Wien (belvedere) - Das 21er Haus zeigt vom 14. Dezember 2016 bis 23. April 2017 in der Ausstellung Franz West
– ARTISTCLUB zentrale Arbeiten des bedeutenden österreichischen Künstlers Franz West (1947-2012). Die
ausgestellten Werke von 36 Künstlerinnen und Künstlern sind alle in Kooperation mit Franz West entstanden.
Der sogenannte ARTISTCLUB ist ein partizipatives Projekt von West aus dem Jahre 1999. Zu Lebzeiten des Künstlers
konnte er nie in gewünschter Form umgesetzt werden, nun wird er als kuratorische Idee im Sinne einer interaktiven
Ausstellung erfahrbar. Die Besucher sind dazu eingeladen, selbst Teil des Kunstwerks zu werden.
In Wests Kunstschaffen spielen die Partizipation des Betrachters und die Kollaboration mit anderen Künstlern
eine zentrale Rolle. Das Verhältnis zwischen dem Künstler, der künstlerischen Arbeit und dem Rezipienten
wird von ihm stets hinterfragt. Die Ausstellung reflektiert Wests Auffassung von Kunst als zugänglichen Akt,
sein Konzept der Einbindung unterschiedlicher künstlerischer Positionen sowie seinen damit in Zusammenhang
stehenden Begriff der Autorschaft.
„Franz West war unter den Kunstschaffenden in Österreich eine Ausnahmeerscheinung. Sein Prinzip der Zusammenarbeit
mit anderen Künstlern und der Teilhabe der Kunstbetrachter ist bis heute einzigartig. Die Ausstellung im 21er
Haus folgt seinem künstlerischen Ansatz und wurde dank der Unterstützung vieler Weggefährten des
verstorbenen Künstlers möglich. So kehrt Franz West nach zwanzig Jahren an den Ort seiner großen
Personale Proforma zurück,“ so Dr. Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und 21er Haus.
Das 21er Haus lässt mit der Ausstellung Wests Konzept vom ARTISTCLUB wieder aufleben. Ab Mitte Jänner
wird jeden zweiten Mittwoch von 18 bis 21 Uhr die ursprüngliche Idee neu interpretiert. So dient das vier
Meter breite Kunstwerk von Heimo Zobernig in der Mitte des Ausstellungsraums als „Open Stage“ für Lesungen,
Talks, Konzerte, Performances und vieles mehr. Zusätzlich ist der Besucher in der Ausstellung im 21er Haus
im Sinne von Franz West dazu aufgerufen, mit den Objekten zu interagieren und unter anderem auf den Sitzgelegenheiten
Platz zu nehmen.
„Die Idee des ARTISTCLUB von Franz West als postkonzeptuelles Kunstwerk liefert den kuratorischen Rahmen zum großen
Thema der künstlerischen Kollaboration und der Komplizenschaft bei Franz West. Dies lässt die Ausstellung
zu einem partizipativen Ereignis werden. So wissen auch wir nicht, was der ARTISTCLUB in unserer Ausstellung alles
zutage fördern wird. Es bleibt spannend – so wie man es von Franz West immer gewohnt war“, so Harald Krejci,
Chefkurator des 21er Haus.
1947 in Wien geboren, entdeckte Franz West bereits in seiner Jugend die Leidenschaft für die Kunstwelt. Er
verschaffte sich Einblick in internationale Kunstbewegungen und pflegte Kontakte zur Intellektuellenszene Wiens.
Die intensive Lektüre und Reflexion philosophischer Schriften wirkte sich zeitlebens entscheidend auf Wests
künstlerisches Schaffen aus. 1970 begann West spontan und autodidaktisch mit seiner eigenen Kunstproduktion.
Nach kleinformatigen Papierarbeiten entstanden ab Mitte der 1970er-Jahre die ersten sogenannten "Passstücke".
Diese dienen als plastische Erweiterungen des menschlichen Körpers und machen den Betrachter zum elementaren
Bestandteil des Gesamtkunstwerks.
Auch die berühmten Sitzmöbel sowie die großformatigen Außenskulpturen Wests basieren auf
dem Grundsatz der Partizipation. Sein Werkbegriff ist durch wandelbare Bedeutungs- und Beziehungsgefüge definiert.
Anders als bei einem gänzlich autonom gedachten Werk sollen keine endgültigen Antworten formuliert werden.
Wests Skulpturen und Installationen offerieren stets die Möglichkeit für einen Dialog mit dem Besucher,
sowohl auf physisch erlebbarer als auch auf intellektueller Ebene.
Wests offener Werkbegriff, der mit den "Passstücken" seinen Anfang nahm, fand konsequente Erweiterung
in der Relativierung der Bedeutung der Autorschaft. Durch Mitautorschaft und Kollaboration sowie durch das Wiederaufgreifen
von Werken aus diversen Schaffensphasen und die Einbeziehung von Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler
führte West ein subversives, oftmals auch humorvolles Spiel mit der Autorschaft von Kunstwerken. Wests Werke
sind Elemente künstlerischer Interaktion. Ziel der Ausstellung im 21er Haus ist, die unterschiedlichen Szenarien
seiner Vorgehensweisen aufzuzeigen und zu untersuchen.
In diesem Zusammenhang ist auf die äußerst bedeutende Arbeit "Extroversion" hinzuweisen, die
West für die Biennale di Venezia 2011 konzipierte. West stülpte für die Installation die Wände
der Küche seines Ateliers quasi um. Die darin enthaltenen 43 künstlerischen Arbeiten von Freunden, Künstlerkollegen
und Mitarbeitern traten so nach außen. Sie behielten ihre Autonomie, wurden aber zugleich Teil eines großen,
komplexen Kunstwerks. Neben dem charakteristischen Prozess der Verlagerung von Werk- und Autorbegriff öffnet
"Extroversion" zudem ein neues spannendes Feld hinsichtlich Wests Erfahrung und Behandlung von Raum und
Architektur. So bildet die Arbeit den Ausgangspunkt für einen zusätzlichen Fokus der Ausstellung, in
dem anhand konkreter Konzepte Wests Raum- und Architekturauffassung behandelt wird.
Die Ausstellung zeigt Franz West gemeinsam mit Bizhan Bassiri, Elisabetta Benassi, Songül Boyraz, Jean-Marc
Bustamante, Plamen Dejanoff & Svetlana Heger, Mathis Esterhazy, Marina Faust, Marco Fedele di Catrano, Urs
Fischer, Herbert Flois, Gelatin, Douglas Gordon, Heiri Häfliger, Richard Hoeck, Peter Höll, Franz Kapfer,
Mike Kelley, Leopold Kessler, Roland Kollnitz, Anita Leisz, Sarah Lucas, Otto Muehl, Albert Oehlen, Michelangelo
Pistoletto, Rudolf Polanszky, Andreas Reiter Raabe, Anselm Reyle, Tamuna Sirbiladze, Josh Smith, Johann Szenizcei,
Octavian Trauttmansdorff, Zlatan Vukosavljevic, Hans Weigand, Erwin Wurm, Heimo Zobernig.
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