ForscherInnen entdecken überraschende Rolle eines Botenproteins in Tumorzellen
Wien (universität) - Manuela Baccarini und ihr Team an den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) der Universität
Wien und der Medizinischen Universität Wien sind in der Entschlüsselung jener Mechanismen, die dem Leberkrebs
zugrunde liegen, einen Schritt weiter gekommen. Mit "RAF1" identifizierten sie ein Protein, das normalerweise
die Entwicklung von Krebs fördert, bei Leberkarzinomen aber den gegenteiligen Effekt hat: Bei gewissen Zelltypen
bremst RAF1 das Wachstum der Tumorzellen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Nature Communications"
veröffentlicht.
Eine häufige Form von Leberkrebs, das so genannte hepatozelluläre Karzinom (HCC), ist eine der weltweit
verbreitetsten Tumorerkrankungen. PatientInnen mit HCC haben bislang eine sehr geringe Überlebenschance. Dies
rührt teilweise daher, dass HCC auf molekularer Ebene eine sehr uneinheitliche Krankheit ist. HCC-Tumore weisen
oftmals unterschiedliche molekulare Merkmale auf – eine Tatsache, die die Entwicklung von gezielten Therapien maßgeblich
erschwert. Daher ist es von essenzieller Bedeutung, alle Teile des komplexen HCC-Puzzles zu identifizieren, um
das komplette Bild betrachten zu können.
Das Protein RAF1 ist bekannt für seine essentielle Rolle bei der Entwicklung verschiedener Tumorarten. Die
neuen Erkenntnisse von Manuela Baccarini und ihrem Team zeigen einen gegenteiligen Effekt. Ines Jeric, Erstautorin
der Studie, erklärt: "Unsere Ergebnisse weisen auf eine neue Rolle von RAF1 bei Lebertumoren hin. Wir
haben zwei entgegengesetzte Funktionen in unterschiedlichen Zelltypen der Leber gefunden. Zum einen bremst RAF1
die Wucherung von bösartigen Hepatozyten, den eigentlichen Tumorzellen. Andererseits wird RAF1 aber in Entzündungszellen
benötigt, um eine geeignete Umgebung für da Wachstum von HCC zu erzeugen." Dies wurde sowohl an
lebenden Organismen getestet als auch durch die Analyse von Biopsien menschlicher Tumore belegt.
Zurzeit ist die einzig zugelassene Therapie für ein fortgeschrittenes hepatozelluläres Karzinom ein Medikament
namens Sorafenib, das auf die Inhibierung der Aktivität von Botenproteinen, darunter auch RAF1, abzielt. Die
Erkenntnis, dass ein Fehlen von RAF1 die Fortschreitung des Tumors fördert, zeigt die absolute Notwendigkeit,
diese Krankheit auf molekularer Ebene besser zu verstehen. "Es wäre großartig, wenn unsere Ergebnisse
dazu beitragen könnten, neue Therapien gegen HCC zu entwickeln, oder zumindest die bestehenden Therapien besser
zu verstehen", so Manuela Baccarini. "Eine unmittelbarere Anwendung der Ergebnisse könnte aber auch
die Einsetzung von RAF1 und der von diesem Protein regulierten Moleküle als Biomarker in HCC sein."
Publikation in "Nature Communications"
"A cell-autonomous tumor suppressor role of RAF1 in hepatocarcinogenesis":
Ines Jeric, Gabriele Maurer, Anna Lina Cavallo, Josipa Raguz, Enrico Desideri, Bartosz Tarkowski, Matthias Parrini,
Irmgard Fischer, Kurt Zatloukal and Manuela Baccarini. Nature Communications,
DOI: 10.1038/ncomms13781.
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