Aus der Sammlung des MAK und der Glassammlung Christian Kuhn
Wien (mak) - Einen hochkarätigen Einblick in die bedeutenden Gestaltungstechniken des Glases zwischen
1780 und 1840 bietet die Ausstellung "GLÄSER DER EMPIRE- UND BIEDERMEIERZEIT. Aus der Sammlung des MAK
und der Glassammlung Christian Kuhn" (MAK-Ausstellungshalle, 1. Februar – 17. April 2017). Die umfassende
Präsentation in der MAK-Ausstellungshalle versammelt 180 ausgewählte Objekte aus der MAK-Sammlung Glas
und Keramik sowie rund 180 Objekte aus der Glassammlung von Christian Kuhn und rückt Biedermeierglas nach
knapp einem Jahrhundert wieder in den Mittelpunkt einer MAK-Ausstellung. Sie wird parallel zur MAK-Ausstellung
"DAS GLAS DER ARCHITEKTEN. Wien 1900–1937" gezeigt, eine in Kooperation mit LE STANZE DEL VETRO, Venedig,
realisierte Gesamtschau von über 300 Gläsern aus den letzten Jahrzehnten der österreichisch-ungarischen
Monarchie bis zum Ende der Ersten Republik.
Mit der Zusammenarbeit eines erfahrenen Sammlers und eines Kustoden greift die Schau "GLÄSER DER EMPIRE-
UND BIEDERMEIERZEIT" auf eine Tradition in der Geschichte des MAK zurück. "Auch die Ausstellung
von Gläsern des Klassizismus, der Empire- und Biedermeier-Zeit, die 1922 im damaligen Österreichischen
Museum für Kunst und Industrie, heute MAK, stattfand und an die wir den Namen unserer Präsentation angelehnt
haben, präsentierte großteils Gläser aus privaten Sammlungen, wobei die Sammler mit dem Kustos
des Museums eng zusammenarbeiteten", so Rainald Franz, Kurator und Kustode MAK-Sammlung Glas und Keramik.
Auf die damalige Ausstellung folgte Gustav Pazaureks 1923 erschienenes Buch Gläser der Empire- und Biedermeierzeit,
das bis heute ein Standardwerk zu diesem Thema blieb. Die Gläser dieser Periode waren damals für das
Museum von großer Bedeutung. Einerseits wurde versucht, die kunsthistorische Entwicklung der Glasformen und
-dekortechniken aufzuarbeiten und andererseits bot der reiche Formenschatz der Glasveredelungstechniken und der
Gestaltung Anregungen, die die lokalen Glasverleger in Wien – aber auch in den böhmischen Glaszentren – wieder
aufgriffen. "Biedermeier als Erzieher" wurde zum Schlagwort der Kunstkritik und das Österreichische
Museum für Kunst und Industrie reagierte mit historischen Ausstellungen auf das Interesse an Entwerfern wie
Josef Hoffmann.
Anhand von ausgewählten Objekten bietet "GLÄSER DER EMPIRE- UND BIEDERMEIERZEIT" einen Einblick
in die technischen und künstlerischen Entwicklungen dieser Zeit, die für qualitätsvolle Biedermeiergläser
von besonderer Bedeutung sind. Zu den frühesten ausgestellten Beispielen zählen die Arbeiten von Josef
Mildner (1765–1808), die einen hohen technischen und künstlerischen Standard aufweisen. Arbeiten aus der Werkstatt
des Samuel Mohn (1762–1815) und seines Sohnes Gottlob (1789–1825) sowie von Anton Kothgasser (1769–1851) und seiner
Werkstatt repräsentieren die Transparentmalerei. Die Technik des Glasschnitts, die zu den schwierigsten Arten
der Glasbearbeitung zählt und ihren Höhepunkt im Biedermeier hatte, wird durch prominente Vertreter wie
Dominik Biemann, Franz Paul Gottstein, Hieronymus Hackel, Johann Lenk, Anton Simm, Franz Anton Pelikan und August
Böhm jun. thematisiert.
Im Fokus der Sammlung Christian Kuhn liegen Steingläser. Gezeigt werden Arbeiten von Friedrich Egermann aus
Blottendorf bei Haida in Nordböhmen, der den Höhepunkt der Technik mit seinen "Lithyalinen"
erreichte. Egermann schuf einen neuen Typ von Steinglas, der durch effekt- und ausdrucksvoll verfärbte, inhomogene
Teile und verschiedenfarbige Oberflächen gekennzeichnet ist. Die Gläser bezog er teilweise aus der Harrach’schen
Hütte, Neuwelt, die ebenfalls Steingläser produzierte. Auch die Agatingläser der Bouquoy’schen Glashütten
in Südböhmen, die sich in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Glashütte von Josef Zich in
Joachimsthal im niederösterreichischen Waldviertel befanden, zählen zu bedeutenden Beispielen der Steingläser.
Sie deuten bereits die spätere Entwicklung des Glases an, die in der Loetz’schen Hütte in Klostermühle
neue Höhepunkte erreichte.
Begleitend zur Ausstellung "GLÄSER DER EMPIRE- UND BIEDERMEIERZEIT. Aus der Sammlung des MAK und der
Glassammlung Christian Kuhn" erscheint eine gleichnamige Publikation.
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