Bestände der Gemeinde- und Pfarrarchive sowie Museen in elf Gemeinden dokumentiert
Salzburg (lk) - Welche alten Dokumente, Akten, Urkunden und Fotos gibt es im Oberpinzgau und vor allem in
welchem Archiv oder Museum lagern diese Schätze? Diese Fragen standen am Anfang eines mehr als einjährigen
Projektes, das am Abend des 29.11. in Stuhlfelden mit der Präsentation des "Archivführers Oberpinzgau"
abgeschlossen wurde. Der Archivführer (Herausgeber: Oskar Dohle, Thomas Mitterecker, Hannes Wartbichler) ist
in der Schriftenreihe des Salzburger Landesarchivs (Nr. 25) und zugleich in der Schriftenreihe des Archivs der
Erzdiözese Salzburg (Nr. 15) erschienen und kostet 15 Euro. Er kann im Salzburger Landesarchiv (Telefon: 0662
8042-4527, landesarchiv@ salzburg.gv.at) bestellt werden und ist
auch in den Gemeindeämtern im Oberpinzgau erhältlich.
Das Werk gibt Auskunft über die Bestände der Gemeinde- und Pfarrarchive sowie Museen in elf Gemeinden
im Oberpinzgau, von Krimml bis Piesendorf und Kaprun. Dazu wurden alle Bestände an Archivalien aufgenommen,
die tatsächlich in den Oberpinzgauer Gemeinden lagern, nachdem in den vergangenen Jahren doch viele Archivalien
an die großen Archive überstellt wurden. Einzelhinweise ermöglichen durchaus die Querverbindungen
zu den großen Archiven des Landes und der Erzdiözese Salzburg. Die Aufnahme von Piesendorf und Kaprun
gründet sich darauf, dass diese beiden Gemeinden in der kirchlichen Verwaltung zum Dekanat Stuhlfelden gehören.
Die zahlreichen Abbildungen lenken den Blick auf so manches kostbare Stück in den kleinen Oberpinzgauer Archiven.
Tradition und historische Überlieferung im Oberpinzgau erhalten
Den Heimatforschern, Ortschronisten und historisch Interessierten liegt mit diesem Archivführer eine gute
Basisquelle für ihre wissenschaftlichen Arbeiten vor. "Uns ist es ein Anliegen, dass die Bestände
möglichst im Oberpinzgau bleiben und gut dokumentiert sind", so Hannes Wartbichler. "Vor allem möchten
wir auch der Jugend, wenn sie sich beispielsweise in vorwissenschaftlichen Arbeiten mit der eigenen regionalen
Geschichte beschäftigt, eine Hilfestellung bieten. Wir wollen damit einen Beitrag dazu leisten, dass Tradition
und historische Überlieferung in dieser Region Salzburgs erhalten und 'lebendig' künftigen Generationen
weitergegeben werden können."
Überblick über historische Quellen und Bestände
Als 2008 das neue Salzburger Archivgesetz beschlossen wurde, dachten wohl viele Gemeinden daran, ihre Archive zu
durchforsten und neu aufzustellen. Nur wenige setzten dies allerdings in die Tat um. Anders im Oberpinzgau: Neben
den bisher schon tätigen Gemeindearchivaren Franz Brunner in Neukirchen und Josef Seifriedsberger in Bramberg
wurde in Mittersill Hannes Wartbichler zum Stadtarchivar ernannt. In der Folge luden diese Archivare auch aus den
übrigen Gemeinden historisch Interessierte zu Diskussionen ein. Bald darauf gründete sich der "Oberpinzgauer
Archivverbund" unter der Patronanz des Regionalverbandes.
"Es folgten mehrere Gespräche zwischen Hannes Wartbichler, dem Leiter des Archivs der Erzdiözese
Salzburg, Thomas Mitterecker, und mir, in denen die Idee entstand, die historischen Quellen und Bestände in
den Gemeinde- und Pfarrarchiven der Oberpinzgauer Gemeinden in einem eigenen Archivführer zusammenzufassen",
skizziert Herausgeber und Landesarchiv-Direktor Oskar Dohle. Darin sollten natürlich auch die Museen und sonstigen
Institutionen Platz finden.
Nach umfangreichen Recherchearbeiten im Jahr 2016 vor allem durch die Gemeinde-Archivare Brunner, Seifriedsberger
und Wartbichler – unterstützt durch Archivare und Bibliothekare des Archivs der Erzdiözese Salzburg –
entstand der neue Archivführer Oberpinzgau. Dieser ist sozusagen in Nachfolge der Salzburger Archivberichte
von Franz Martin aus dem Jahr 1948 getreten.
Zahlreiche Urkunden "wiederentdeckt"
Bei den Arbeiten an dem neuen Buch gab es übrigens auch einige Überraschungen: So wurden beispielsweise
im Gemeindearchiv Wald im Pinzgau eine Urkunde mit einem interessanten Siegel über eine Wappenverleihung aufgefunden
oder in Piesendorf rund 30 Urkunden vom Ende des 14. Jahrhunderts "wiederentdeckt", das heißt,
diese waren bisher in keiner Urkundensammlung dokumentiert.
Aufgrund dieser Tatsache ist der abschließende Wunsch des Mittersiller Stadtarchivars Hannes Wartbichler
nur allzu verständlich: "Es wäre schön, würde es in jeder Gemeinde einen Archivar oder
eine fixe interessierte Person geben, die sich laufend um die Bestände kümmert, damit die Dinge nicht
einfach irgendwo abgelegt und damit vergessen werden."
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