Wien (meduniwien) - Der Biomarker PD-1, ein Protein, könnte das Potenzial haben, das Überleben bzw.
das krankheitsfreie Überleben von LungenkrebspatientInnen vorherzusagen, bei denen der Tumor zuvor chirurgisch
entfernt wurde. Das belegen die Ergebnisse einer Studie, die unter der Leitung des Comprehensive Cancer Center
(CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien gemeinsam mit der MedUni Graz und der Universität von Novi Sad durchgeführt
wurde. Die Arbeit wird anlässlich der 17th World Conference on Lung Cancer präsentiert. Der Kongress
fand von 4. bis 7. Dezember in Wien statt.
In Österreich erkranken rund 4.000 Personen pro Jahr neu an Lungenkrebs. Rund drei Viertel der Betroffenen
leiden an einem sogenannten nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (auch Non-Small Cell Lung Cancer oder NSCLC). Bei wieder
etwa der Hälfte, also rund 1.400 Menschen, wird ein sogenanntes Adenokarzinom, die häufigste Unterart
des NSCLC, diagnostiziert. Je früher die Erkrankung entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Grundsätzlich bestehen die Therapieoptionen aus Operation, Bestrahlung, Chemotherapie (vor und nach der Operation),
aus Kombinationen dieser Verfahren und seit neuestem der Immuntherapie.
WissenschafterInnen rund um Martin Filipits, Krebsforscher am Institut für Krebsforschung der MedUni Wien
und Mitglied des CCC Vienna, konnten nun zeigen, dass PD-1, ein Protein, das an der Oberfläche von körpereigenen
Immunzellen vorkommt, ein Biomarker sein könnte, der das Überleben von PatientInnen vorhersagt, die an
einem Adenokarzinom erkrankt waren. PD-1 ist ein sogenanntes Immun-Checkpoint-Protein. Über Immun-Checkpoints
wird die korrekte Funktion der Immunantwort überwacht und eine laufende Immunreaktion gedrosselt. Das ist
wichtig, sonst könnte die Immunreaktion überschießen und Autoimmunerkrankungen entstehen.
Die ForscherInnen untersuchten in der Studie Tumorzellen und Zellen des Immunsystems von 159 Betroffenen. Allen
war das Karzinom zuvor entfernt worden, manche erhielten danach eine Chemotherapie. Bei 45 Prozent der PatientInnen
konnte PD-1 auf den Immunzellen, bei 37 Prozent PD-L1 auf den Tumorzellen nachgewiesen werden. Die Untersuchung
hat klar ergeben, dass die PatientInnen, bei denen PD-1 gefunden wurde, sowohl länger als auch länger
krankheitsfrei überlebten als die Betroffenen, bei denen PD-1 nicht nachgewiesen wurde. Dagegen machte es
keinen Unterschied in der Prognose, ob PD-L1 auf Tumorzellen vorhanden war oder nicht.
Filipits: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass PD-1 ein Biomarker sein könnte, mit dem das Überleben von
PatientInnen mit einem operablen Adenokarzinom der Lunge vorhergesagt werden kann. Diese Erkenntnis muss noch in
weiteren Studien belegt werden, zeigt aber auf, in welche Richtung weitergeforscht werden kann.“
PD-1 protein expression predicts survival in resected adenocarcinomas of the
lung
Bojan Zaric1, Luka Brcic2, Anna Buder3, Christian Tomuta3, Anita Brandstetter3,
Jorun O. Buresch3, Stefan Traint3, Vladimir Stojsic1, Tomi Kovacevic1, Branislav Perin1, Robert Pirker3, Martin
Filipits3; 1Institute for Pulmonary Diseases of Vojvodina, Faculty of Medicine, University of Novi Sad, Sremska
Kamenica/Serbia, 2Medical University of Graz, Graz/Austria, 3Medical University of Vienna, Vienna/Austria
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