Museum Judenplatz zeigt in neuer Ausstellung Fotografien von Michael Horowitz
Wien (rk) - Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, präsentiert von 2. Dezember
2016 bis 28. Mai 2017 im Museum Judenplatz die neue Ausstellung „Horowitz. 50 Jahre Menschenbilder“. Gezeigt werden
Fotografien, Porträts und Vintage-Prints des Fotografen Michael Horowitz, der vor allem durch seine Arbeit
als Chefredakteur der „freizeit“ bekannt ist.
„Einzigartige Fotos, die für sich selbst sprechen… Ein wahres Panoptikum von Gut und Böse. Lächerliche,
rührende, tragische und ironische Menschenbilder – und zwar in solcher Vielfalt, dass man wieder auf die mehr
und mehr verlorengehende Individualität hoffen darf“, das schrieb kein Geringerer als H.C. Artmann über
die Fotos von Michael Horowitz. Und damit ist schon fast alles gesagt: Porträts von Menschen kennzeichnen
das Werk des Fotografen, Journalisten und Autors Michael Horowitz. Er hat als außergewöhnlicher Porträtfotograf
die Fähigkeit, Menschen eine Atmosphäre des Vertrauens zu vermitteln und zwar derart, dass das jeweilige
Modell sich wie selbstverständlich auf alles einlässt, was der Fotograf verlangt und sich in die Fotosession
hineinfallen lässt. Raum und Zeit scheinen vergessen zu sein, wenn man betrachtet, was ihm bei seinen Porträtfotos
gelungen ist: Menschenbilder eben.
Zahlreiche Berührungspunkte mit dem Jüdischen Museum Wien
Die Familie von Michael Horowitz kam aus dem Schtetl Stanislau nach Wien, seine Großmutter Dora musste hier
die Familie allein durchbringen und flüchtete schließlich nach Shanghai, wo sie sich als Näherin
in einer Kleiderfabrik durchschlagen konnte. Dora Horowitz nimmt auch in den Erinnerungen von Michael einen wesentlichen
Platz ein. Der Vater von Michael Horowitz, Oscar, wurde nach seiner Rückkehr aus der Emigration und seinem
Einsatz in der französischen Fremdenlegion ein bekannter österreichischer Theaterfotograf und legte somit
den Grundstein für die Begeisterung seines Sohnes zu dieser Kunstform. So geschah es auch, dass Michael weniger
Interesse am Schulunterricht hatte als an der Dunkelkammer seines Vaters. Aus dem Unterricht verschwand er unter
Vortäuschung einer Magenverstimmung und fuhr lieber zu einem Fotoauftrag anlässlich eines Staatsbesuchs.
Damit war seine Schulkarriere beendet, doch es öffnete sich die Türe für seine Lebensbestimmung:
die Fotografie.
Fotograf aus Leidenschaft
Als Vorbild sah er die Porträts großer Fotografen wie Robert Capa, Philippe Halsman oder Henry Cartier-Bresson
an. Fotos von Menschen waren seine Leidenschaft, und das hat sich bis heute nicht geändert. Es gibt keine
Persönlichkeit, die Horowitz in dieser Zeit nicht vor der Linse hatte. Entstanden sind fast intime Einblicke
in die Individualität der von ihm Porträtierten, die auch den jeweiligen Charakter den BetrachterInnen
näherbringt.
Die Ausstellung gibt einen Einblick in sein vielfältiges fotografisches Oeuvre, wobei die Porträts aus
der Zeit zwischen den späten 1960er bis Mitte der 1980er Jahre einen besonderen Platz in der Präsentation
einnehmen. Seine Menschenbilder aus den letzten Jahren stammen aus Reisen in viele Teile der Welt, bieten aber
auch Einblicke in das heutige Österreich. Die in der Ausstellung gezeigte Auswahl an Vintage-Prints verdeutlicht
das ganze Können von Michael Horowitz.
Biografisches
Michael Horowitz wurde am 1. Dezember 1950 in Wien geboren, ist verheiratet, Vater zweier Töchter und vierfacher
Großvater. Er ist Fotograf, Schriftsteller und Verleger. Als Journalist wurde er vor allem durch die Gründung
des KURIER-Magazins „freizeit“ bekannt. Horowitz ist Autor von mehr als 20 Büchern, darunter Biografien über
Heimito von Doderer, Egon Erwin Kisch, Karl Kraus sowie seiner Freunde H. C. Artmann, Otto Schenk und Helmut Qualtinger.
Gemeinsam mit seiner Frau Angelika verfasste er das Buch „Verdrängen – Vergessen – Verzeihen“ über das
dunkelste Kapitel Österreichs mit einem Vorwort von Franz Vranitzky. In der ambivalenten Liebeserklärung
an seine Heimatstadt „Das goldene Wien“ erinnerte er sich an seine Kindheit und Jugend. Zuletzt erschien im Residenz-Verlag
das Buch „Das weite Land der Seele. Über die Psyche in einer verrückten Welt“.
Horowitz begann schon während des Gymnasiums zu fotografieren. Anlässlich der EXPO Hannover präsentierte
er gemeinsam mit Franz Hubmann die Menschen-Fotodokumentation im Österreich-Pavillon. Seine Fotos wurden in
verschiedenen in- und ausländischen Galerien gezeigt, in Wien, in Salzburg während der „Salzburger Festspiele“
und in Graz während des „steirischen herbst“. Michael Horowitz schrieb auch Drehbücher für Film
und Fernsehen, darunter „Caracas“, welches 1989 bei den Filmfestspielen von Cannes mit dem „Prix de la Jeunesse“
prämiert wurde. Er erhielt mehrere österreichische Auszeichnungen, unter anderem das Große Ehrenzeichen
für Verdienste um die Republik Österreich, die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold sowie
das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.
Über die Ausstellung
„Horowitz. 50 Jahre Menschenbilder“ ist von 2. Dezember 2016 bis 28. Mai 2017 im Museum Judenplatz, einem Museum
der Wien Holding, zu sehen. Zu der von Danielle Spera kuratierten und von Stefan Fuhrer gestalteten Ausstellung
ist ein reich illustrierter zweisprachiger Katalog mit Beiträgen von FreundInnen und WeggefährtInnen
(Arik Brauer, Angelika Hager, Heinz Marecek, Erika Pluhar, Hugo Portisch, Hans Rauscher, Werner Schneyder und Guido
Tartarotti) des Fotokünstlers im MHM-Verlag erschienen. Der Katalog (ISBN: 978-3-9502889-6-4) ist im Bookshop
des Museums und im gut sortierten Buchhandel zum Preis von EUR 29,90 erhältlich.
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