Erste Schätzungen von Statistik Austria für 2016
Wien (statistik austria) - Nach Verlusten in den vier vorangegangenen Jahren nahmen die in der heimischen
Landwirtschaft erwirtschafteten Einkommen 2016 wieder zu. Ersten Schätzungen im Rahmen der Landwirtschaftlichen
Gesamtrechnung (LGR) von Statistik Austria zufolge erhöhte sich das durchschnittliche landwirtschaftliche
Einkommen je Arbeitskraft (gemessen als Faktoreinkommen, d. h. als Nettowertschöpfung zu Faktorkosten) im
Vorjahresvergleich real um 7,5%, nach einem Rückgang um 7,2% im Jahr 2015. Zum Anstieg im Jahr 2016 trugen
vor allem die gestiegenen Erntemengen im Ackerbau bei. Die zur Abfederung der starken Frostschäden im Obst-
und Weinbau gewährten Frostentschädigungen ließen die öffentlichen Gelder steigen. Neben den
Produktionseinbußen bei Obst und Wein schwächten u. a. die weiter gesunkenen Erlöse in der Milchproduktion
den Einkommensanstieg ab.
Der Gesamtproduktionswert der österreichischen Landwirtschaft wird für 2016 auf rund 6,8 Mrd. Euro geschätzt,
mit einem Plus von 0,7% gegenüber dem Vorjahr. Die im Rahmen der Einkommensberechnung berücksichtigten
öffentlichen Gelder nahmen gegenüber 2015 um 6,6% auf rund 1,5 Mrd. Euro zu. Die Aufwendungen für
Vorleistungen, Abschreibungen und sonstige Produktionsabgaben betrugen gemäß den ersten Schätzungen
in Summe rund 6,2 Mrd. Euro (-0,2%). Für das landwirtschaftliche Faktoreinkommen (welches die Entlohnung der
von den familieneigenen und familienfremden Arbeitskräften geleisteten Arbeit sowie der Produktionsfaktoren
Boden und Kapital misst) ergibt sich damit ein Anstieg um 8,0% auf rund 2,1 Mrd. Euro. Je Arbeitskraft war der
Einkommenszuwachs wegen des fortschreitenden Strukturwandels etwas stärker ausgeprägt als für den
landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereich insgesamt. Bei einem geschätzten Rückgang des landwirtschaftlichen
Arbeitseinsatzes von 1,4% betrug der Anstieg je Arbeitskraft nominell 9,5% bzw. real 7,5%.
Unterschiedliche Ergebnisse im Pflanzenbau, neuerliche Einbußen in der tierischen Produktion
Der leichte Anstieg des Gesamtproduktionswerts der heimischen Landwirtschaft war auf wertmäßige
Zuwächse in der pflanzlichen Erzeugung zurückzuführen, deren Produktionswert um 3,5% auf rund 2,9
Mrd. Euro stieg. Der Wert der tierischen Erzeugung nahm hingegen – nach einem deutlichen Minus im Jahr 2015 – nochmals
um 1,9% auf rund 3,2 Mrd. Euro ab.
Nach den Hitze- und Trockenschäden des Vorjahres konnten 2016 im Acker- und Futterbau wieder deutlich höhere
Erntemengen eingebracht werden. Vor allem bei den Herbstkulturen und im Grünland wurden infolge der guten
Wasserversorgung überdurchschnittliche Hektarerträge erzielt. Die reichlichen Niederschläge hatten
allerdings auch einen erhöhten Krankheitsdruck bis hin zur teilweisen qualitativen Beeinträchtigung des
Ernteguts zur Folge. Zu einer deutlichen Produktionssteigerung gegenüber 2015 kam es auch im Gemüsebau,
wiewohl die Ernte im mittelfristigen Vergleich nach wie vor leicht unterdurchschnittlich ausfiel. Ein Wintereinbruch
bzw. Frostnächte Ende April/Anfang Mai führten im Obst- und Weinbau zu massiven Ernteausfällen,
wobei der Süden Österreichs besonders betroffen war. Weiters verursachten Hagelunwetter gebietsweise
starke Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen. Die Erzeugerpreise für pflanzliche Produkte lagen laut
vorläufigen Berechnungen um 0,7% unter dem Vorjahresniveau, wobei die Entwicklung bei den einzelnen Produktgruppen
recht unterschiedlich ausfiel: Während die Preise für Feldfrüchte und Futterpflanzen nachgaben,
zogen die Preise für Obst und Trauben kräftig an.
Nach wie vor schwierig gestaltete sich die Situation in der Milchproduktion, geprägt von niedrigen Preisen,
die erst ab Juli wieder langsam anstiegen. Laut vorläufigen Berechnungen sank der Produktionswert von Milch
2016 – bei einer weiteren Ausweitung des Erzeugungsvolumens – um 4,6% (2015: -10,6%). Neuerliche Einbußen
gab es auch bei Rindern (-1,6%) und Schweinen (-1,1%). Während die Abnahme des Produktionswerts von Rindern
ebenfalls aus gesunkenen Preisen resultierte, standen in der Schweinehaltung leicht gestiegene Preise einem Rückgang
des Produktionsvolumens gegenüber. Wertmäßige Zuwächse konnten in der Geflügel- und Eiererzeugung
verzeichnet werden.
Produktionskosten relativ stabil
Die Aufwendungen für Vorleistungen beliefen sich 2016 auf geschätzte 4,2 Mrd. Euro (+0,2%). Die Vorleistungspreise
lagen dabei im Mittel um 1,5% unter dem Vorjahresniveau, wobei vor allem die Treibstoff- und Düngemittelpreise
deutlich nachgaben. Die Abschreibungen für das Anlagevermögen betrugen rund 1,9 Mrd. Euro (+0,2%). Die
sonstigen Produktionsabgaben sanken nach ersten Schätzungen um 15,3% auf 0,15 Mrd. Euro.
Mehr öffentliche Gelder
Die für die Ermittlung des landwirtschaftlichen Einkommens zu berücksichtigenden öffentlichen
Gelder (laut LGR-Terminologie "Gütersubventionen" und "sonstige Subventionen") erhöhten
sich 2016 in Summe um 6,6%: Mit rund 1,5 Mrd. Euro stellen sie einen wesentlichen Einkommensbestandteil dar. Der
Anstieg im Jahr 2016 war vor allem auf die Frostentschädigungen für den Obst- und Weinbau und in geringerem
Ausmaß auch auf gestiegene Zahlungen im Rahmen des Österreichischen Agrar-Umweltprogramms ÖPUL
zurückzuführen.
Ergebnisse für EU-28
Die vorliegende erste Vorschätzung der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung für Österreich wurde
Ende November 2016 an das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) übermittelt. Die auf Meldungen
der einzelnen Mitgliedstaaten basierende erste Schätzung der Agrareinkommen in der EU-28 insgesamt wird von
der Europäischen Kommission ebenfalls heute in Form einer Pressemitteilung vorgestellt.
Ausführlichere Informationen zur Einkommensentwicklung der österreichischen Landwirtschaft 2016 werden
im Februar 2017 anlässlich der Publikation der zweiten Vorschätzung der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung
veröffentlicht.
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