Fachhochschule St. Pölten: Genderaspekte in Filmen analysieren
St. Pölten (fh) - Die Forschungsgruppe Media Creation der FH St. Pölten hat in Kooperation mit
der Karin Berghammer Filmproduktion eine App entwickelt, mit der man die Darstellung von Männern und Frauen
in Filmen nach Genderaspekten analysieren kann. Durch die App wird das Bewerten gendersensibler Aspekte eines Films,
einer Serie oder einer Werbung mittels einer Second-Screen-Applikation ermöglicht. Die App richtet sich an
ForscherInnen, die das Thema Gender im Bereich Bewegtbild untersuchen wollen.
Mittels der Gender Watch App kann die Wahrnehmung einer Filmfigur durch das Publikum über die gesamte Länge
eines Films verfolgt und ausgewertet werden. Genderspezifische Fragen zur Darstellung von Männern und Frauen
in Filmen, Serien und Werbung oder zu polarisierenden Gendersujets in einzelnen Szenen können anhand der gewonnen
Daten visuell dargestellt werden.
„Personen können zu einer Sendung, bei der die Rollenverhältnisse stereotypisiert oder in sexistischer
Art und Weise gezeigt werden, Bewertungen zu den einzelnen Charakteren abgeben. Anhand der ermittelten Daten ist
nachvollziehbar, in welcher Situation sich ein Rollenbild verstärkt oder ob es sich im Verlauf der Handlung
verändert“, erklärt Rosa von Suess, Leiterin des Projekts sowie der Forschungsgruppe Media Creation am
Institut für Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten.
Funktionsweise der Applikation
Für die Bewertung nutzen Personen ein mobiles Endgerät (Tablet) mit installierter Gender Watch App. Die
Personen können, während ihnen ein Film vorgeführt wird, den Filmfiguren auf dem Tablet in Echtzeit
spezifische Eigenschaften zuordnen.
Dabei können die Personen zu jedem Zeitpunkt aus einem Set an vordefinierten Charakteristika auswählen
und eine Eigenschaft zuweisen, die am ehesten beschreibt, wie sie eine bestimmte Figur zum aktuellen Zeitpunkt
der Handlung empfinden. Beurteilungskriterien und Charaktere werden vorab für einen spezifischen Film festgelegt.
„Der Vorteil ist, dass in Echtzeit einzelne Charaktere in bestimmten Szenen bewertet werden können. So bekommt
man ein viel genaueres Bild, als wenn man Betrachterinnen und Betrachter des Films erst danach zum Gesamteindruck
befragt“, sagt von Suess.
Spielerischer Ansatz und Prototyp
Die App liefert eine visuelle Rückmeldung zur eigenen Bewertung im direkten Vergleich zur Gesamtbewertung
durch mehrere Personen. Um das Bewerten spielerisch und unterhaltsam zu gestalten wurde ein Gamification-Ansatz
als Grundlage und Strategie für das Design der App herangezogen. Im Projekt wurde ein 32-seitiger klickbaren
PDF-Prototyp erstellt, der die App interaktiv erlebbar macht, und weiterentwickelt werden soll.
Die Gender Watch App wurde gemeinsam mit der österreichischen Regisseurin und Produzentin Karin Berghammer
entwickelt, die auch Vorständin im Verein „fc gloria“ ist, der sich für die Wahrnehmung der künstlerischen,
wirtschaftlichen, rechtlichen, sozialen und politischen Interessen von Frauen in der Filmbranche einsetzt.
Im Entwicklungsteam an der FH St. Pölten waren neben Rosa von Suess auch Jennifer Biechele, Junior Researcher
in der Forschungsgruppe Media Creation, sowie Kerstin Blumenstein, Researcher in der Forschungsgruppe Media Computing
am Institut für Creative\Media/Technologies.
Projekt
Das Projekt wurde finanziert von der aws Kreativwirtschaftsförderung.
http://mediacreation.fhstp.ac.at/gender-watch-app/
Über die Fachhochschule St. Pölten
Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin praxisbezogener und leistungsorientierter Hochschulausbildung
in den sechs Themengebieten Medien & Wirtschaft, Medien & Digitale Technologien, Informatik & Security,
Bahntechnologie & Mobilität, Gesundheit und Soziales. In mittlerweile 17 Studiengängen werden rund
2.880 Studierende betreut. Neben der Lehre widmet sich die FH St. Pölten intensiv der Forschung. Die wissenschaftliche
Arbeit erfolgt zu den oben genannten Themen sowie institutsübergreifend und interdisziplinär. Die Studiengänge
stehen in stetigem Austausch mit den Instituten, die laufend praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte
entwickeln und umsetzen.
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