Denkmalpflege und die Faro-Konvention
Linz (lk) - Am 10.01. sprachen Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und Landeskulturdirektor Mag. Reinhold
Kräter im Rahmen eine Pressekonferenz im Landhaus über Stellenwert und Perspektiven in Oberösterreich.
Denkmalpflege ist nicht nur ein landesweites oder ein nationales Anliegen, Denkmalpflege ist eine internationale
Herausforderung, der sich die Gesellschaft stellen muss.
Daher wurde im Jahr 2005 vom Europarat das Rahmenübereinkommen über den Wert des Kulturerbes für
die Gesellschaft, kurz "Faro-Konvention" (benannt nach der südportugiesischen Stadt Faro), verabschiedet,
das auch von der Republik Österreich ratifiziert wurde.
Das Faro-Abkommen im Detail
Als europäisches Rahmenübereinkommen für die Gesellschaft widmet es sich der Frage, warum und für
wessen Nutzen das europäische Kulturerbe geschützt werden soll.
Es ist bisher das einzige Übereinkommen des Europarates, das den sozialen Wert des Kulturerbes in das Zentrum
der modernen Gesellschaft stellt.
Der Europarat definiert drei Hauptprioritäten in der Faro-Konvention wenn es um die Erhaltung des kulturellen
Erbes bzw. der Denkmalsubstanz geht:
- Wahrung der kulturellen Vielfalt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt
- Verbesserung des Lebensraums und Steigerung der Lebensqualität sowie
- demokratische Teilhabe an kulturellem Erbe
Ein wesentliches Ziel ist demnach die Schaffung von Rahmenbedingungen, die das Kulturerbe in den Mittelpunkt der
Gesellschaft rücken und jedem Menschen einen uneingeschränkten Zugang bzw. die Beteiligung am Kulturerbe
ermöglichen.
In der Faro-Konvention geht es nicht nur darum, wie das kulturelle Erbe nachhaltig zu schützen ist, sondern
auch, wie es für zukünftige Generationen zu modifizieren und zu transformieren ist, um dessen Kontinuität
zu garantieren.
Damit ist eine umfassende Denkmalpflege nicht nur zentrale Säule einer verantwortungsvollen Kulturpolitik,
sondern es sind auch jene Politikbereiche, die sich auf die kulturelle Teilhabe auswirken (Bildungspolitik, Minderheitenpolitik,
Sozialpolitik, Beschäftigungspolitik), angesprochen, einen Beitrag zur Umsetzung der Konvention zu leisten.
Denkmalpflege in Oberösterreich
Auch hierzulande sind Denkmäler nicht nur Ausdruck einer in Stein gehauenen Geschichte, sie sind auch
wichtige Zeugnisse der Kunstgeschichte und damit Ausdruck der kulturellen Identität unseres Landes.
Während anderswo bei kriegerischen Unruhen - wie wir das leider im Nahen Osten erst in jüngster Zeit
mehrfach erleben mussten - ganz gezielt Denkmäler geschändet oder zerstört werden, ist Oberösterreich
in der glücklichen Lage, dass wir sie sanieren, bewahren und manchmal auch retten.
Die Kulturpolitik im Land Oberösterreich bekennt sich daher ganz bewusst zur Denkmalpflege und hat in den
letzten 10 Jahren (2007-2016) für die Sanierung, Gestaltung und Instandhaltung historischer Objekte insgesamt
rund 111 Millionen Euro an Fördermitteln ausgegeben. Zusätzlich sind für das Jahr 2017 in Oberösterreich
dafür etwa 6,9 Millionen Euro an Fördermitteln für Investitionen vorgesehen, wobei darin auch die
Förderungen für Investitionen in Landesausstellungsgebäude enthalten sind. Für Baumaßnahmen
im Rahmen der Implementierung der Landesausstellungen bis 2021 sind im Haushaltsjahr 2017 weitere rund 2 Millionen
Euro vorgesehen.
Oberösterreichs Landesausstellungen leisten damit seit vielen Jahren wertvolle Beiträge zur Denkmalpflege,
indem als Austragungsorte zumeist denkmalgeschützte Objekte herangezogen werden.
Das ehemalige Kloster Ranshofen, die Stifte Schlierbach und Lambach im Bereich der Sakralbauten, der Innerberger
Stadl von Weyer (1998), das Wasserschloss Orth in Gmunden (2008), das Landschloss Parz in Grieskirchen (2010),
die Eybl-Häuser von Bad Leonfelden (2013) oder die Alte Kaserne im Pferdezentrum Stadl Paura (2016) im Bereich
der Profanbauten sind beeindruckende Beispiele dafür.
Für jedes der Objekte gibt es auch eine adäquate Nachnutzung, die, wie am Beispiel des Landschlosses
Parz oder an den Eybl-Häusern von Bad Leonfelden deutlich wird, von kommunalen Einrichtungen bis hin zu kulturell-touristischen
Mischnutzungen (z.B. bestehend aus Tourismusbüro, Veranstaltungssaal für die Musikschule, Galerie, Heimstätte
der städtischen Schützenkompanie bis hin zu einem im Werden befindlichen Museum in Bad Leonfelden) reicht.
Denkmalgeschützte Substanz wird damit nicht nur per sé erhalten und gepflegt, sondern sie wird in Oberösterreich
in vielen Fällen öffentlich zugänglich gemacht. Damit sind alle Bedingungen, die der Europarat in
der Faro-Konvention an eine umfassende Denkmalpflege knüpft, erfüllt.
Denkmalpflege als Wirtschaftsfaktor
Neben den kulturellen und identitätsstiftenden Aspekten in unserem Land kommt der Denkmalpflege aber auch
im Hinblick auf wirtschaftliche Aspekte ein großer Stellenwert zu.
Die Sanierung denkmalrelevanter Substanz erfolgt stets in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und ist an die Anwendung
besonderer restauratorischer und konservatorischer Verfahren gebunden.
Gerade für die Erhaltung und zeitgemäße Weiterentwicklung historischer Handwerkstechniken ist dies
von zentraler Bedeutung; auch dahingehend, dass Oberösterreich seinem Ruf als Bundesland mit großer
Handwerkstradition - den es neben dem eines Industriebundeslandes genauso hat - auch künftig gerecht werden
kann.
Ein traditionsgebundenes aber gleichzeitig innovativ wirkendes Handwerk ist unbestritten eine wichtige Säule
eines innovativen Wirtschaftsstandortes. Das wissen auch international tätige Konzerne zu schätzen.
Zudem bringt die Denkmalpflege bedeutende Impulse für die Bauwirtschaft, da durch bauliche Maßnahmen
im Bereich der Innen- und Außenrestaurierung jahreszeitlich bzw. witterungsmäßig unabhängig
Aufträge vergeben werden.
Die Umwegrentabilität, die sich aus den Investitionen in die Denkmalpflege ergibt, liegt Berechnungen, die
das Land Niederösterreich angestellt hat, zufolge bei 1:5.
Das bedeutet: Unter Berücksichtigung der in den letzten zehn Jahren getätigten Förderungen für
Investitionen in die Sanierung, Gestaltung und Instandhaltung historischer Objekte in der Höhe von rund 111
Millionen Euro und den Ausgaben aus dem Pflichtbereich für Baumaßnahmen im Rahmen der Implementierung
von Landes- und Landessonderausstellungen in der Höhe von rund 19 Millionen Euro, also gesamt rund 130 Millionen
Euro, wurde eine volkswirtschaftliche Umwegrentabilität allein aus öffentlichen Mitteln in der Höhe
von rund 650 Millionen Euro erzielt, die primär dem Handwerk und der Bauwirtschaft zugutekommt.
Darin eingerechnet ist noch nicht die volkswirtschaftliche Wertschöpfung für den Tourismus, etwa wenn
denkmalgeschützte Substanz - wie zum Beispiel die Standorte entlang des (ober)österreichischen Donaulimes
- im Jahr 2019 zum Weltkulturerbe erhoben werden.
Perspektive der Denkmalpflege hierzulande
Das Land Oberösterreich wird sich auch künftig zur Denkmalpflege insgesamt und zur finanziellen Förderung
der Sanierung und Erhaltung denkmalgeschützter Substanz im Sinne der Faro-Konvention bekennen.
Die serviceorientierte Dienstauffassung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Direktion Kultur wird auch
künftig beibehalten, denn Denkmalpflege zu betreiben bedeutet - im umfassenden Sinne und auch im Sinne der
Faro-Konvention - nicht, nur zu fördern, sondern auch kundenfreundlich und unbürokratisch zu beraten.
Diesbezüglich wurden in den letzten Monaten bereits vom neuen Sachbearbeiter in der Denkmalpflege, Mag. Laurin
Holzleitner, entscheidende Akzente gesetzt.
Eine vor diesem Hintergrund zielführende Straffung der Förderabläufe durch zusätzliche EDV-Anwendungen
gehört ebenfalls dazu.
Durch die Ausarbeitung eines Denkmalkatasters bzw. die Abstimmung der Daten mit ähnlichen Projekten der Kirchen
und des Landeskonservatorates soll innerhalb der nächsten Jahre außerdem ein sogenannter "Denkmalkataster"
erarbeitet werden, der auch über DORIS abzurufen sein wird.
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