Eine Kooperation von MAK und LE STANZE DEL VETRO in der MAK-Ausstellungshalle von 18.01. bis
17.04.2017
Wien (mak) - Die Ausstellung "DAS GLAS DER ARCHITEKTEN. Wien 1900–1937" rollt ein faszinierendes
Kapitel des österreichischen Kunsthandwerks auf: Entwürfe junger Architekten übten einen epochalen
Einfluss auf die Entwicklung des Kunstglases in der Wiener Moderne aus. Nach der erfolgreichen Präsentation
in den Räumlichkeiten von LE STANZE DEL VETRO in Venedig 2016 wird die beeindruckende Schau zu Jahresbeginn
2017 im MAK gezeigt. Die von Rainald Franz, Kustode MAK-Sammlung Glas und Keramik, kuratierte und gemeinsam mit
LE STANZE DEL VETRO realisierte Ausstellung bietet erstmals eine Gesamtschau von über 300 Gläsern aus
den letzten Jahrzehnten der österreichisch-ungarischen Monarchie bis zum Ende der Ersten Republik.
"DAS GLAS DER ARCHITEKTEN. Wien 1900–1937" zeigt großteils Objekte aus der MAK-Sammlung Glas und
Keramik, die ihre internationale Bedeutung insbesondere dem Reichtum an Glasarbeiten um die Jahrhundertwende und
dem herausragenden Bestand an Jugendstil-Gläsern verdankt. Das MAK präsentiert die Schau in räumlicher
und zeitlicher Nähe zur Ausstellung "GLÄSER DER EMPIRE- UND BIEDERMEIERZEIT. Aus der Sammlung des
MAK und der Glassammlung Christian Kuhn" (MAK-Ausstellungshalle, 1. Februar – 17. April 2017) und lenkt damit
parallel zu "handWERK. Tradiertes Können in der digitalen Welt" (MAK-Ausstellungshalle, 14. Dezember
2016 – 9. April 2017) den Fokus auf Glas als einen wesentlichen Werkstoff für Kunsthandwerk und Design in
den verschiedensten Epochen.
Glas galt in der Architektur der Wiener Moderne als besonders geeignetes Material, um neue Formen, Oberflächen
und spezielle Effekte zu erzielen. Eine Gruppe junger Architekten – Studenten der Wiener Akademie der bildenden
Künste unter Otto Wagner, der Kunstgewerbeschule und der Technischen Universität – entwickelte ein besonderes
Interesse an der Formgebung von Glas. Der Kontakt mit in Wien etablierten Glasmanufakturen wie E. Bakalowits &
Söhne und J. & L. Lobmeyr sowie mit Reformkunstbewegungen wie der Vereinigung Bildender Künstler
Österreichs – Wiener Secession, der Wiener Werkstätte oder dem Österreichischen Werkbund sicherte
die Realisierung radikal neuer Formkonzepte durch Produzenten wie Johann Loetz Witwe. Heute weltbekannte Protagonisten
der Wiener Moderne wie Josef Hoffmann (1870–1956), Koloman Moser (1868–1918), Joseph Maria Olbrich (1867–1908),
Leopold Bauer (1872–1938), Otto Prutscher (1880–1949), Oskar Strnad (1879–1935), Oswald Haerdtl (1899–1959) und
Adolf Loos (1870–1933) lancierten bahnbrechend neue Entwürfe für Zier- und Gebrauchsglas.
Im Sinne der Reform des Unterrichts an der Wiener Kunstgewerbeschule und entsprechend dem von der Wiener Werkstätte
vertretenen Credo einer gleichberechtigten Zusammenarbeit von Entwerfer und ausführendem Handwerker, arbeiteten
die Architekten nicht nur am Entwurf, sondern auch in den Glashütten vor den Glasöfen. Mit dieser Nähe
zur Fertigung, die Otto Wagner und Adolf Loos in ihrer neuen Definition der Rolle des Architekten propagierten,
schöpften sie die Möglichkeiten des Mediums Glas bestmöglich aus.
Dabei bedienten sie sich innovativer Material- und Gestaltungsmethoden, die in den von der Wiener Kunstgewerbeschule
in den Zentren der böhmischen Glasindustrie betriebenen Fachschulen in Steinschönau und Haida vorangetrieben
wurden. Wiener Kunstglas nach Architektenentwurf wurde zu einem fixen Bestandteil und einem Markenzeichen in den
wichtigen Reformkunstausstellungen, von der "VIII. Secessionsausstellung" in Wien 1900 über die
"Werkbundausstellung" in Köln 1914 bis zur "Exposition internationale des Arts décoratifs
et industriels modernes" in Paris 1925, sowie im Sortiment der Wiener Werkstätte.
Die Glasarbeiten in der Ausstellung werden um Entwürfe von Architekten der Wiener Moderne ergänzt sowie
um Fotografien, die damalige Ausstellungen dokumentieren und so die außergewöhnliche Wirkung, die diese
radikal modernen Objekte auf die Öffentlichkeit hatten, nachvollziehbar machen. Zeitgenössische Literatur
und Kritiken verdeutlichen die Tragweite des Interesses der österreichischen Modernisten an Glas.
"Das Glas der Architekten. Wien 1900–1937" ist nach der Ausstellung "I SANTILLANA" (Präsentiert
von Le Stanze del Vetro und der Fondazione Giorgio Cini, MAK-Schausammlung Gegenwartskunst, 19. November 2014 –
8. Februar 2015) die zweite Kooperation des MAK mit LE STANZE DEL VETRO.
LE STANZE DEL VETRO ist eine langfristige Gemeinschaftsinitiative der Fondazione Giorgio Cini und der Pentagram
Stiftung und widmet sich der Erforschung der Glaskunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Arbeit der Fondazione
Cini mit der Pentagram Stiftung für die Erhaltung, Archivierung und Digitalisierung der venezianischen Glasmacher-Archive
sowie die weltweit beachteten Ausstellungen der Le Stanze del Vetro finden ihre Parallele in der Aufarbeitung des
Nachlasses der Wiener Werkstätte im MAK.
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