer Skiorte gewidmet und das vorhandene Datenmaterial ausgewertet. Das Ergebnis: „Die jährliche Anzahl
der Tage mit Schneebedeckung hat sich in den sechs ausgewerteten amtlichen Schneemessreihen während der vergangenen
100 Jahre nicht signifikant verändert. Im Mittel der untersuchten Messreihen war das Messfeld seit 1916/17
an 144 Tagen im Jahr mit Schnee bedeckt.“ Sichtbar werde auch die auffallende Häufung von langer Schneebedeckung
in den 1970er-Jahren. Dies sei, so Aigner, auch Grund dafür, weshalb jüngst eine Studie des Schweizer
Instituts für Lawinenforschung (LSF) für Aufsehen sorgte.
„Diese ging von genau dieser Phase aus und kam daher zur Aussage, dass die Schneemengen bis heute deutlich abnahmen“,
erklärt Aigner. „Auch in Österreich hat sich die jährliche Anzahl der Tage mit Schneebedeckung an
den sechs ausgewerteten amtlichen Schneemessreihen von 1970/71 bis 2015/16 im linearen Trend von 158 auf 132 Tage
verringert. Bei dieser Betrachtung darf jedoch nicht vergessen werden, dass in den 1970er Jahren in Österreichs
alpinen Regionen die Anzahl der Tage mit Schneebedeckung ein Maximum aufweist. Der Trend ist somit auch zum Beginn
der Aufzeichnungen hin fallend“, analysiert Aigner, der die hundertjährige Entwicklung daher als wesentlich
aussagekräftiger hält.
Studie im tourismusintensiven Bezirk Landeck zeigt dramatische Auswirkungen bei Wegfall der Seilbahnen
Wie wichtig diese Voraussetzungen als Existenzgrundlage der Seilbahnen und für den heimischen Wirtschafts-
und Arbeitsstandort sind, zeigt eine Studie von MANOVA, die von der Silvretta Seilbahn AG in Auftrag gegeben wurde.
Diese sollte die Auswirkungen der Schließung aller zehn Skigebiete im tourismusintensiven Tiroler Bezirk
Landeck errechnen. Bei 44.186 Einwohnern und 17.664 Arbeitsplätzen verzeichnet dieser eine Netto-Wertschöpfung
von 790 Millionen Euro. „Bei Schließung aller zehn Seilbahnunternehmen im Bezirk entfallen 857 Millionen
Euro an Bruttoumsätzen, am meisten bei Beherbergung, Seilbahnen und Gastronomie“ ,so Parth. Neben den für
den Staat entfallenden 105 Millionen Euro an Umsatzsteuer führt der Wegfall auch zu dramatischen Folgen für
die Vorleisterbetriebe, wie Bäcker, Schlosser, Baugewerbe, Handel und vieles mehr. Das traurige Bild des Bezirks:
1.540 Arbeitsplätze entfallen direkt bei den Seilbahnen, von 1.682 Betrieben in Beherbergung und Gastronomie
müssten voraussichtlich 1.030 relativ unmittelbar schließen, wodurch weitere 4.289 Arbeitsplätze
unwiederbringlich verlorengehen. „Insgesamt wären auf einen Schlag rund 40 Prozent der Wertschöpfung
und der Arbeitsplätze in der Region dahin“, skizziert Parth. Bezieht man dabei noch die unausweichlichen Verluste
der Vorleisterbranchen ein, verschärft sich die Situation nochmals deutlich: bei Ausfall der theoretisch möglichen
400 Millionen Euro an Vorleistungen verliert der Bezirk 2/3 der Wertschöpfung und 80 Prozent der Arbeitsplätze.
Selbst bei der realistischen Annahme von einem 50-prozentigen Bezug an Vorleistungen aus dem eigenen Bezirk wäre
ein Wertschöpfungsverlust von 80,8 Millionen Euro und 2.660 verlorengegangene Arbeitsplätze die Folge.
„Ein Ende der Seilbahnen wäre damit zugleich auch das Ende eines lebensfähigen und lebenswerten Bezirks,
Abwanderung wäre die logische Konsequenz“, bilanziert Parth.
Für Hörl ist dies Bestätigung für die erfolgreiche Arbeit der heimischen Seilbahnunternehmen.
„Sie haben in dieser Saison 710 Millionen Euro in weitblickende Projekte, die Modernisierung und in Schneesicherheit
investiert. Dieses beinahe ausschließlich privat finanzierte Volumen bringt Stabilität am ländlichen
Arbeitsmarkt und Perspektiven für Regionen, die ohne Tourismus in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung massiv
eingeschränkt sind“.
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