Georgien/Graz (universität) - 1,7 Millionen Euro stellt die Europäische Kommission zur Verfügung,
um drei Jahrhunderte an geisteswissenschaftlichen Beziehungen zwischen Europa und der Schwarzmeerregion zu erforschen.
O.Univ.-Prof. Dr. Karl Kaser und Dr. Dominik Gutmeyr vom Fachbereich Südosteuropäische Geschichte und
Anthropologie der Uni Graz koordinieren das Vorhaben, an dem auch elf Partnerinstitutionen beteiligt sind – von
Aserbeidschan über die Ukraine bis in die Türkei. Rund 50 ForscherInnen werden vier Jahre lang in Graz
und vor Ort mitarbeiten. Projektstart ist am 14.01. mit einem Auftaktworkshop in Georgien.
„Da tun sich für uns völlig neue Perspektiven auf. Wir erweitern unsere Tätigkeit auch auf Länder,
mit denen wir bisher noch nie zusammengearbeitet haben“, freut sich Kaser. Das Projekt mit dem Titel „Wissensaustausch
und Wissenschaftskulturen in den Geisteswissenschaften: Europa und die Schwarzmeerregion vom späten 18. bis
zum 21. Jahrhundert“ ist die erste systematische Erforschung dieser Thematik. Untersucht wird etwa, welche Formen
des Wissensaustauschs sich zwischen Westeuropa und dem Osten historisch entwickelt haben und wodurch sich der Transfer
verändert hat. „Politische Machtansprüche und die Finanzierung der beteiligten Institutionen spielen
da eine wesentliche Rolle“, weiß der Historiker.
Mit ihrer wissenschaftlichen Erschließung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Gegend
noch nicht als Teil Europas angesehen. Erst im Laufe des 19. und im frühen 20. Jahrhunderts entstand ein Austausch.
Da nach dem Zweiten Weltkrieg der Raum um das Schwarze Meer großteils in die sowjetische Einflusssphäre
gefallen ist, gingen wertvolle Kontakte verloren. Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden die Beziehungen
wieder intensiviert. Heute sind die Länder teilweise schon in den europäischen Wissenschaftsraum integriert.
Die EU hat großes Interesse, den Kontakt mit der Region zu intensivieren.
Kasers Projekt umfasst sieben Workshops, aus denen jeweils auch Publikationen hervorgehen sollen, zwei Konferenzen,
zwei Ausbildungskurse für Dissertierende sowie einen Workshop für JungforscherInnen. „Die Nachwuchsförderung
ist ein ganz bewusster Schwerpunkt des Vorhabens“, betont der Wissenschafter. Sie sollen die Gelegenheit haben,
mit internationalen KollegInnen in Kontakt zu kommen und sich ein Netzwerk aufzubauen.
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