Reinhold Mitterlehner legt Mittelstandsbericht 2016 vor
Wien (pk) - "Der heimische Mittelstand hat sich in gesamtwirtschaftlich herausfordernden Zeiten erneut
als wichtige Säule der österreichischen Wirtschaft erwiesen. Unsere kleinen und mittleren Unternehmen
(KMU) sind im internationalen Vergleich überdurchschnittlich innovativ und bilden mit ihrer Vielfalt die Basis
der Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft". Mit diesen Worten im nunmehr
vorliegenden Mittelstandsbericht (III-325 d.B.) unterstreicht Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner einmal
mehr die zentrale Rolle der KMU für die heimische Wirtschaft, die auch von den Daten und Fakten bestätigt
wird. So haben sich die rund 330.000 kleinen und mittleren Unternehmen, die zwei Drittel der Erwerbstätigen
und Lehrlinge beschäftigen, nach den krisenbedingten Einbrüchen wieder positiv entwickelt und per Saldo
seit 2008 130.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Österreichs mittelständische Betriebe
zählen damit zu den krisenfestesten in der EU.
Steigende Beschäftigung und Wertschöpfung der KMU
Die mehr als 330.000 KMU beschäftigten 2014 über 1,9 Mio. Personen und erzielten Umsätze in der
Höhe von 456 Mrd. € sowie eine Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten von rund 114 Mrd. €. Sie stellten
fast 68 % der Arbeitsplätze zur Verfügung und waren für rund 64% der gesamten Erlöse bzw. rund
61% der gesamten Wertschöpfung verantwortlich. Im Zeitverlauf wird deutlich, dass sich sowohl die Beschäftigten
als auch die Umsätze und die Bruttowertschöpfung der KMU nach Rückgängen im Krisenjahr 2009
positiv entwickelten. Allein zwischen 2008 und 2014 stieg die Zahl der kleinen und mittleren Betriebe in Österreich
trotz weltweiter Wirtschaftskrise um 9,1%, die Zahl der Beschäftigten nahm um 7,4% zu, die Bruttowertschöpfung
der KMU erhöhte sich um 14,9%. Im kurzfristigeren Vergleich von 2012 bis 2014 stieg die Zahl der KMU um 4,2%,
die Zahl der Beschäftigten in KMU um 3,0% und die Wertschöpfung um 5,6%.
Mehr als ein Drittel der KMU sind Ein-Personen-Unternehmen
Unverändert hoch ist nach wie vor der Anteil der Ein-Personen-Unternehmen an den österreichischen KMU:
So haben rund 119.500 Unternehmen (36%) keine dauerhaft beschäftigten MitarbeiterInnen. Diese EPU sind meist
vielfältig vernetzt und im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen
stark vertreten. Die Zahl der Ein-Personen-Unternehmen wächst dabei stärker als die Gesamtheit der Unternehmen.
Zwischen 2008 und 2014 stieg sie um 13% im Vergleich zu rund 9% bei den Unternehmen insgesamt. Ein-Personen-Unternehmen
sind für rund 3% der Umsätze und rund 4% der Bruttowertschöpfung der heimischen marktorientierten
Wirtschaft verantwortlich.
Grenzen zwischen selbstständiger und unselbstständiger Tätigkeit verschwimmen
Der strukturelle Wandel und neue Arbeitsformen tragen aber auch dazu bei, dass die Grenzen zwischen selbstständiger
und unselbstständiger Tätigkeit zunehmend verschwimmen, weist der Bericht auf einen weiteren Trend hin.
Viele Personen entscheiden sich heute nicht zwangsläufig entweder für eine selbstständige oder eine
unselbstständige Tätigkeit, sondern führen im Laufe ihrer Erwerbslaufbahn beide Formen nacheinander
oder parallel aus. Die gleichzeitige Ausführung von selbstständiger und unselbstständiger Beschäftigung
- das so genannte hybride Unternehmertum – gewinnt gerade im Bereich der Ein-Personen-Unternehmen an Bedeutung.
Rund 99.100 oder 16% der selbstständig Beschäftigten können nach den Angaben des Berichts heute
als hybride UnternehmerInnen bezeichnet werden. Für die Politik stellt dies insbesondere eine Herausforderung
dar, zumal es nun gilt, rechtliche Rahmenbedingungen und soziale Sicherungssysteme auf die neuen Erwerbsformen
auszurichten.
Förderung von Start-ups im Fokus der Wirtschaftspolitik
Die Wirtschaftspolitik schenkt der Gründungs- und Wachstumsphase der Unternehmen besonderes Augenmerk. Im
Fokus stehen dabei die Start-up-Unternehmen, von denen höhere positive gesamtwirtschaftliche Effekte erwartet
werden. Der Bericht hebt in diesem Zusammenhang das Start-up-Paket der Bundesregierung hervor, das vor allem für
diese dynamische Unternehmensgruppe Impulse setzen will. Eine neue Risikokapitalprämie sowie eine neue Rechtsform
der Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft zielen darauf ab, private Investitionen in Start-ups zu fördern.
Die Entlastung der Lohnnebenkosten für die ersten drei MitarbeiterInnen soll zusätzliche Erleichterungen
in den Gründerjahren bringen.
EU-Vergleich: Nachholbedarf bei Entbürokratisierung, gute Note für online-Behördendienste
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und den Standort attraktiver zu machen, bleibt die Förderung der
kleinen und mittleren Unternehmen weiter ein zentrales wirtschaftspolitisches Anliegen, versichert der Bericht.
In diesem Sinn bekennt sich die Bundesregierung zum Small Business Akt (SBA) der Europäischen Union, der Österreich
im internationalen Vergleich ein gutes Zeugnis ausstellt. So lag Österreich bei der Implementierung der SBA-Grundsätze
"Internationalisierung", "Nachhaltigkeit, Umwelt und Energie", "Weiterqualifizierung und
Innovation" sowie "Binnenmarkt" über dem EU-Durchschnitt. Eine im europäischen Vergleich
durchschnittliche Position erreicht Österreich allerdings beim SBA-Grundsatz "Öffentliche Verwaltung",
der misst, wie gut die Behörden auf die Bedürfnisse der KMU eingehen. Zulassungs- und Genehmigungssysteme
sind in Österreich nach wie vor komplexer, und ein steigender Anteil von KMU gibt an, dass ständige Änderungen
von Regulierungen und Gesetzen ein Problem darstellen. Die Zeit für die Gründung einer GmbH hat sich
in Österreich in den vergangenen Jahren zwar verringert, liegt aber immer noch über dem EU-Durchschnitt.
Die Mehrheit von Unternehmen in Österreich sind allerdings als Einzelunternehmen tätig, die innerhalb
von 15 Minuten gegründet werden können. Positiv wirkt sich wiederum die gute Verfügbarkeit von online-Behördendiensten
aus.
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