Josef Krainer-Heimatpreis für Uni Graz-Forscher und Rudolf Muhr
Graz (universität) - Die Linguistik ist sein Fachgebiet, das Österreichische Deutsch sein „Herzensprojekt“:
Der Grazer Germanist und Sprachwissenschafter Prof. i. R. Dr. Rudolf Muhr wurde am 28.11. feierlich von Landeshauptmann
Hermann Schützenhöfer im Weißen Saal mit dem Josef Krainer-Heimatpreis ausgezeichnet. Muhr, der
als Uni Graz-Forscher internationale Anerkennung genießt und seit mittlerweile 17 Jahren das österreichische
„Wort“ und „Unwort“ des Jahres kürt, erhielt die Auszeichnung für seinen Beitrag zur Förderung der
österreichischen Identität. Verliehen wird der Preis vom Land Steiermark und dem Verein Josef Krainer-Steirisches
Gedenkwerk.
Zur Person
Der gebürtige Burgenländer Rudolf Muhr wurde 1950 geboren. Zunächst besuchte er die HBLA für
alpenländische Landwirtschaft in Raumberg, Obersteiermark; 1971 begann er an der Karl-Franzens-Universität
Graz Deutsch und Englisch Lehramt zu studieren, trat dann eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut
für Germanistik an. Bereits Anfang der 1980er-Jahre gründete er an der Uni Graz die Arbeitsgruppe „Deutsch
als Fremdsprache“ und war Initiator der „Sommerkurse Deutsch als Fremdsprache für Stipendiaten aus der Dritten
Welt“. Letzteres war auch ausschlaggebend für sein Interesse am Österreichischen Deutsch als plurizentrische
Sprache und einer eigenen Forschungsstelle, die er leitete. Der Linguist Muhr tritt dafür ein, das Österreichische
Deutsch nicht als einen „Dialekt“ des Norddeutschen anzusehen, sondern als eigene hierzulande aufrechte und gültige
Norm zu betrachten. Er führte in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Forschungsprojekte zu plurizentrischen
Sprachen im In- und Ausland durch. Er entwickelte eine österreichische Aussprachedatenbank, veröffentlichte
mehrere zweisprachige Schulwörterbücher und rief die Internet-Lernplattform „Wörterwelt“ für
Kinder aus Zuwanderfamilien ins Leben. Auch die Publikationsreihe „Österreichisches Deutsch – Sprache der
Gegenwart“ und die „Gesellschaft für Österreichisches Deutsch“ wurden von ihm gegründet, zudem ist
er laufend Organisator großer internationaler Sprachkonferenzen. 2015 veröffentlichte er ein Buch zu
den „Herzenswörtern der Österreicher“.
Gegen Ende jeden Kalenderjahres tritt Rudolf Muhr besonders in das Licht der Öffentlichkeit: Seit mittlerweile
17 Jahren kürt er als Vorsitzender einer namhaften Jury das „Wort“, „Unwort“, „Spruch“, „Unspruch“ und mittlerweile
auch das „Jugendwort“ des Jahres. Dazu sammelt er auf seiner Webseite jene Wörter, die während des Jahres
besonders im Vordergrund standen und in den Medien präsent waren. Bei der Wahl sind alle ÖsterreicherInnen
aufgerufen, mitzumachen. Siegerwörter in der Vergangenheit waren unter anderem „Rettungsgasse“, „fränkschämen“,
„situationselastisch“ und „Willkommenskultur“. Die Wahl solle die Leute zum Nachdenken bringen, was in der Gesellschaft
passiert, und nebenbei werde das Bewusstsein für die eigene und politische Sprache geschärft, betont
der Linguist immer wieder. Heuer wird das Ergebnis der Wahl am 5. Dezember 2016 über die Austrian Presse Agentur
der Öffentlichkeit präsentiert.
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