Innsbruck (i-med) - Mit der Eröffnung von gleich zwei neuen Christian Doppler Labors startet die Medizinische
Universität Innsbruck besonders erfolgreich ins neue Jahr. Die offizielle Doppel-Eröffnung des neuen
„CD-Labors für Krebsimmuntherapie mit pharmakologischem NR2F6 Inhibitor“ (Leiter: Univ.-Prof. Dr. Gottfried
Baier) und des „CD-Labors für Mukosale Immunologie“ (Leiter: Assoz.Prof. PD Dr. Alexander Moschen) fand am
19.01. im Beisein der Landesräte Patrizia Zoller-Frischauf und Bernhard Tilg sowie des Präsidenten der
Christian-Doppler-Forschungsgesellschaft statt.
Die Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG) hat Ende des vergangenen Jahres zwei neue Christian Doppler
Forschungslabors an der Medizinischen Universität Innsbruck genehmigt, die heute feierlich eröffnet werden.
CD-Labors werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert, wichtigster
öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW).
„In unseren CD-Labors kooperieren hervorragende Wissenschaftler mit innovativen Unternehmen. Das schafft Arbeitsplätze
und ergibt einen Mehrwert für die Gesellschaft“, sagt Vizekanzler und Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner.
„In der Medizin führt Grundlagenforschung zu einem immer besseren Verständnis von Krankheiten. Die Kooperation
mit Unternehmenspartnern ermöglicht spezifischere Behandlungsmethoden mit besseren Ergebnissen. Davon profitieren
alle beteiligten Partner und vor allem die Patientinnen und Patienten.“
Mit den neuen CD-Labors gibt es an der Medizinischen Universität Innsbruck nun insgesamt vier dieser anwendungsorientierten
und innovativen Forschungsprojekte.
Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsministerium fördert innovative Grundlagenforschung
CD-Labors sind Stätten herausragender Forschung, deren Einrichtung grundsätzlich an zwei Voraussetzungen
geknüpft ist: Einerseits muss der konkrete Bedarf eines Unternehmens an Wissen und Know-how aus der anwendungsorientierten
Grundlagenforschung bestehen, andererseits braucht es die Bereitschaft einer Wissenschafterin oder eines Wissenschafters,
sich diesem unternehmerischen Bedarf langfristig zu öffnen. Diese Bedingungen sind sowohl im Fall des neuen
CD-Labors für pharmakologische Krebsimmuntherapie, das in den kommenden sieben Forschungsjahren mit rund 2,2
Mio. Euro (davon 1,1 Mio. von der öffentlichen Hand) gefördert wird, wie auch für das CD-Labor für
Mukosale Immunlogie, das mit insgesamt rund 800.000 Euro (davon rund 400.000 von der öffentlichen Hand) unterstützt
wird, gegeben. „Wir sind stolz darauf, innerhalb von zwei Jahren vier neue CD-Labors erreicht zu haben. Die Ausrichtung
der beiden neuen Labors fügt sich zudem ideal in das bestehende Forschungsumfeld am Medizin-Standort Tirol
und den onkologisch-immunologischen Forschungsschwerpunkt der Medizinischen Universität Innsbruck ein“, betont
Rektorin o.Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch.
Paradigmenwechsel: Immunonkologie „made in Austria“
Trotz großer klinischer Therapierfolge bei Haut- und Lungenkrebs durch sog. „Immun–Checkpoint-Inhibitoren“
– diese speziell entwickelten monoklonalen Antikörper richten sich gegen die Oberflächenmoleküle
CTLA-4 und PD-1 auf der Immunzelle – steckt die Krebsimmuntherapie noch in den Kinderschuhen. Krebs-Immuntherapeutika
wird wegweisendes Potenzial zugeschrieben, trotz biotechnologisch aufwendiger und teurer Herstellung und nur begrenzter
Einsetzbarkeit. Mit seinem Forschungsteam gilt Gottfried Baier als Pionier der Krebsimmuntherapie und begründete
den „österreichischen Weg“, der sich auf Immun-Checkpoints im Inneren von Zellen fokussiert. Im Zentrum seines
CD-Labors steht der Transkriptionsfaktor NR2F6 (Nuclear receptor subfamily 2, group F, member6), ein innovatives
Zielmolekül zur Bekämpfung des Primärtumors sowie dessen Metastasen. „NR2F6 ist ein zentraler Immunregulator
im Tumorgewebe, der ähnlich wie CTLA-4 und PD-1 von den Krebszellen genutzt wird, um ihrer Zerstörung
durch das Immunsystem zu entgehen. Mit seiner funktionellen Liganden-Bindungsdomäne besitzt er aber eine biologische
Zielstruktur, die direkt von niedermolekularen Medikamenten pharmakologisch beeinflussbar ist“, erklärt Baier,
der sich gemeinsam mit dem japanischen BigPharma Partner Daiichi Sankyo auf die zielgerichtete Suche nach einem
entsprechenden NR2F6-Hemmstoff begibt. „Einmal etabliert, bietet diese nächste Generation von Immun- Checkpoint-Inhibitoren,
die Chance eines von Krankenkassen bezahlbaren Therapieansatzes, der auch weit fortgeschrittene Krebserkrankungen
über lange Zeit und bei guter Lebensqualität der Betroffenen beherrschen lässt“, betont Baier.
Neue Wege zu gezielteren CED-Therapien
Vor dem Hintergrund einer weltweit zunehmenden Inzidenz chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) kommt
der Erforschung der zugrundeliegenden entzündungsbiologischen Mechanismen an der Darmschleimhaut, der Grenze
zwischen dem größten mikrobiellen Habitat des menschlichen Körpers – der Mikrobiota – und dem sterilem
Körperinneren eine besondere Bedeutung zu. Ziel des neuen, von Alexander Moschen geleiteten CD-Labors ist
es, die biologische Rolle des Proteins IFIH1 (interferon induced with helicase C domain 1) bei mukosalen Entzündungsvorgängen
aufzuklären. IFIH1 wurde erst kürzlich als genetisches Risikogen für den Morbus Crohn und die Colitis
ulcerosa identifiziert. IFIH1 gehört funktionell zu einer Gruppe von Molekülen, die der Erkennung intrazellulärer
Viren- und wohl auch Bakterienbestandteilen dient und ist somit ein Sensor für die Integrität der Darmbarriere.
Um das Verständnis der Rolle von IFIH1 in der Pathophysiologie von CED zu erweitern, sollen im Rahmen des
CD-Labors Mausmodelle in IFIH1-defizienten Tieren charakterisiert, molekulare Signalwege entschlüsselt und
der Einfluss von IFIH1-Defizienz auf die bakterielle und virale Zusammensetzung der intestinalen Mikrobiota analysiert
werden. „Gemeinsam mit dem Pharmaunternehmen AbbVie GmbH möchten mein Team und ich mit den gewonnenen Daten
hinsichtlich neuer molekularer Mechanismen den Weg zu neuen spezifischeren Therapien für unsere CED-PatientInnen
ebnen“, beschreibt Alexander Moschen das erklärte Projektziel.
Hintergrund CD-Labors
In Christian Doppler Labors wird anwendungsorientierte Grundlagenforschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende
WissenschafterInnen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit
gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice-Beispiel.
Christian Doppler Labors werden von der öffentlichen Hand und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert.
Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
(BMWFW).
Weitere Statements
LR Bernhard Tilg: „Die forschungsstarken Tiroler Hochschulen sind ein klarer Vorsprung im Wettbewerb der Regionen.
Wir bauen diesen aus, wenn wir die Ergebnisse aus der akademischen Forschung rascher als anderenorts auf Märkten
umsetzen. Vorbildhaft gelingt das unseren Universitäten und Fachhochschulen über kollaborative Forschung
in bundesgeförderten Christian Doppler Labors und Josef Ressel Zentren. Entsprechend freue ich mich über
die heutige Eröffnung von zwei neuen CD Labors an der Medizinischen Universität Innsbruck und wünsche
allen Beteiligten viel Erfolg.“
LRin Patrizia Zoller-Frischauf: „Tirol ist mit einer Forschungsquote von 3,12 Prozent eine der führenden Innovationsregionen
Europas. Unseren Klein- und Mittelbetrieben aller Branchen bietet vor allem die enge Zusammenarbeit mit den heimischen
Forschungseinrichtungen eine tolle Chance auf echten Technologievorsprung. Um anwendungsorientierte Fragen der
Grundlagenforschung zu klären, stehen die attraktiven Fördermodelle Christian Doppler Labors und Josef
Ressel Zentren zur Verfügung. Namhafte heimische Unternehmen sind bereits dabei. Ich freue mich, wenn noch
mehr Tiroler Betriebe einsteigen und gemeinsam mit Partnern aus Universitäten und Fachhochschulen in Innovation
und Zukunft investieren.“
Univ.-Prof. Dr. Reinhart Kögerler, Präsident der CDG: „Die Zusammenarbeit von universitärer Grundlagenforschung
und Unternehmen in CD-Labors bringt für beide Seiten Vorteile. Zu erwarten sind wissenschaftliche Fortschritte
und technische Innovationen, aber auch eine Stärkung der internationalen Bedeutung der medizinischen Universität
Innsbruck im spannenden neuen Forschungsfeld der Krankheitsbekämpfung durch Immunforschung.“
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