Europäischer Mediengipfel Lech
Lech (lech-zürs) - Im Zuge des 10. Europäischen Mediengipfels in Lech am Arlberg wurde die letzten
drei Tage auf höchstem Niveau mit Vertretern aus Medien, Politik und Wirtschaft zum Thema „Unsere Zukunft
in Europa – Potenziale einer neuen Risikogesellschaft“, diskutiert. Am Abend des 02.12. und Vormittag des 03.12.
ging die Veranstaltung mit vier weiteren hochkarätigen Panels in ein fulminantes Finale.
Am letzten Abend des Mediengipfels wurde im arlberg1800 in St. Christoph noch einmal die Gefahr, die vom Populismus
in Europa ausgeht, als Diskussionsthema in den Fokus gerückt. Eine fesselnde Keynote von Jan Werner-Müller,
Professor an der Princeton University, gab den Anstoß für die anschließende Gesprächsrunde
der Landeshauptleute Markus Wallner (Vorarlberg) und Günther Platter (Tirol), die sich vor allem zu den Regionen
und deren Verbindung zu Europa äußerten.
Den Höhepunkt des Abends stellte die darauffolgende Podiumsdiskussion dar, in der sich Franz Fischler, ehemaliger
EU-Kommissar und Präsident des Forum Alpbach, Ursula Plassnik, Österreichische Botschafterin in Bern,
und Franz Schellhorn von der Agenda Austria, der schweren Existenzkrise der Europäischen Union widmeten, die
sowohl von rechts als auch links populistisch genutzt wird. „Die Programmatik rechter Parteien lässt sich
durch Populismus besser verkaufen“, verdeutlichte Fischler die Schwierigkeit gegen den Populismus in Europa anzukämpfen.
Der Abschlusstag startete mit einer Pressestunde mit dem ehemaligen Bayrischen Ministerpräsidenten Günther
Beckstein. Im Gespräch mit Sigmund Gottlieb, Chefredakteur des Bayrischen Fernsehens, warnte Beckstein vor
dem türkischen Präsidenten Erdogan. Die Entwicklung in der Türkei, die Beckstein aus persönlichen
Kontakten sehr gut kennt, bezeichnete er als besorgniserregend, allen voran mit Blick auf die Medienfreiheit. Er
ortete auch „gefährliche Islamisierungstendenzen“.
Bereichernde Gespräche
Zum Finale des diesjährigen Mediengipfels unterhielten sich führende Auslandskorrespondenten unter
der Moderation von Markus Spillmann, dem Leiter der Medienakademie, über die fragile Sicherheit Europas und
das Risiko eines neuen Kalten Krieges. Susanne Glass, Studioleiterin der ARD in Tel-Aviv, Carola Schneider, ORF-Büroleiterin
in Moskau, Niklaus Nuspliger, EU- und Nato-Korrespondent der NZZ in Brüssel, Johannes Hano, USA-Korrespondent
des ZDF und Pascal Thibaut, Korrespondent für RFI in Berlin, analysierten am Podium den Wahlsieg Trumps, die
Folgen des Brexit und die Bedeutung dessen für die Sicherheit Europas. „Man braucht nicht einzumarschieren,
die Gesellschaften können auch von Innen heraus destabilisiert werden,“ zeigte sich Hano nachdenklich und
betonte: „Es ist kein neuer Kalter Krieg im militärischen Sinne, sondern ein Krieg der Ideen zwischen autoritären
und liberalen Gesellschaftsmodellen“.
Die Podiumsteilnehmer waren sich am Ende aber darin einig, dass es durchaus auch Hoffnung gibt – und sich Europa
angesichts der weltpolitischen Veränderungen wieder verstärkt auf die eigenen Werte und Stärken
besinnen müsse und auch könne.
Mit diesem Appell endete nach drei Tagen vor der malerischen Kulisse des Arlbergs der 10. Europäische Mediengipfel.
Er brachte den Teilnehmern nachdenkliche, erheiternde und bereichernde Momente, mit hochkarätigen Gesprächen
spannender Persönlichkeiten. Im Fokus stand der Populismus und die von ihm ausgehenden Gefahren für Europa
und die Demokratie. In einem Punkt waren sich alle Politiker, Wirtschaftsexperten und Medienvertreter einig: Will
man dem Phänomen Populismus trotzen, braucht es einen starken Zusammenhalt nicht nur innerhalb der EU, sondern
aller Europäer.
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