Für 2017 leichte Verbesserung in Aussicht - Investitionsgüternahe Branchen deutlich
besser als konsumnahe – Höherdotierung des Handwerkerbonus wäre sinnvoller Anreiz
Wien (pwk) - „2017 wird ein weiteres Jahr der Herausforderungen für das heimische Gewerbe und Handwerk.
Denn die Konjunktur hat sich rückblickend gesehen gerade in den konsumnahen Branchen nicht wie gewünscht
entwickelt – trotz Steuerreform. Im Gegensatz dazu zeigt sich in den investitionsgüternahen Branchen eine
deutlich positivere Lage, umso wichtiger ist die Fortsetzung des Handwerkerbonus um dieses Plus zu stärken“,
betonte die Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, Renate Scheichelbauer-Schuster, am 11.01. im Rahmen der
Jahrespressekonferenz der Bundessparte der WKÖ in Wien. Die geplante Erweiterung der Nebenrechte im Zuge der
Reform der Gewerbeordnung ist unklar und nicht vollziehbar. „Denn wenn Betriebe bis zu 30 Prozent Befugnisse anderer
Gewerbe ohne weiteres ausüben dürfen, muss dieses zusätzliche Recht eine klare Bemessungsbasis haben:
Das ist der konkrete Auftrag. Denn nur dann ist dieses Volumen überprüf- und nachvollziehbar, sodass
Auftraggeber wie Auftragnehmer immer auf der sicheren Seite sind“, so Scheichelbauer-Schuster.
Gleichzeitig verwies die Bundesspartenobfrau auf die Initiative des ÖAAB, der eine deutliche Höherdotierung
des Handwerkebonus eingefordert und wofür Gewerbe und Handwerk eine breite Unterstützung signalisiert
hatte. ÖAAB-Obmann August Wöginger hatte zuletzt eine Fördersumme von 6.000 Euro ins Spiel gebracht
für die Schaffung und Sanierung von Wohnungseigentum und den Hausbau. „Der bisherige Handwerkerbonus läuft
sehr gut. Von den 20 Millionen Euro für 2017 sind bereits 2,3 Millionen Euro wieder aufgebraucht. Diese Fördermaßnahme
ist ein gutes und probates Mittel, um redliches Unternehmertum zu fördern und Schwarzarbeit einzudämmen.
Eine Höherdotierung würde einen Konjunkturschub bedeuten“, so Scheichelbauer-Schuster, die erwartet,
dass das Volumen für 2017 bereits spätestens zur Jahreshälfte ausgeschöpft sein wird.
Konjunkturbericht: 2017 leichte Besserung zu erwarten
„Die uns vorliegenden Zahlen für 2016 zeigen eine gedämpfte Situation für das heimische Gewerbe
und Handwerk. Die Betriebe erwarten für 2017 eine leichte Verbesserung der Situation, es gibt aber keinen
Grund zur Euphorie“, betonte der Direktor der KMU Forschung Austria, Walter Bornett. Konkret erwarten für
die ersten drei Monate dieses Jahres 14 Prozent der Betriebe steigende Auftragseingänge, 69 Prozent keine
Veränderung und 17 Prozent rechnen mit Rückgängen. Betrachtet man die nominelle Entwicklung der
ersten drei Quartale des Jahres 2016 zeigt sich, dass sich Gewerbe und Handwerk mit Minus 1,1 Prozent schlechter
als der Handel (plus 0,8 Prozent) oder der Dienstleistungsbereich (plus 1,9 Prozent) entwickelt hat. „Offensichtlich
haben Handel und Dienstleistungen von der Steuerreform, also im Konsum, deutlich profitiert, das Handwerk – entgegen
der Erwartungshaltung - kaum“, so Bornett.
In der Konjunkturauswertung zeigt sich, dass einerseits die Auftragseingänge bzw. Umsätze in den ersten
drei Quartalen 2016 gesunken sind, die Geschäftslage hat sich allerdings im 4. Quartal 2016 im Vergleich zum
Vorjahresquartal deutlich verbessert (+ 11 % Punkte). Immerhin beurteilen jetzt gleich viele Betriebe die Geschäftslage
als gut bzw. schlecht. Die besten Ergebnisse in den ersten drei Quartalen 2016 hatten vor allem die Nahrungsmittelgewerbe
sowie die Dienstleistungen, die für Konsumenten erbracht werden, z.B. Textilreiniger und Tapezierer. Positiv
entwickelten sich auch Kraftfahrzeugtechniker und Mechatroniker.
Insbesondere baunahe Branchen sowie wiederum der Nahrungsmittelsektor stützen die verbesserte Geschäftslage
im 4. Quartal. Im letzten Quartal des Jahres 2016 ist in den investitionsgüternahen Branchen im Jahresvergleich
der Auftragsbestand um 5,3 % gestiegen, auch im konsumnahen Bereich gab es deutlich weniger Unternehmen mit negativer
Umsatzentwicklung (Verbesserung um 7 Prozentpunkte auf einen Saldo von minus 5). Besonders positiv ist hier vor
allem der Bausektor zu erwähnen, das Bauhauptgewerbe selbst punktet mit + 9,3 %, konsumnahe Unternehmen mit
positiver Entwicklung finden sich vor Allem im Nahrungsmittelgewerbe.
Viertes Quartal 2016 brachte die erhoffte Erholung
Auch die Erwartungen für das 1. Quartal 2017 sind positiver als im Jahresabstand, wenngleich sich die
Erwartungen gegenüber dem 3. und 4. Quartal 2016 wieder abgeschwächt haben. „Alles in allem brachte das
vierte Quartal in manchen Branchen die erhoffte Erholung, so werden im Baugewerbe die Aussichten deutlich besser
beurteilt, was auch am gestiegenen Auftragsbestand von plus 9,3 Prozent ablesbar ist. Für 2017 ist ausgehend
vom derzeitigen Stand der Dinge nicht mit einer nachhaltigen Erholung zu rechnen, sodass 2016 und möglicherweise
auch 2017 zwei Jahre sein werden, die an der betrieblichen Substanz von Gewerbe und Handwerk knabbern werden. Umso
mehr müssen wir die heimischen Mittelbetriebe nun darin bestärken, wichtige Investitionen nicht weiter
aufzuschieben, sondern die Investitionszuwachsprämie jetzt zu nutzen“, so Bornett abschließend.
|