Wien b&t) - Mit dem Programm des kommenden Jahres stellt Direktorin Bettina Leidl erstmals die beiden Hauptausstellungen
des Ausstellungshauses (weiterhin dem Medium Fotografie verpflichtet) und die Galerie- und Garagenpräsentationen
unter einen thematischen Schwerpunkt: Landschaft, Natur, Nachhaltigkeit, die Rolle des Menschen in ökologischen
und politischen Systemen und die gesellschaftspolitische Auswirkungen einer globalisierten Weltordnung als Ausgangspunkt
künstlerischer Praktiken. „Ziel ist es, mit aktuellen zeitgenössischen Positionen das Bewusstsein um
den Themenkomplex „Kunst und Natur“ zu schärfen, und dem Anspruch des KUNST HAUS WIEN, dem Kulturgeschehen
Wiens als „grünes Museum“ neue Impulse zu verleihen, gerecht zu werden“ fasst Bettina Leidl ihr Vorhaben zusammen.
Sehr eindrucksvoll dokumentiert der kanadische Fotograf Edward Burtynsky (* 1955) die Eingriffe des Menschen in
die Natur. In großformatigen Landschaftsbildern belegt der Künstler den Widerstreit zwischen der Abhängigkeit
von der Natur und ihrer Ausbeutung, unserem Wunsch nach einem guten Leben und der damit einhergehenden Zerstörung
unserer natürlichen Umwelt. Das KUNST HAUS WIEN zeigt in seiner Frühjahrsausstellung Burtynskys neuen
Werkkomplex Wasser und stellt den international renommierten Fotografen, dessen Bilder zuvor in New York (Solomon
Guggenheim Museum), Toronto (National Gallery Canada) und Paris (Bibliothèque Nationale) Aufsehen erregten,
erstmals einem heimischen Publikum vor. Ein umfassendes Diskurs- und Rahmenprogramm ergänzt die Ausstellung
mit Exkursen in naturwissenschaftliche und ökonomische Fragestellungen in Zusammenhang mit dem Thema Ressource
Wasser.
Im Herbst folgt eine fotografische Auseinandersetzung mit dem Thema Natur. Die Ausstellung verhandelt das Verhältnis
von Mensch und Natur aus künstlerischer Perspektive im Zeitalter des Anthropozän. Positionen von KünstlerInnen
wie Darren Almond, Rodrigo Braga, Vanja Bucan, Tacita Dean, Michael Goldgruber, Ilkka Halso, Michael Höpfner,
Adam Jeppesen, Matthias Kessler Ola Lanko, Myoung Ho Lee, Simone Nieweg oder Thomas Struth reflektieren die Bedrohung
unserer natürlichen Lebensbedingungen, hinterfragen die uneingeschränkte Verfügbarkeit von Natur
und veranschaulichen eine zunehmend veränderte Wahrnehmung unseres Lebensraums.
Die Galerie und die Garage des KUNST HAUS WIEN stehen weiterhin der Präsentation von Fotografie, Film und
installativen Arbeiten in der Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit im Kunstdiskurs offen – sei es im Sinne umweltpolitischen
oder gesellschaftspolitischen Handelns. Einzelpositionen wie Nasan Tur (seit November) oder Iris Andraschek im
Sommer ermöglichen mit der Parallelbespielung beider Orte eine umfassende Auseinandersetzung mit mehreren
Werkgruppen. Die Gruppenpräsentation I dreamed we were alive öffnet den Blick auf eine jüngere Fotografieszene,
während mit der Einladung der Social-Design-Klasse der Universität für angewandte Kunst Wien unter
Brigitte Felderer experimentelle Formate eine Plattform erhalten und in aktuellen Diskursen verortet werden. Sustainability
and Contemporary Art Practices ist ein Work-in-Progress-Projekt, das aus dem erstmals vom KUNST HAUS WIEN gehosteten
Curator in Residence Programm: das Kuratorenteam Jade Niklai und Yasmine Ostendorf erarbeitet in Interviews mit
visionären KünstlerInnen und Kreativen Strategien der Nachhaltigkeit im Kontext der Themenkreise Umweltverschmutzung,
Klimawandel, Ressourcenverknappung und Biodiversität. Nachhaltigkeit in Zusammenhang mit Integration, Heimatverlust
und Identitätssuche bearbeitet die türkische Künstlerin Pinar Ögrenci in ihrer Arbeit A Gentle
Air Breezed Upon Us, in der sie einen exilierten syrischen Musiker filmisch porträtiert, der versucht, in
Wien eine neue Heimat zu finden.
Bettina Leidl ergänzt „Die Problemstellungen, die der Klimawandel und die damit einhergehenden gesellschaftlichen
Veränderungen mit sich bringen, sind so komplex, dass wir die Verantwortung nicht delegieren können.
Das notwendige Umdenken muss bei uns selbst beginnen und hierzu versucht das KUNST HAUS WIEN mit seinem Ausstellungsprogramm
einen Beitrag zu leisten.“
Rückblick auf das Jahr 2016 im KUNST HAUS WIEN
Das zweite Programmjahr mit Neuausrichtung und Erweiterung des Hauses durch Bettina Leidl bestätigt das ungebrochen
große Interesse an dem Medium Fotografie und äußerst positives Feedback für die neuen Formate
und Vernetzungsbestrebungen. Die Präsentation konzeptueller fotografischer Ansätze, wie jene von Peter
Piller oder Anita Witek, ernteten innerhalb der Kunstszene besondere Ankerkennung.
Unbestrittener Publikumsfavorit war die Ausstellung von Martin Parr, die mit rund 40. 000 BesucherInnen alle Altersgruppen
ansprach. Parrs Bilder, gespickt mit Humor und Hingabe für Wien, eroberten sowohl ein touristisches als auch
heimisches Publikum – entsprechend groß war die nationale und internationale Medienresonanz.
Im Jubiläumsjahr – 25 Jahre KUNST HAUS WIEN wurde mit Besuchertagen, Fernsehtalks und Sonderprogrammen gewürdigt
– ist man besonders Stolz auf zwei eigene Publikationen. Das Hundertwasserporträt, das den Ausnahmekünstler
anhand von 100 Fragen skizziert (100 x Hundertwasser) und den Katalog zu der bis März 2017 laufenden Ausstellung
des österreichischen Fotografen Peter Dressler, dessen vielschichtiges Werk vor wenigen Jahren mit dem Staatspreis
für Fotografie ausgezeichnet wurde.
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