Salzburger Allianz für Wachstum und Beschäftigung präsentiert Maßnahmenpaket
Salzburg (lk) - Das Land Salzburg liegt im internationalen und österreichischen Vergleich der Arbeitsmarktdaten
im Spitzenfeld. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung müssen Maßnahmen in vielen Bereichen gesetzt werden,
um dem Arbeitsmarkt dauerhaft neuen Aufschwung zu verleihen. Aus diesem Grund wurde 2015 die Salzburger Allianz
für Wachstum und Beschäftigung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer ins Leben gerufen.
Zu den Partnern zählen das Land Salzburg, die Arbeiterkammer und der Österreichische Gewerkschaftsbund,
die Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung, das Arbeitsmarktservice, die Landwirtschaftskammer und Landarbeiterkammer,
der Salzburger Gemeindeverband und Städtebund, der Landesschulrat für Salzburg sowie das Sozialministeriumservice.
Eine der Aufgaben der Allianz ist die Abstimmung, Bündelung und Verknüpfung von Maßnahmen, die
zur Verbesserung der Arbeitsmarktlage in Salzburg beitragen. Nach mehr als einem Jahr intensiver Arbeit präsentierten
Landeshauptmann Wilfried Haslauer, WK-Präsident Konrad Steindl, AK-Direktor Gerhard Schmidt und AMS-Landesgeschäftsführer
Siegfried Steinlechner am 30.11. die Schwerpunkte der Salzburger Allianz für Wachstum und Beschäftigung
mit Fokus auf die Jugendbeschäftigung.
Studie der Landesstatistik zur Jugendarbeitslosigkeit
Um detaillierte Informationen über die Situation im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit zu erhalten und daraus
ableitend die entsprechenden Schlussfolgerungen und Maßnahmen treffen zu können, wurde von der Landesstatistik
für die Salzburger Allianz für Wachstum und Beschäftigung eine Studie über Jugendliche, die
derzeit weder am Bildungs- noch am Erwerbsleben teilnehmen, erstellt. Bei dieser detaillierten Analyse der NEET-Jugendlichen
(Not in Education, Employment or Training) wurden die verschiedenen Risikofaktoren für die Zugehörigkeit
zu dieser Gruppe deutlich. Bei der Gruppe der NEETs handelt es sich um Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren, die
nicht beschäftigt sind, keiner formalen Ausbildung nachgehen und sich nicht in beruflicher Fortbildung befinden.
Jugendliche mit geringem Ausbildungsgrad, mit Migrationshintergrund und den damit verbundenen sprachlichen Problemen
sind besonders gefährdet, zur Gruppe der NEETs zu zählen. Aber auch kulturelle Aspekte und die Möglichkeit
der Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben vor allem bei Frauen einen Einfluss auf das NEET-Risiko.
Österreichweit gesehen befindet sich das Land Salzburg mit einer Quote von 12,6 Prozent im Mittelfeld. Hier
liegen abgesehen von Wien alle Bundesländer knapp über oder unter dem Durchschnitt. Die Stadt Salzburg
ist innerhalb des Bundeslandes mit einem Prozentsatz von 19,3 "Spitzenreiter" bei Jugendlichen, die weder
einer formalen Ausbildung noch einer Arbeit nachgehen.
Für die Reduzierung des Anteils an NEET-Jugendlichen sind letztlich ähnliche Maßnahmen, die auch
im Zusammenhang mit dem Schulabbruch bereits eingeleitet wurden, notwendig. So tragen eine frühzeitige Sprachförderung,
eine umfassende Berufsberatung oder Qualifizierungs- und Weiterbildungsinitiativen auch dazu bei, den Anteil dieser
Jugendlichen zu senken.
Jeder Jugendliche soll einen Schul-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatz haben
Liegt die aktuelle Arbeitslosenquote bei den unter 25-Jährigen im EU-Schnitt bei 20,3 Prozent, rangiert
Österreich mit 10,6 Prozent hinter Deutschland an der zweiten Stelle. Salzburg liegt mit einer Quote von 6,2
Prozent weit unter dem Österreich-Durchschnitt.
"Jeder Jugendliche ohne Arbeit und Perspektive ist einer zu viel und braucht, ebenso wie jeder Erwachsene,
unsere volle Unterstützung. Damit niemand aus dem Bildungssystem rausfällt und jeder Jugendliche eine
echte Chance auf einen Abschluss hat, werden bereits viele konkrete Maßnahmen der Allianzpartner umgesetzt",
betonte Landeshauptmann Haslauer.
Die Salzburger Allianz für Wachstum und Beschäftigung hat sich zum Ziel gesetzt, Schul- und Ausbildungsabbrüche
zu reduzieren. Der Jahrgang 2017/2018 ist der erste, der von der Ausbildungspflicht betroffen ist. Das heißt,
dass all jene, die die Pflichtschule im Schuljahr 2016/2017 abschließen, bereits der Ausbildungspflicht unterliegen.
Die Ausbildungspflicht ist keine verlängerte Schulpflicht, insbesondere da sie nicht allein durch den Besuch
einer weiterführenden Schule erfüllt werden kann, sondern auch durch die Teilnahme an anderen Ausbildungen
oder Angeboten des AMS oder des Sozialministeriumservice. Fachleute gehen davon aus, dass mit der Ausbildungspflicht
bis 18 Jahre, die seit August 2016 in Kraft ist, weniger Jugendliche die Schule oder Lehre frühzeitig abbrechen.
Dennoch braucht es geeignete Maßnahmen für jene, die mehr Unterstützung benötigen.
Die beigelegte Landkarte "Jugendbeschäftigung in Salzburg" gibt einen guten Überblick über
bereits bestehende Maßnahmen gegen Schul- und Ausbildungsabbruch und zusätzlichen Qualifizierungsmaßnahmen
zum Berufsabschluss.
AK-Direktor Gerhard Schmidt hält fest, dass er die gemeinsamen Bemühungen – vor allem im Bereich Jugendbeschäftigung
– für sehr wichtig erachtet. Sie werden umso leichter positive Erfolge zeigen, je mehr generelle Wachstumsimpulse
die Salzburger Wirtschaft beleben. Die Sozialpartner haben ihre Vorschläge dem Land kürzlich unterbreitet.
WKS-Präsident Konrad Steindl begrüßte die Bemühungen, in wesentlichen Standortfragen eine
gemeinsame Sicht der Dinge zu entwickeln. Sowohl bei der Beschäftigung, als auch bei Forschung und Entwicklung
profitiert Salzburg von einer gemeinsamen standortpolitischen Strategie. "Hier vereint uns viel mehr als uns
trennt", meinte Steindl. "Allen Partnern der Allianz gemeinsam ist, dass die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit
einen besonderen Stellenwert genießt. Die WKS setzt dabei seit Jahrzehnten auf Lehre, Qualifikation und Weiterbildung."
Berufsorientierung nach Stärken wird immer wichtiger
Die Kluft zwischen den offenen Lehrstellen und Lehrstellensuchenden hat auch damit zu tun, dass viele Fähigkeiten
und Talente der Jugendlichen oft nicht erkannt und folglich nicht genutzt werden. Um die Situation zu verbessern
und jedem Jugendlichen eine Perspektive zu eröffnen, kommt der stärkenorientierten Berufsorientierung
eine hohe Bedeutung zu.
Die jüngste Initiative der Wirtschaftskammer Salzburg war im Herbst 2015 die Eröffnung des Talente-Checks
Salzburg beim WIFI Salzburg. Der Talente-Check ist Österreichs modernste Teststrecke für Talente und
Fähigkeiten. Im ersten Schuljahr 2015/2016 wurden mehr als 5.000 Schülerinnen und Schüler getestet.
Für das Schuljahr 2016/2017 sind 5.300 Tests gebucht. Mehr als 80 Prozent aller Jugendlichen und deren Eltern
nutzen das angebotene Beratungsgespräch. Nicht zuletzt ein Nachweis für ein gelungenes Projekt: Schülerinnen
und Schüler sowie Eltern benoten den Talente-Check Salzburg mit der Note 1,2.
Steindl: "Das ist eine Maßnahme mit Vorbild-Charakter. Das Ziel, dass alle Schülerinnen und Schüler
der 7. und 8. Schulstufe durch den Talente-Check erfahren, welcher Bildungsweg oder Berufsausbildung als besonders
geeignet erscheint, ist mit mehr als 82 Prozent nahezu erfüllt." Die Wirtschaftskammer ließ sich
den mehr als 700 Quadratmeter großen Testparcours, der als der modernste österreichweit gilt, immerhin
drei Millionen Euro kosten. Die laufenden Kosten werden je zur Hälfte vom Land und der Wirtschaftskammer getragen.
Neben der lehrplanmäßigen Berufsorientierung in den Schulen bietet die AK Salzburg unter dem Programm
"Arbeitswelt und Schule" Vorträge, Workshops und Simulationsspiele in Salzburgs Schulklassen an.
Im Vorjahr nahmen bereits mehr als 3.400 Salzburger Schülerinnen und Schüler an diesem Programm teil.
Besonders gefragt waren die Workshops zur Berufsorientierung und das Simulationsspiel "Wirtschaft".
"Wir haben aufgrund des enormen Interesses von Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern
heuer und im kommenden Jahr noch einen zusätzlichen Schwerpunkt gesetzt, um allen Salzburger Jugendlichen
diese Hilfestellung und Unterstützung anbieten zu können", berichtete AK-Direktor Schmidt.
"Es ist wichtig, dass wir den Jugendlichen eine an ihren Stärken orientierte Berufsorientierung anbieten
und Perspektiven aufzeigen. Nach wie vor entscheiden sich beispielsweise viel zu wenige Frauen für eine technisch-naturwissenschaftliche
Karriere. Wir wollen bereits in einer frühen Phase der Berufsorientierung den jungen Leuten Perspektiven aufzeigen.
Alle haben Talente, doch oft sind diese nicht auf den ersten Blick erkennbar. Der Talente-Check macht beispielsweise
Fähigkeiten transparent, zeigt passende Wege auf und steigert damit die Bildungs- und Berufschancen von Jugendlichen",
so Haslauer.
Zahl der Lehrlinge steigt erstmals wieder
Durch die direkte Verbindung von Arbeitsmarkt und Ausbildungssystem ermöglicht die Lehre eine besonders praxis-
und bedarfsgerechte Integration in Ausbildung und Beschäftigung. Sie sichert den Fachkräftenachwuchs
und steht im direkten Zusammenhang zu einer niedrigen Jugendarbeitslosigkeit. Die Versuche, diese Ausbildungsform
auf internationaler Ebene nachzuahmen, nehmen daher stark zu.
Nach Jahren rückläufiger Lehrlingszahlen hat sich die Lage bei den Lehranfängerinnen und Lehranfängern
heuer stabilisiert. Mit Stichtag 31. Oktober 2016 stehen in Salzburg um drei Prozent mehr Lehrlinge im ersten Lehrjahr
in Ausbildung als noch ein Jahr zuvor (von 2.361 auf 2.431). "Die Wirtschaft hat bereits frühzeitig die
Lage erkannt und mit vielfältigen Maßnahmen dem Trend entgegengesteuert. Diese Arbeit beginnt nun Früchte
zu tragen, die Abwärtsentwicklung konnte hoffentlich gestoppt werden", betonte der Präsident der
Wirtschaftskammer Salzburg, Konrad Steindl.
Aktuell stehen im Land Salzburg 366 Lehrstellensuchenden 1.079 offene Lehrstellen gegenüber. Das entspricht
einem Lehrstellenüberhang von 713 Lehrstellen.
Überbetriebliche Lehrausbildung wird ausgebaut
Wer trotz intensiver Bemühungen keinen Lehrplatz in einem Betrieb findet, kann eine Lehrausbildung in einer
überbetrieblichen Lehrwerkstätte beginnen. Finanziert wird die überbetriebliche Lehrausbildung (kurz
ÜBA) durch das AMS Salzburg und Land Salzburg. Mit Lehrgangsbeginn Herbst 2016 wurden aufgrund des höheren
Bedarfs bei der ÜBA-Sonderform "Verlängerte Lehrzeit und Teilqualifikation" die Ausbildungsplätze
aufgestockt. Die Gesamtkosten für insgesamt rund 147 Plätze (105 ÜBA und 42 ÜBA-Sonderform)
inklusive Vorbereitungslehrgänge belaufen sich auf zirka 3,2 Millionen Euro. Das Land Salzburg hat mit Beginn
2016 die finanzielle Beteiligung um 100.000 Euro auf insgesamt 500.000 Euro aufgestockt.
"Die überbetriebliche Ausbildung erweist sich in zweierlei Hinsicht als Erfolgsmodell: Einerseits eröffnet
sie Jugendlichen, die aus verschiedenen Gründen Probleme haben, eine Lehrstelle zu finden oder die eine Lehre
abgebrochen haben, die Chance auf eine Berufsausbildung. Andererseits trägt sie dazu bei, den Fachkräftenachwuchs
zu sichern und die regionalen Wirtschaftsstandorte zu stärken. Die Erfolgsquote ist, besonders in Salzburg,
beachtlich: Im Schnitt gelingt bei rund 70 Prozent der rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Übertritt
in ein reguläres betriebliches Lehrverhältnis innerhalb eines Jahres", so der Landesgeschäftsführer
des AMS, Siegfried Steinlechner.
"Es ist mir ein Anliegen, dass alle ausbildungswilligen Jugendlichen eine Chance auf eine gute berufliche
Ausbildung erhalten und dadurch einen wichtigen Grundstein für einen erfolgreichen Berufseinstieg legen können.
Aus diesem Grund stellt das Land Salzburg hier zusätzliche Gelder zur Verfügung", so Haslauer.
Bei der überbetrieblichen Lehrausbildung wird ein Ausbildungsvertrag nicht mit einem Lehrbetrieb, sondern
mit einer Schulungseinrichtung abgeschlossen. Gelingt es während der überbetrieblichen Lehre nicht, eine
Lehrstelle bei einem Betrieb zu finden, kann die gesamte Lehre überbetrieblich erfolgen und anschließend
zur Lehrabschlussprüfung angetreten werden. Die überbetriebliche Lehrausbildung richtet sich an jene,
die beim AMS als lehrstellensuchend gemeldet sind, die Schulpflicht abgeschlossen haben und trotz intensiver Bemühungen
keine Lehrstelle auf dem freien Markt finden. In allen rechtlichen Belangen sind Lehrlinge, die eine überbetriebliche
Lehrausbildung absolvieren, jenen Lehrlingen, die ihre Lehre bei einem Lehrbetrieb absolvieren, gleichgestellt.
Anstelle der Lehrlingsentschädigung gibt es in der überbetrieblichen Lehrausbildung eine Ausbildungsbeihilfe.
Diese beträgt 309 Euro netto im Monat. Ab dem dritten Lehrjahr beträgt sie 714,60 Euro monatlich.
Unterstützung durch Europäischen Sozialfonds
Ein wichtiges Instrument in der Sozialpolitik und Investition in Bürgerinnen und Bürger ist der Europäische
Sozialfonds (ESF). Dieser hat ein Gesamtvolumen von 12,6 Millionen für die ESF-Förderperiode bis 2020.
Hierbei wird die Hälfte vom Land getragen. "Salzburg setzt mit Verstärkung durch ESF-Gelder ergänzende
Bausteine für Wachstum und Beschäftigung, um möglichst allen Salzburgerinnen und Salzburgern ein
eigenständiges Leben auf Grundlage eines eigenerwirtschafteten Einkommens zu ermöglichen", so Haslauer.
Ein Vorzeigeprojekt des Europäischen Sozialfonds ist "Du kannst was!". Dieses wird aus dem ESF,
vom Land Salzburg und der AK Salzburg finanziert. Zielgruppe sind in Salzburg wohnhafte oder berufstätige
Menschen, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Davon gibt es in Salzburg gut 52.000. Die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer lernen durch punktgenaue Weiterqualifikation das, was ihnen zum Zeugnis noch fehlt. Hilfskräfte,
die gute Fertigkeiten aber noch keinen Abschluss haben, erlangen so in vier Schritten ihren Lehrabschluss und werden
so zu Fachkräften.
Ein weiteres erfolgreiches ESF-Projekt im Land Salzburg ist job.art. Dieses richtet sich speziell an NEET-Jugendliche
im Pongau und Pinzgau. Hier werden jene bis zu 18-jährige Jugendliche, die sich nach Ende der Schulpflicht
weder in einer Ausbildung befinden noch durch arbeitsmarktpolitische Projekte erreicht werden, betreut. Konkret
geht es um eine Beschäftigung in Form eines Tagelohnmodells (zum Beispiel in einer Textil- und Kreativwerkstatt)
zum Aufbau einer Tagesstrukturierung und in weiterer Folge um den Einstieg in eine berufliche Ausbildung.
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