Bank Austria Konjunkturindikator startet mit guten Aussichten ins neue Jahr: Anstieg im Dezember
2016 erstmals seit Mitte 2011 auf Fünfjahreshoch
Wien (bank austria) - Die österreichische Wirtschaft hat das alte Jahr schwungvoll abgeschlossen. Der
konjunkturelle Rückenwind der vergangenen Monate hat sich gegen Ende 2016 sogar noch gesteigert. „Der Bank
Austria Konjunkturindikator ist im Dezember 2016 auf 2,2 Punkte gestiegen. Er erreicht damit den höchsten
Wert seit mehr als fünf Jahren. Die österreichischen Konsumenten und Produzenten blicken optimistisch
ins Jahr 2017“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Im vierten Quartal 2016 kletterte der Indikator
auf durchschnittlich 1,9 Punkte. „Aufgrund des kräftigen Aufwärtstrends des Bank Austria Konjunkturindikators
im Schlussquartal auf ein Fünfjahreshoch gehen wir davon aus, dass die österreichische Wirtschaft im
vierten Quartal 2016 im Vergleich zum Vorquartal deutlich zulegen konnte“, analysiert Bruckbauer und ergänzt:
„Trotz der vielen politischen Verunsicherungen insbesondere in der zweiten Jahreshälfte erreichte das Wirtschaftswachstum
im Gesamtjahr 2016 geschätzte 1,5 Prozent und übertraf damit klar das Plus von 1 Prozent im Jahr davor.“
Konjunkturstimmung in Österreich derzeit besser als im europäischen Durchschnitt
Die österreichische Wirtschaft startet unter deutlich verbesserten Rahmenbedingungen ins neue Jahr. „Der Anstieg
des Bank Austria Konjunkturindikators im Dezember war ganz entscheidend von einer Aufhellung der Stimmung der heimischen
Konsumenten bestimmt. Nach zwei Jahren, geprägt von zunehmendem Pessimismus, haben die heimischen Verbraucher,
unterstützt von den positiven Auswirkungen der Steuerreform und der Stabilisierung der Lage am Arbeitsmarkt
2016, wieder an Zuversicht gewonnen. Die Konsumentenstimmung ist zum Jahreswechsel erstmals seit Ende 2014 sogar
besser als im europäischen Durchschnitt“, meint Bruckbauer.
Diese Stimmungsaufhellung findet in einer höheren Konsumnachfrage ihren Niederschlag, der Dienstleistungssektor
spürt folglich weiter Aufwind. Die Geschäftsaussichten am Bau haben sich, gestützt durch eine zufriedenstellende
Auftragslage gegen Jahresende, auf gutem Niveau stabilisiert. Im Dezember leicht rückläufig ist dagegen
der Optimismus in der heimischen Industrie, weiterhin wird die Lage im Vergleich zu den Vorjahren aber überdurchschnittlich
gut eingeschätzt.
„Die Stimmung in der heimischen Wirtschaft hat sich im Verlauf des Jahres 2016 deutlich verbessert. Erstmals seit
zwei Jahren ist sie über alle Sektoren gerechnet sogar besser als im europäischen Durchschnitt“, so Bruckbauer.
Nur die heimische Industrie hat diesbezüglich derzeit geringen Aufholbedarf. Der Aufwind des mit dem österreichischen
Außenhandel gewichteten Werts des internationalen Industrievertrauens, ausgelöst durch positive Impulse
der US-Wirtschaft, einiger Schwellenländer und auch der meisten europäischen Partnerländer, sollte
die exportorientierte heimische Industrie jedoch schon bald stimmungsmäßig wieder zu Europa aufschließen
lassen.
Konjunktur bleibt zu Beginn 2017 kräftig
Zu Beginn des Jahres 2017 bleibt nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria die Konjunktur gut in
Fahrt. Die Binnennachfrage wird das Wirtschaftswachstum weiter antreiben. Die Unterstützung des Konsums durch
die Steuerreform 2016 wird im Verlauf des Jahres jedoch nachlassen. Zudem wird die höhere Inflation die Inlandsnachfrage
belasten. Auch die Investitionen werden in einem von einer Reihe politischer Unsicherheiten geprägten Umfeld
den Schwung aus dem Vorjahr nicht halten können.
Die jüngsten Vorlaufindikatoren deuten darauf hin, dass die internationale Konjunktur jedoch seit einigen
Wochen an Schwung gewinnt. Die Konjunkturlage in vielen Wachstumsmärkten verbessert sich und die US-Wirtschaft
wird 2017 durch fiskalische Impulse zusätzlich befeuert werden. Die Aussichten für den globalen Handel
haben sich verbessert. Die österreichische Wirtschaft sollte davon profitieren. „Nachdem 2016 ausschließlich
die Inlandsnachfrage das Wirtschaftswachstum getragen hat, wird 2017 der Außenhandel wieder spürbar
zum BIP-Anstieg in Österreich beitragen. Insgesamt erwarten wir für 2017 mit 1,6 Prozent sogar ein etwas
höheres Wirtschaftswachstum als im Vorjahr. Die etwas stärkere globale Nachfrage wird der heimischen
Exportwirtschaft mehr Unterstützung als im Vorjahr bieten und den nachlassenden Rückenwind durch Konsum
und Investitionen kompensieren“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Die mit den Prognosen verbundenen Abwärtsrisiken sind höher als 2016 einzuschätzen, angesichts von
Unsicherheiten wie den bevorstehenden Verhandlungen über den „Brexit“, wirtschaftspolitische Überraschungen
im Zuge der US-Präsidentschaft von Donald Trump, insbesondere in Hinblick auf mögliche zunehmende protektionistische
Tendenzen mit Auswirkungen auf den Welthandel und auf die Konjunktur in den Schwellenländern sowie Wahlentscheidungen
in Europa, unter anderem in Frankreich und Deutschland. Im kommenden Jahr 2018 wird die Wirtschaft nach Einschätzung
der Ökonomen der Bank Austria geringfügig an Tempo verlieren. Die Verlangsamung des BIP-Anstiegs auf
1,4 Prozent ist auf eine weitere Abschwächung der Inlandsnachfrage zurückzuführen, während
die leichte Aufwärtstendenz im Export anhalten sollte.
Steigender Ölpreis belastet Konsumenten
Mit der Trendwende bei den Rohölpreisen hat die Inflation zum Jahresausklang 2016 spürbar angezogen.
Im Dezember betrug die Inflation ca. 1,5 Prozent im Jahresvergleich. „Im Jahresdurchschnitt 2016 betrug der Anstieg
der Verbraucherpreise nur geschätzte 0,9 Prozent. Damit zählt Österreich jedoch 2016 wie schon in
den Vorjahren auch zu den Ländern mit der höchsten Teuerung im Euroraum – übertroffen nur von Belgien“,
fasst Pudschedl zusammen. Im Euroraum sind die Preise 2016 im Durchschnitt um 0,2 Prozent im Jahresvergleich gestiegen.
Der Aufschlag in Österreich ist vor allem auf stärkere Preissteigerungen von Dienstleistungen wie Bewirtung
sowie Freizeit und Kulturangebote zurückzuführen. Zudem schlugen sich etwas stärkere Mieterhöhungen
ungünstig nieder.
Der Aufwärtstrend der Inflation wird sich zumindest bis zum Frühjahr fortsetzen und sich erst dann auf
einem Niveau von knapp unter 2 Prozent im Jahresvergleich stabilisieren. „Für 2017 rechnen wir mit einer Verdoppelung
der Inflation auf 1,8 Prozent. Mit der Preisdynamik der Rohstoffe und der derzeitigen Abschwächung des Euros
gegenüber dem US-Dollar ist der stärkere Preisauftrieb im Jahr 2017 überwiegend auf externe Faktoren
zurückzuführen. Der nachfragebedingte Preisdruck bleibt dagegen stabil, die Kerninflation wird weiter
bei rund 1,5 Prozent liegen“, so Pudschedl.
Unter der Annahme eines weiter leicht anziehenden Ölpreises auf etwa 60 US-Dollar pro Barrel Ende des Jahres
wird der durchschnittliche Ölpreis 2017 gerechnet in Euro um rund 30 Prozent über dem Jahresdurchschnittswert
von 2016 liegen. Damit sorgt der Ölpreis 2017 allein für einen Inflationsauftrieb von rund ½ Prozentpunkt.
Dagegen hatte die Ölpreisdynamik 2016 die Teuerung in Österreich um 0,3 Prozentpunkte gedämpft.
Jeder österreichische Autofahrer-Haushalt muss durch den höheren Ölpreis im Jahresdurchschnitt 2017
mit rund 120 Euro an zusätzlichen Treibstoffkosten rechnen. Für die rund 15 Prozent der Haushalte, die
Ölheizungen verwenden, ergibt sich eine finanzielle Mehrbelastung durch den höheren Heizölpreis
von jeweils sogar mehr als 140 Euro pro Jahr. Die Ausgaben der österreichischen Haushalte für Heizöl
und Treibstoffe werden trotz der Mehrbelastung gegenüber dem Vorjahr jedoch noch immer geringer sein als im
Jahresdurchschnitt 2015.
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