Wien (wifo) - Die Industrieunternehmen sind mit der heimischen Verwaltung nur eingeschränkt zufrieden.
Fast die Hälfte der Unternehmer kritisieren Hürden bei der Steuererhebung und der Arbeitsplatzregulierung.
Verantwortlich dafür sehen sie die Politik, die zu wenig an den Standort denke. Das ergibt eine aktuelle Studie
des WIFO.
Die österreichischen Industrieunternehmen stellen der öffentlichen Verwaltung und den Behörden ein
nur mäßiges Zeugnis aus. Besonders unzufrieden zeigt sich die Industrie mit der Steuererhebung und der
Steuerprüfung durch das Finanzamt sowie mit den Bestimmungen zur Arbeitssicherheit und Arbeitsplatzregulierung.
Das ergibt eine breit angelegte Befragung heimischer Industrieunternehmen durch das Österreichische Institut
für Wirtschaftsforschung (WIFO). Die Studie ist Teil des WIFO-Forschungsprogramms "Österreich 2025".
Befragt wurden mehr als 300 der größten in Österreich tätigen Industrieunternehmen.
Insgesamt 47 Prozent aller befragten Unternehmer sind mit dem Verwaltungsaufwand rund um die Arbeitssicherheit
und mit der Arbeitsplatzregulierung "unzufrieden" oder "sehr unzufrieden". Weitere 43 Prozent
klagen über die behördlichen Abläufe bei der Steuererhebung und Steuerprüfung. Kritik gibt
es auch an der Durchführung öffentlicher Vergaben: 24 Prozent der Unternehmer sind mit den Ausschreibungen
"unzufrieden" oder "sehr unzufrieden".
Lob gibt es für die staatlichen Leistungen beim Import und Export von Gütern und Anlagen. Hier zeigen
sich 47 Prozent "zufrieden" oder "sehr zufrieden", nur 11 Prozent äußerten sich
negativ. Auch bei Patentverfahren, Forschungsförderung und der Zulassung von Produkten ergibt sich ein überwiegend
positives Bild. Gespalten ist die Industrie hinsichtlich der Einstellung neuer Beschäftigter: Mit den Behördenwegen
am AMS und staatlichen Leistungen (etwa Zuschüssen) zeigen sich 30 Prozent der Befragten "unzufrieden"
oder "sehr unzufrieden". Ihnen stehen 22 Prozent (sehr) zufriedener Unternehmer gegenüber.
"Die zentrale Kritik der Industrie entzündet sich weniger an Ineffizienzen der Verwaltung als an den
Regulierungsbefolgungskosten", sagt Projektleiter Werner Hölzl. "Die Unternehmer sehen sehr wohl,
dass die Behörden Regulierungen auszuführen haben, die von der Politik vorgegeben werden. Und die Regulierungsdichte
scheint immer weiter zuzunehmen." Hier verorten, so Hölzl, einzelne Unternehmen sogar "einen Widerspruch
zwischen den politischen Bekenntnissen zum Standort und der tatsächlichen Gesetzgebung."
Um den Standort zu sichern, wünschen sich 92 Prozent der Unternehmer eine Flexibilisierung des Arbeitsrechts,
so ein weiteres Ergebnis der WIFO-Studie. 88 Prozent fordern, dass die Steuer- und Abgabenquote generell gesenkt
wird. Weitere 67 Prozent befürworten eine Entlastung des Faktors Arbeit, die durch eine Verschiebung der Steuerbelastung
gegenfinanziert wird. 82 Prozent halten Verbesserungen im Bildungsbereich für wichtig. Auch Planungssicherheit
ist der Industrie wichtig: Immerhin 58 Prozent fordern, dass künftige Regulierungen besser vorhersehbar sein
sollten.
Für die WIFO-Studie wurden mehr als 1.000 Industrieunternehmen zu Wettbewerbsfähigkeit, Standortfaktoren,
Markt- und Produktstrategien sowie zu ihrer Positionierung in der internationalen Wertschöpfungskette befragt.
Die Rücklaufquote lag bei 32 Prozent. Befragt wurden sowohl rein österreichische Unternehmen sowie Unternehmen,
die Teil einer internationalen Unternehmensgruppe sind.
Publikationshinweis
Werner Hölzl, Klaus S. Friesenbichler, Agnes Kügler, Michael
Peneder, Andreas Reinstaller, Gerhard Schwarz, Österreich 2025 - Industrie 2025: Wettbewerbsfähigkeit,
Standortfaktoren, Markt- und Produktstrategien und die Positionierung österreichischer Unternehmen in der
internationalen Wertschöpfungskette (Dezember 2016, 37 Seiten, 40 €, Download 32 €: http://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/59184)
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