Entwicklungspolitische Fachtagung der Stadt Wien erörtert Handlungsbedarf
Wien (rk) - Anlässlich der diesjährigen entwicklungspolitischen Fachtagung der Stadt Wien sprachen
am 28.11. im Wiener Rathaus internationale ExpertInnen zu aktuellen Fragen rund um das Thema „Energie“. Der weltweite
Energiebedarf wächst bis zum Jahr 2035 um mehr als 30 Prozent. Vor allem die Industrie- und Schwellenländer
haben einen enormen Energiehunger. Demgegenüber stehen über eine Milliarde Menschen, die über keinen
Zugang zu Strom verfügen, noch einmal so viele sind auf unzuverlässige Stromnetze angewiesen. Besonders
in ländlichen Gebieten des globalen Südens gibt es einen großen Nachholbedarf an modernen, funktionierenden
Energiedienstleistungen für Kochen, Heizen, Beleuchtung oder Kommunikation.
Energie ist Grundvoraussetzung
Die Verfügbarkeit von nachhaltiger Energie ist wesentlich für die Entwicklung. Auch in den UN-Entwicklungszielen
wird dies im Ziel Nummer 7 festgehalten. Monika Weber-Fahr von der UN-Initiative „Sustainable energie for all“
unterstrich in ihrem Vortrag die Bedeutung von Energie als Voraussetzung für alle anderen Entwicklungssektoren,
insbesondere auch für Bildung, Gesundheit und Gender. Mittlerweile ist ein positiver Trend auf dem weltweiten
Energiemarkt feststellbar, denn im Jahr 2015 wurde erstmals mehr in Energieeffizienz und erneuerbare Energie investiert,
als in fossile Energieträger. Die Verteilung des Energieverbrauchs ist trotzdem zwischen den reichen Ländern
des Nordens und den armen Ländern des Südens höchst ungleich. So verbraucht ein Mensch in Österreich
pro Kopf im Jahr 7.989 Kilowatt Strom, während es in Äthiopien nur 37 Kilowatt sind.
Erfolgsbeispiele aus Indien und Westafrika
Großes Aufsehen erzielte der Vortrag von Bunker Roy, dem Gründer und Direktor des Barefoot College
in Indien. Im Rahmen dieser Initiative werden Frauen in ländlichen Regionen, die weder lesen noch schreiben
können, in sechsmonatigen Trainingskursen zu Solar-Ingenieurinnen ausgebildet. Nur durch praktisches Training
und selbstständiger Wiederholung der Arbeitsschritte erlernen die Frauen Fähigkeiten, die in ihren Dörfern
solarbetriebenes Kochen, Beleuchtung und sogar Schweißen ermöglichen. In abgelegenen Siedlungen kann
somit erstmalig auch Telekommunikation bzw. die Verwendung von kostengünstigen Laptops in Schulen erfolgen.
Dieser alternative Ansatz ist mittlerweile ein globaler Erfolg, denn auch in afrikanischen Ländern werden
Frauen in der Handhabung von Solarpanelen geschult. Der Direktor des „Westafrikanischen Zentrums für nachhaltige
Energie“, Mahama Kappiah, stellte in seinem Referat den ambitionierten Plan der westafrikanischen Saatengemeinschaft
ECOWAS vor, den Energieverbrauch in der Region trotz steigender Bevölkerungszahlen und wachsenden Bedarfs
auf nachhaltige Energieträger wie Biomasse, Wasser, Solar und Wind umzustellen.
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