New York/Genf/Eisenstadt (martinus) - Mit einem eigenen Beitrag auf der englischsprachigen Website des Flüchtlingshochkommissariats
der Vereinten Nationen würdigt die internationale Gemeinschaft die ablehnende Haltung des Eisenstädter
Bischofs und "Flüchtlingsbischofs" der Österreichischen Bischofskonferenz gegenüber Grenzzäunen
sowie die Leistungen der Kirche im Burgenland in der täglichen Integrationsarbeit.
Als "Baumeister des Verständnisses, der menschliche Barrieren niederreißt", apostrophiert
die Website der UN Refugee Agency, des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf,
den Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics und widmet ihm und der von ihm initiierten Flüchtlingshilfe
in der Diözese Eisenstadt ein großes Porträt.
Moralischer Standpunkt als Grundlage des Handelns
Es sei der moralische Standpunkt eines katholischen Bischofs gewesen, so die Autoren des Beitrags Helen Womack
und Gordon Welters, der dazu geführt habe, dass die österreichische Regierung ihre Politik des Grenzschutzes
durch Zäune noch einmal überdacht habe. Zsifkovics’ beharrliche Stimme des Mitgefühls habe in der
Diözese hunderte LaienmitarbeiterInnen dazu motiviert, Asylsuchenden zu helfen und Österreichs östliche
Grenzregion als Vorzeigebeispiel bei der Integration von Flüchtlingen auf die internationale Landkarte zu
bringen.
Die Bedeutung des Wortes "Nein"
Der Eisenstädter Bischof hatte im vergangenen Jahr dem Ersuchen des Innenministeriums zur Errichtung eines
Grenzzaunes auf kirchlichem Grund eine Absage erteilt und Innenminister Sobotka seine Position klar erläutert.
Allerdings hatte der Bischof, wie auch der UNHCR-Bericht festhält, nie ein Problem mit effizienten Grenzkontrollen
an eigens dafür eingerichteten Übergängen, sei es doch auch aus kirchlicher Sicht das "Recht
eines Staates, seine Grenzen zu schützen." Der ursprünglich vom Innenministerium geplante, mehrere
Kilometer lange Grenzzaun wurde nie gebaut.
Bereits im März 2015 hatte Zsifkovics begonnen, mit den Pfarren und der Caritas der Diözese Eisenstadt
ein anspruchsvolles Aktionsprogramm zur Beherbergung und Integration von Flüchtlingen zu erarbeiten. Im November
2015 folgte dann die große Flüchtlingswelle über die Balkanroute und den Brennpunkt Nickelsdorf,
der die burgenländischen Behörden ohne die Unterstützung durch vorbereitete kirchliche Strukturen
kaum gewachsen gewesen wären. In eineinhalb Monaten kamen dort an die 200.000 Menschen über die ungarisch-österreichische
Grenze.
"Hier waren wir zum ersten Mal willkommen!"
Die Autoren des UNHCR-Berichts verschafften sich Ende des Vorjahres einen persönlichen Einblick in die
mittlerweile gut eingespielte Integrationsarbeit der Kirche im Burgenland. Womack und Welters besuchten mehrere
Orte, an denen an der mühevollen Integration in ein Leben nach der Flucht geschmiedet wird: Häuser der
diözesanen Caritas, Pfarrheime, private Wohnungen, umfunktionierte öffentliche Gebäude. Heraus gekommen
ist ein berührendes Kaleidoskop der menschlichen Schicksale und ihrer mannigfachen Bewältigungsversuche.
Dass diese Versuche tauglich sein können, beweisen die eingefangenen Gespräche und Bilder mit Flüchtlingen
und ihren BetreuerInnen aus Caritas und pfarrlicher Zivilgesellschaft. Sei es in Pöttsching, wo ein syrisches
Geschwisterpaar in der ehemaligen Polizeistation wohnt und zwischen gemeinnütziger Arbeit im Kindergarten
und Studium in Wien pendelt; in Wimpassing, wo zwei kenianische Flüchtlinge im Caritas-Heim ÖsterreicherInnen
mit besonderen Bedürfnissen als Sport- und Gymnastiklehrer Lebensfreude vermitteln; oder in Forchtenstein,
wo im Caritas-Haus Klara, einem ehemaligen Kloster, afghanische Frauen gemeinsam mit Österreicherinnen bei
Kaffee und Kuchen stricken. Der Geist des Willkommenseins in der Diözese Eisenstadt ist spürbar für
die MigrantInnen. "Hier waren wir zum ersten Mal willkommen", bringt es ein Flüchtling aus Aleppo
auf den Punkt. Er wollte eigentlich nach Deutschland, hat aber dann seinen Asylantrag in Österreich gestellt.
Anerkennung und Dank für Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit
Dass bei den Lokalaugenscheinen von UNHCR auch viel Dankbarkeit von MigrantInnen gegenüber der Kirche
im Burgenland zum Ausdruck kam, tut den vielen Menschen sicher gut, für die das Thema Flüchtlinge in
den vergangenen eineinhalb Jahren zu einer lebensbegleitenden und wohl auch zu einer das eigene Leben ein Stück
weit verändernden Thematik geworden ist – und es wohl auch in naher Zukunft bleiben wird: den vielen Ehrenamtlichen
in den Pfarren, den MitarbeiterInnen der Caritas, den vielen Privaten, die ein Zeichen der Menschlichkeit setzen
wollen. Der öffentliche Blick nach Eisenstadt durch das internationale Auge von UNHCR ist nicht zuletzt eine
außergewöhnliche, wenn auch verdiente Würdigung ihrer Haltung.
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