Tourismus, Wirtschaft und grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Korneuburg/St. Pölten (nlk) - Niederösterreich sei „eine strategisch wichtige Region in Europa“
und das Weinviertel sei „eine europäische Vorzeigeregion“, sagte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll am 30.11.
im Zuge einer Pressekonferenz in Korneuburg, dass sich durch die strategisch besondere Lage des Weinviertels zu
den Nachbarstaaten des neuen Europas und zur Bundeshauptstadt Wien viele Chancen ergeben würden. Um das Weinviertel
optimal weiterzuentwickeln, habe man drei wesentliche Schwerpunkte definiert: „den Tourismus weiterentwickeln,
die Standortqualität weiter erhöhen durch eine Wirtschaftsoffensive mit der nötigen Infrastrukturausstattung
und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiterentwickeln, um die Internationalität zu stärken“.
Die wesentliche Ausgangslage sei durch den Arbeitsmarkt bestimmt, sprach Landeshauptmann Pröll von einer „divergierenden
Situation“: Man habe in Niederösterreich auf der einen Seite rund 54.500 Arbeitslose und auf der anderen Seite
mit 606.000 Beschäftigten die höchste Beschäftigungsrate in der Zweiten Republik. Zur Situation
der Arbeitslosigkeit im Weinviertel sagte Pröll, dass man Ende Oktober einen Rückgang von 3,2 Prozent
in Hollabrunn und einen Anstieg von 1,9 Prozent in Korneuburg, 5,4 Prozent in Mistelbach und 5,7 Prozent in Gänserndorf
verzeichnet habe. Um dagegen anzukämpfen habe man in Niederösterreich eine Reihe von arbeitsmarktpolitischen
Maßnahmen gesetzt, für die man rund 580 Millionen Euro zur Verfügung habe. Im Weinviertel seien
52 Prozent der Teilnehmer an diesen arbeitsmarktpolitischen Projekten in ein reguläres Arbeitsverhältnis
übernommen worden.
Ein Schwerpunkt im Weinviertel sei es, den Tourismus weiterzuentwickeln, so der Landeshauptmann. „Wir haben im
Weinviertel einen touristischen Aufwind“, sagte Pröll, dass man 2015 um 40.000 Nächtigungen mehr als
vor fünf Jahren gehabt habe – das sei ein Nächtigungsplus von 7,8 Prozent. „Für 2016 erwarten wir
aufgrund der bisherigen Zahlen ein Nächtigungsplus von sieben Prozent“, betonte Pröll, dass das weit
über dem österreichischen Durchschnitt liege. Überdurchschnittlich im Tourismus sei der Bezirk Korneuburg:
Im Fünf-Jahres-Vergleich habe dieser ein Nächtigungsplus von 12,7 Prozent verzeichnet.
Den Tourismusboom im Weinviertel wolle man weiter forcieren, führte Pröll als nächsten Impuls die
Therme Laa an, wo morgen der nächste Ausbauschritt – das „Silent Spa“ – der Bestimmung übergeben werde.
„Wir haben derzeit rund 350.000 Gäste jährlich und rund 200 Arbeitsplätze. Wir erwarten uns durch
den Erweiterungsschritt neue Impulse, was die Besucherfrequenz anlangt“, so der Landeshauptmann. Weiters hob er
den Kulturtourismus hervor: Mit dem Viertelfestival 2017 werde man 66 Projekte von Mai bis August im Weinviertel
anbieten. „Das Festival steht unter dem Motto ‚Metamorphose’“, sagte Pröll, dass die Vorbereitungen dafür
bereits laufen würden.
„Niederösterreich ist das Gründer-Bundesland in Österreich“, führte der Landeshauptmann aus,
dass Niederösterreich mit rund 9.000 Gründungen im Jahr 2015 auf Platz eins unter den Bundesländern
liege. „Alleine im Weinviertel haben wir im Jahr 2015 1.850 Gründungen zu verzeichnen“, betonte Pröll
weiters: „Das Weinviertel ist eine unglaublich dynamische Wirtschaftsregion mit vielen wirtschaftlichen Hotspots.“
Als einen derartigen Hotspot nannte der Landeshauptmann den Wirtschaftspark Wolkersdorf, der sich „innerhalb kürzester
Zeit unglaublich entwickelt“ habe und heute 79 Unternehmen mit 1.900 Mitarbeitern zähle und weshalb man im
Juni einen weiteren Ausbau beschlossen habe. „Wir haben zahlreiche Betriebsgebiete“, führte Pröll als
Beispiel Leobendorf an, wo viel Innovations-Leistungskraft zuhause sei. So habe die Firma Chroma-Pharma den Innovationspreis
2016 in Niederösterreich erhalten.
Ein wichtiger Punkt im Individualverkehr sei der Ausbau des Straßennetzes, dabei gebe es im Weinviertel vier
Schwerpunkte, so Pröll: Der Abschnitt Schrick-Poysbrunn der A5 Nordautobahn sei derzeit in Bau und werde Ende
2017 fertig, anschließend beginne man mit dem Bau der Umfahrung Drasenhofen, die Ende 2018 sein solle. Auf
der A22 Donauuferautobahn werde 2018 im Bereich Stockerau Ost – Knoten Stockerau mit dem sechsspurigen Ausbau begonnen,
die Fertigstellung ist für 2020 geplant. Für den Ausbau der S3 Weinviertler Schnellstraße im Bereich
Hollabrunn – Guntersdorf sei die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) im Laufen, Beginn sei 2017, Fertigstellung
2019. Ebenfalls im Laufen sei die UVP für den Ausbau des Abschnittes Süßenbrunn – Gänserndorf
der S8 Marchfeld-Schnellstraße, Beginn sei 2019, Fertigstellung 2020.
Als Schwerpunkte im öffentlichen Verkehr nannte Pröll den Ausbau des Marchegger Ast, dieser werde zweigleisig
und es werden eine Elektrifizierung und Bahnhofsumbauten vorgenommen. Baustart sei vor kurzem gewesen, Fertigstellung
sei mit Ende 2023 geplant. Für den Ausbau der Nordbahn sei das UVP-Verfahren gestartet, Baubeginn sei 2021,
Fertigstellung 2026. Auf der Nordwestbahn werde es Fahrplan-Verbesserungen geben: einen Viertel-Stunden-Takt auf
der S3 (Wien-Floridsdorf – Korneuburg) und eine Taktverdichtung von einer halben Stunde bis Stockerau. Als besonders
Projekt hob der Landeshauptmann das IST-mobil im Bezirk Korneuburg hervor. Das Anruf-Sammeltaxi-System über
den gesamten Bezirk sei „eine bedarfsorientierte Ergänzung zum Linienverkehr“. Dass dieses Projekt beispielgebend
sei, zeige, dass das Projekt mit dem VCÖ-Mobilitätspreis 2016 ausgezeichnet worden ist.
„Derzeit sind im Weinviertel 15 Projekte in Umsetzung“, so Pröll zum Ausbau des Hochwasserschutzes. Als Beispiele
nannte er die Sanierung des Marchfelddammes mit Kosten von 9,2 Millionen Euro und den Schutz bei der Donau in Korneuburg
mit Kosten von 11,5 Millionen Euro. „Bis zum Jahr 2023 sind 54 zusätzliche Projekte im Hochwasserschutz-Bereich
geplant“, zehn Projekte davon werden im Bezirk Korneuburg umgesetzt.
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit werde im Weinviertel sehr ernst genommen, betonte der Landeshauptmann,
dass diese „unglaublich viel Frucht bringen kann“. „Seit kurzem haben wir grenzüberschreitende Rettungseinsätze
mit entsprechenden Verträgen mit den Regionen Südböhmen und Südmähren realisiert“, führte
Pröll aus, dass sich diese tatsächlich schon bewährt hätten. Weiters gebe es eine Kooperation
in Sachen Strahlentherapie: „Patienten aus den Kliniken Mistelbach, Hollabrunn und Krems können in Zukunft
im Krankenhaus Znaim strahlentherapeutisch behandelt werden“.
Grenzüberschreitend zusammengearbeitet werde auch bei der Weiterentwicklung des Nationalparks Thayatal. Insgesamt
habe dieser rund 7.500 Hektar – 82 Prozent seien in Tschechien und 18 Prozent in Niederösterreich. Als nächstes
Projekt wolle man ein ökopädagogisches Zentrum realisieren, um zeitgemäße Unterkunftsmöglichkeiten
für Schulklassen anbieten zu können. „Die Planungsarbeiten sind intensiv am Laufen, Baubeginn ist im
Frühjahr 2017“, informierte Pröll. Auch im Kulturbereich gebe es viele grenzüberschreitende Initiativen,
hob der Landeshauptmann die „Tage der offenen Ateliers“ hervor. Nächster Impuls könne die Landesausstellung
2021 werden, es gebe bereits zwei Bewerber: das Marchfeld und Retz – Znaim, als grenzüberschreitendes Projekt.
Die Standortentscheidung werde 2018 getroffen werden.
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