Bank Austria Konjunkturindikator mit 1,9 Punkten auf höchstem Wert seit Sommer 2011 –
Das Beste kommt am Schluss: Wirtschaftswachstum im Jahr 2016 im 4. Quartal am stärksten
Wien (bank austria) - Die Erholung der österreichischen Wirtschaft gewinnt an Fahrt. „Die Entwicklung
des Bank Austria Konjunkturindikators zeigt seit dem Frühjahr klar nach oben. Mit 1,9 Punkten wurde im November
der höchste Wert seit dem Sommer 2011 erreicht. Für das Schlussquartal ist daher das stärkste Wirtschaftswachstum
des laufenden Jahres in Sicht“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Nach dem starken Anstieg
im Oktober, der nochmaligen leichten Verbesserung im November und den positiven Vorgaben ist für den Bank
Austria Konjunkturindikator im vierten Quartal mit einem durchschnittlichen Wert von knapp unter zwei Punkten zu
rechnen. „Der Bank Austria Konjunkturindikator lässt für das vierte Quartal 2016 ein Wirtschaftswachstum
von rund 1,8 Prozent im Jahresvergleich erwarten. Dieser dynamische Schlusspunkt des laufenden Jahres sollte für
2016 einen Anstieg des BIP um insgesamt 1,5 Prozent ermöglichen. Das bedeutet einen erfreulichen Anstieg gegenüber
dem Wirtschaftswachstum von 1 Prozent im Jahr 2015“, so Bruckbauer.
Nach einer anfänglich nur sehr moderaten Aufwärtstendenz hat sich die Konjunkturstimmung in Österreich
zum Jahresausklang spürbar verbessert. „Die Konjunktur in Österreich profitiert derzeit neben einer Stimmungsbelebung
in der Industrie auch von den positiven Effekten der Steuerreform und der niedrigen Inflation auf die Kaufkraft
der Konsumenten. Der Dienstleistungssektor sowie die Bauwirtschaft spüren Rückenwind“, meint Bruckbauer.
Der schnellere Anstieg der Konjunkturstimmung in Österreich mit Beginn des letzten Quartals 2016 steht auf
breiter Basis: Bei den heimischen Industriebetrieben setzt sich immer stärker eine optimistische Zukunftseinschätzung
durch, die durch eine Verbesserung der weltweiten Industriestimmung in den vergangenen Monaten Unterstützung
bekommen hat. Sowohl das heimische als auch das mit dem österreichischen Außenhandel gewichtete globale
Industrievertrauen liegen im November klar über dem langjährigen Durchschnitt. Die Befürchtungen
wegen des bevorstehenden Brexit wurden vorerst zur Seite geschoben und die Wahl von Donald Trump zum nächsten
US-Präsidenten wird derzeit positiv bewertet, da die Hoffnung auf eine durch eine offensive Fiskalpolitik
befeuerte US-Wirtschaft zugenommen hat. Darüber hinaus verbessert sich, gestützt auf die Stabilisierung
der Lage am Arbeitsmarkt, die bislang sehr negative Stimmung der österreichischen Konsumenten. Das schlägt
sich in einer nochmals verbesserten Einschätzung der Wirtschaftsaussichten durch die Dienstleistungsbetriebe
nieder. Die heimische Bauwirtschaft ist aufgrund der guten Auftragsentwicklung, die im November leicht abgeflacht
war, weiterhin so positiv gestimmt wie zuletzt vor Ausbruch der Finanzkrise 2008/2009.
Wachstumsprognose 2017 erhöht
„Die österreichische Wirtschaft wird schwungvoll ins Jahr 2017 starten und die positive Entwicklung sollte
auch im weiteren Jahresverlauf anhalten. Wir haben unsere Wachstumsprognose für 2017 von 1,1 auf 1,6 Prozent
angehoben“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Allerdings bergen die bevorstehenden Verhandlungen
über den Brexit, wirtschaftspolitische Überraschungen im Zuge der US-Präsidentschaft von Donald
Trump sowie bevorstehende Wahlen in Europa (z.B. in Frankreich und Deutschland) Potenzial für Enttäuschungen.
Die Inlandsnachfrage wird 2017 die bestimmende Kraft bleiben, dürfte jedoch etwas geringer ausfallen als im
laufenden Jahr. Die Effekte der Steuerreform schwächen sich ab. Die positive Wirkung der niedrigen Inflation
lässt nach. Die Lohnabschlüsse bringen keinen vollständigen Kaufkraftausgleich, so wird der Konsum
sein Wachstumstempo 2017 etwas verringern. Zudem dürften die Investitionen, beeinflusst von dem risikoreicheren
globalen Umfeld, nicht mehr ganz so dynamisch ausfallen wie 2016. Insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen
werden das Tempo von 2016 nicht halten können. Die Aussichten für Bauinvestitionen bleiben dagegen günstig,
die Auftragslage im Hochbau ist gut.
Während die sehr entgegenkommende Geldpolitik der EZB anhalten und weiterhin für niedrige Kreditzinsen
sorgen wird, lässt der Rückenwind durch die Steuerreform, die niedrigen Rohstoffpreise und der Abschwächung
des Euros nach oder kehrt sich 2017 teilweise sogar um. Damit wird die Stabilisierung der Wachstumsdynamik von
einer Belebung des globalen Wachstums und des Außenhandels abhängen. Stärkeres Wachstum in den
USA und verbesserte Konjunktursignale in einigen Schwellenländern versprechen zumindest moderate Impulse.
Zunehmende protektionistische Tendenzen oder ein weiteres schwaches Jahr der Schwellenländer stellen jedoch
Unsicherheiten dar, die jedenfalls höher als 2016 einzuschätzen sind.
Nach Stabilisierung 2016 steigt Arbeitslosenquote im Jahr 2017 wieder leicht an
Die Beschleunigung der Konjunkturerholung im Jahr 2016 hat zur Stabilisierung der Lage am Arbeitsmarkt beigetragen.
„Der 2011 begonnene Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote wurde im laufenden Jahr unterbrochen. Die Arbeitslosenquote
wird im Jahresdurchschnitt 2016 mit 9,1 Prozent gleich hoch wie 2015 sein. 2017 ist trotz stärkerer Konjunktur
und einem Beschäftigungsplus von einem Prozent aufgrund des höheren Arbeitskräfteangebots eine neuerliche
leichte Steigerung der Arbeitslosenquote auf 9,3 Prozent zu erwarten“, so Pudschedl. Nach dem Anstieg der Beschäftigung
um beachtliche 1,5 Prozent im Jahr 2016 ist auch 2017 ein Beschäftigungsplus von über 1 Prozent aufgrund
der Schaffung von 40.000 zusätzlichen Jobs zu erwarten. Abhängig von der Stärke des weiteren Zuwachses
an Arbeitskräften aus dem In- und Ausland könnte 2017 mit 9,3 Prozent bereits der Höhepunkt der
Arbeitslosigkeit erreicht sein.
Inflation im Aufwärtstrend
Trotz der Beschleunigung der Teuerung seit Herbst wird die Inflationsrate 2016 im Jahresdurchschnitt mit 0,9 Prozent
insgesamt genauso niedrig wie 2015 sein. Der Aufwärtstrend wird sich jedoch bedingt durch die Preisdynamik
der Rohstoffe in den kommenden Monaten noch weiter fortsetzen. Nach der vereinbarten Förderkürzung der
OPEC besteht das Risiko eines spürbar steigenden Ölpreises. „Die Inflation in Österreich wird vor
allem aufgrund der Rohstoffpreisentwicklung, aber auch durch die weiterhin hohe Preisdynamik einiger Dienstleistungen
und der Mieten insbesondere in der ersten Jahreshälfte 2017 an der 2-Prozent-Marke kratzen. Im Jahresdurchschnitt
2017 erwarten wir einen Anstieg der Teuerung auf 1,8 Prozent“, so Pudschedl.
|