Skeptische Einschätzung für Gesamtkonjunktur, aber mehr Optimismus für eigenen
Betrieb. Groß fordert „Zukunftsreformen für Vertrauen in Gesamtwirtschaft“
Wien (jw) - Die neue Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft (JW), Amelie Groß, startete ihren Bundesvorsitz
mit einer gemischten Stimmungslage unter den Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern. Eine Umfrage des market-Instituts
(n=1.060) zum Jahreswechsel zeigt eine zunehmend negative Erwartung für die Gesamtkonjunktur, allerdings auch
einen klaren Aufwärtstrend in Bezug auf die eigene Entwicklung. „Jungunternehmerinnen, Gründer und Startups
bringen mit ihrem Innovations- und Tatendrang neue Impulse in die Wirtschaft und gehen heuer mit mehr Selbstvertrauen
in das neue Jahr. Sie wollen mehr investieren und Arbeitsplätze schaffen, auch wenn der gesamtwirtschaftliche
Ausblick immer skeptischer wird“, kommentiert Groß die aktuellen Konjunkturbarometer-Ergebnisse und leitet
daraus einen klaren Auftrag ab: „Nur entschlossene Zukunftsreformen bei der Bildung, im Gründerwesen und der
Steuer- und Abgabenquote können das Vertrauen in die Gesamtwirtschaft wiederherstellen. Dann kann auch das
riesige Jungunternehmerpotential noch besser ausgeschöpft werden!“
Blick auf die allgemeine Konjunktur: Skepsis steigt
Die Zahl der Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer, die im nächsten Jahr eine Verschlechterung der
wirtschaftlichen Lage in Österreich erwarten, steigt. 53 Prozent der Befragten rechnen mit einer schlechteren
Konjunktur im kommenden Jahr – ein Anstieg von sechs Prozent im Vergleich zum Sommer. Unverändert gehen 21
Prozent von einer Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Situation aus. 22 Prozent glauben, dass die Wirtschaftslage
unverändert bleibt (-8 Prozent).
Keine Euphorie, aber Vertrauen ins eigene Unternehmen steigt deutlich
Ein anderes Bild zeigt erwartete Entwicklung des eigenen Betriebs – hier sind durchwegs positive Signale sichtbar.
19 Prozent (+5 Prozent) gehen künftig von einer Verbesserung ihrer eigenen Kostensituation aus – das ist gleichzeitig
der höchste Wert seit 2011. Mit 48 Prozent geht ein Großteil der Befragten von einer konstant bleibenden
Kostensituation aus und 29 Prozent glauben, dass sich ihre Ausgabensituation verschlechtern wird- ebenfalls der
niedrigste Wert seit 2011.
Aussichtsreicher als in den vergangenen Jahren fällt auch die Einschätzung der künftigen Ertragslage
aus. 32 Prozent – und damit elf Prozent mehr als im Sommer – erwarten höhere Erträge. 41 Prozent (-1
Prozent) erwarten keine Veränderung und 23 Prozent (-10 Prozent) in Zukunft eine schlechtere Ertragslage.
Investitionen und Schaffung von Arbeitsplätzen: Bereitschaft steigt wieder
Die Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer wollen 2017 wieder mehr investieren. 29 Prozent (+7 Prozent) planen
ihre Investitionstätigkeiten im nächsten Jahr zu steigern. 42 Prozent der Befragten planen keine veränderten
Investitionsaktivitäten und 26 Prozent – der niedrigste Wert seit 2011 – wollen ihre Investitionen senken.
Auch die Bereitschaft neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen, ist gestiegen - für über ein
Drittel (35 Prozent) ist das ein Thema. Davon wollen 17 Prozent (+4 Prozent) fix neues Personal aufnehmen und 18
Prozent (+1 Prozent) eher schon. 40 Prozent (-8 Prozent) der Befragten wollen keine bzw. 23 Prozent (+3 Prozent)
eher keine neuen Arbeitsplätze schaffen.
Bildung als Kernthema für Bundesvorsitz
Neben den notwendigen kurzfristigen Maßnahmen, wie der Ausweitung der Lohnnebenkostenreduktion für
die ersten drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei allen Gründerinnen und Gründern, sieht die neue
JW-Bundesvorsitzende das Thema Bildung als zukunftsentscheidend an. „Wir befinden uns mitten im Zeitalter des digitalen
Wandels. In unseren Betrieben, aber auch in unseren Schulen muss der Aufbau von digitalen Kompetenzen daher zu
einem zentralen Bildungsziel erklärt werden“, fasst Amelie Groß zusammen und präsentiert bereits
konkrete Ideen: „Die berufliche Weiterbildung muss durch ein individuelles Bildungskonto gestärkt werden.
In Kombination mit öffentlichen Förderungen entsteht dadurch ein starker Anreiz für individuelle
Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen.“
Für die Bildungs- und Schulpolitik fordert die JW, dabei auch vermehrt ganztägige, individualisierte
Schulangebote mit flexiblen Öffnungszeiten zu schaffen und Wirtschafts- und Finanzunterricht als Teil der
Allgemeinbildung zu verankern.
Weitere Forderungen der neuen Bundesvorsitzenden sind die Stärkung der betrieblichen Ebene bei der Arbeitszeitgestaltung,
ein Beteiligungsfreibetrag von 100.000 Euro als wichtiger Schritt in Richtung einer „zukunftsorientierten Investitionskultur“
sowie eine Attraktivierung des Wirtschaftsstandortes durch eine Senkung der Abgabenquote auf 40 Prozent sowie der
Körperschaftssteuer auf 20 Prozent.
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