Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2017
Innsbruck (alte musik) - Der am 15. Mai 1567 in Cremona getaufte Claudio Zuan Antonio Monteverdi hat wie
kaum ein anderer Komponist die abendländische Musikkultur beeinflusst. Allein seine "Erfindung"
des Basso ostinato wirkt sich bis hin zum Jazz und Rock aus und seine Opern prägten nachhaltig die Entwicklung
des Musiktheaters. Seit im Jahr 1977 der von John Eliot Gardiner geleitete Monteverdi Choir bei der damaligen Innsbrucker
Festwoche der Alten Musik Madrigale Monteverdis sang, ist die Musik des Komponisten kontinuierlich und eng mit
dem Festival verknüpft. Die erste szenische Aufführung einer Barockoper im Rahmen der Festwochen war
1980 Monteverdis "L'incoronazione di Poppea" (Musikalische Leitung: Alan Curtis). Im Monteverdi-Jahr
1993 - 350. Todestag - leitete René Jacobs Aufführungen von Monteverdis Oper "Il ritorno d'Ulisse
in patria". Als Cembalist im Opernorchester Concerto Vocale wirkte damals Alessandro De Marchi erstmals bei
den Innsbrucker Festwochen mit. Dieselbe Oper wird der heutige Intendant des Festivals im Monteverdi-Jahr 2017
- 450. Geburtstag - bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik dirigieren.
Die Produktion aus Oslo von Den Norske Oper & Ballett bringt in der Regie von Ole Anders Tandberg einige
der führenden SpezialistInnen im Barockopernfach auf die Innsbrucker Festwochenbühne: den Tenor Kresimir
Spicer in der Titelpartie, die Mezzosopranistin Christine Rice als Penelope, den Countertenor David Hansen als
Ulisses Sohn Telemaco, die Sopranistin Nina Bernsteiner als Giuno und L'Amore, die Mezzospranistin Ann-Beth Solvang
als Minerva und Fortuna und den Tenor Jeffrey Francis als Eumaio.
Im Tonfall der Liebe
Auch im Konzertprogramm der Festwochen 2017 steht "Jubilar" Monteverdi im Mittelpunkt. Rinaldo Alessandrini
wird mit seinem Ensemble Concerto Italiano Monteverdis epochales Sakralmusikwerk der "Marienvesper" aufführen.
Den Reigen der Ambraser Schlosskonzerte eröffnen die österreichische Lautenistin Christina Pluhar und
ihr Ensemble L'Arpeggiata mit dem Programm "Teatro d'Amore". Dieses fokussiert Monteverdis, hauptsächlich
am Hof des Fürsten Gonzaga in Mantua komponierte, weltliche Madrigale. Mit Monteverdi kam ein neuer Tonfall
der Liebe und Leidenschaft in die Musik, zu hören in der Vesper der Heiligsten Jungfrau ebenso wie in den
Arien der Penelope oder den berühmten Lamenti. Die ersten Worte des "Lamento della Ninfa" begleiten
im übertragenen Sinn als Leitmotiv die Mitwirkenden und das Publikum durch die Innsbrucker Festwochen 2017:
"Die Liebe, sprach sie …"
Frauengestalten, Musikerinnen und Heldinnen
Damit rücken mutige Opernheldinnen und heilig Trösterinnen, legendäre Frauengestalten der Mythologie
und beseelte Musikerinnen von einst und heute in den Mittelpunkt des Festivalprogramms. Der Mutter Gottes gewidmet
sind auch die ersten erhaltenen Marienvespergesänge aus dem Mittelalter, die mit dem Ensemble Mala Punica
zu hören sein werden ("Jubila Faventina" am 19.08.), aber auch Gesänge der islamischen Religion,
die von der muslimischen Sängerin Yasemin Sannino in einem "Open Mind"-Konzert gesungen werden ("Alba
Maryam" am 16.08.). Alessandro De Marchi wird im Innsbrucker Dom Alessandro Stradellas Oratorium "San
Giovanni Battista" dirigieren und damit 25 Jahre nach der bisher letzten Festwochen-Aufführung ein dramatisches
Sakralmusikwerk aufgreifen, in dem die Figur der Salome geradezu opernhaft das Geschehen dominiert. Eine Berühmtheit
im norditalienischen Musikleben zur Mitte des 17. Jahrhunderts war die Komponistin und Sängerin Barbara Strozzi,
eine Schülerin von Monteverdis Nachfolger Francesco Cavalli, der ebenso ein Festwochenkonzert gewidmet sein
wird ("Spiegelbild der Liebe" am 01.08.) wie Bachs zweiter Ehefrau und Muse, der Sängerin Anna Magdalena
Bach ("Bach und seine Muse" am 17.08.).
Octavia und Pygmalion
Beeindruckende Frauengestalten stehen auch in den beiden weiteren szenischen Opernproduktionen des Festwochensommers
2017 im Mittelpunkt der Handlungen: Neros Ehefrau Octavia in Reinhard Keisers Hamburger Opernerfolg "Die römische
Unruhe, oder Die edelmütige Octavia", eine vollständig mit SängerInnen des Cesti-Wettbewerbs
2016 besetzte Produktion der BAROCKOPER:JUNG, sowie die zum Leben erwachte, modellierte Muse des Künstlers
Pygmalion in der gleichnamigen Ballettoper des französischen Komponisten Jean-Philippe Rameau, mit der Christophe
Rousset mit dem Ensemble Les Talens Lyriques erstmals bei den Festwochen als Operndirigent zu erleben sein wird.
Monteverdis Ursprünge in der Renaissance werden im Festwochenprogramm 2017 ebenso hörbar wie seine Ausstrahlung
bis in die Musik des Spätbarock.
Festtag für Ferdinand
Nicht nur der 450. Geburtstag Monteverdis wird gefeiert, sondern auch der 450. Jahrestag vom Einzug Erzherzog
Ferdinands II. in Innsbruck als Herrscher Tirols. Eigens an einem Festtag für Ferdinand erklingen mit dem
Ensemble Cinquecento Madrigale und Motetten von Komponisten, die dem Regenten Musiksammlungen widmeten (wie Andrea
Gabrieli) und mit ihm in enger Verbindung standen (Orlando di Lasso). An der Renaissanceorgel "Organo di legno",
die mit Ferdinands zweiter Ehefrau Anna Caterina Gonzaga aus Italien nach Innsbruck kam, wird Peter Waldner Musik
aus Ferdinands Zeit spielen, die Szenen aus dem Leben eines Barockfürsten illustrieren.
Virtuosen der Alten Musik
Auf den Flügeln Amors werden bei den Festwochen 2017 weitere Interpretinnen wie die Sängerinnen Arianna
Vendittelli, Suzanne Jerosme, Mariana Florès, Nuria Rial und Sophie Rennert sowie die Geigerinnen Isabelle
Faust und Veronika Skuplik zu erleben sein. Mit den Flötisten Maurice Steger und Pedro Memelsdorff und dem
Cellisten Marco Ceccato kommen Virtuosen der Alten Musik nach Innsbruck. Als Ensembles treten außerdem die
Academia Montis Regalis, die Company of Music, das Marini Consort Innsbruck, Musica Antiqua Latina und die Akademie
für Alte Musik Berlin auf.
|