Pavillons auf dem Heldenplatz sind Provisorium – nachher wird hier wieder Wiese sein –Nationalratspräsidentin
setzt bei Parlamentsgebäudesanierung und Übersiedelung auf Transparenz – Projekt voll im Plan
Wien (pk) - Im Ausweichquartier des Parlaments auf dem Heldenplatz fand am 19.01. eine Pressekonferenz statt,
in der Nationalratspräsidentin Doris Bures über den Projektstand bei der Übersiedelung und Sanierung
des Parlamentsgebäudes informierte. Die Generalsanierung sei notwendig und vom Nationalrat einstimmig beschlossen
worden, so die Nationalratspräsidentin, um die Bausubstanz des Parlamentsgebäudes zu sichern und um das
architektonische Juwel für kommende Generationen zu erhalten. Zum temporären Charakter des Ausweichquartiers
sagte Bures: "Die Pavillons auf dem Heldenplatz sind ein Provisorium mit klarem Ablaufdatum – sie bleiben
nur für die Dauer der dringend notwendigen Generalsanierung des Parlamentsgebäudes bestehen. Nachher
wird hier wieder eine Wiese sein."
Das Parlament verbinde bei der Sanierung und der Übersiedelung das Notwendige mit dem Nützlichen, sagte
die Nationalratspräsidentin: "Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit nehmen dabei einen besonders hohen
Stellenwert ein." Mittels verschiedener Maßnahmen werde im Zuge der Generalsanierung etwa der Heizenergieverbrauch
im Parlamentsgebäude mehr als halbiert. Und rund die Hälfte der Ausgaben für Ausweichquartier und
Übersiedelung sind laut Berechnungen der Sanierungsgesellschaft nachhaltige Investitionen; bei den notwendigen
Ausgaben sei "jeder Euro drei Mal umgedreht" worden und um Transparenz bei der Sanierung und Übersiedelung
zu gewährleisten, werde das Parlament die Öffentlichkeit weiterhin laufend über das Projekt informieren,
so Bures.
Der unmittelbare erfreuliche Anlass für die heutige Pressekonferenz war, dass die temporären Pavillons
auf dem Heldenplatz und im Bibliothekshof der Hofburg nun die Dachgleiche erreicht haben. Dazu findet heute am
Nachmittag bei den Pavillons – wie es am Bau der guten Tradition entspricht – auch eine Gleichenfeier statt.
Wintoniak: Sind nicht gekommen, um zu bleiben
Neben der Nationalratspräsidentin sprachen bei der Pressekonferenz Parlamentsvizedirektor Alexis Wintoniak,
der auch Projektleiter der Parlamentsgebäudesanierung ist, Burghauptmann Reinhold Sahl, Strabag-Direktionsleiter
Herbert Vanzo, Lukas-Lang-Building-Technologies-Geschäftsführer Christian Leitner und Sigi Ramoser vom
Designbüro Sägenvier.
Parlamentsvizedirektor Wintoniak wies darauf hin, dass das Parlament bei der Sanierung und Übersiedelung voll
im Zeit- und Kostenplan liege. Und der Projektleiter unterstrich noch einmal die Ankündigung der Nationalratspräsidentin,
dass das Ausweichquartier auf dem Heldenplatz nicht von Dauer sein wird: "Wir sind nicht hier, um zu bleiben,
sondern werden nach drei Jahren wieder gehen", so Wintoniak. Im Sommer 2020, nach der Rückübersiedelung
in das Parlamentsgebäude, würden die Pavillons zerlegt und andernorts wiederverwendet. Darauf sei das
nach einem europaweit ausgeschriebenen Verhandlungsverfahren bestgereihte Angebot ausgelegt, sagte Wintoniak. Für
die SteuerzahlerInnen sei das Ausweichquartier jedenfalls eine gute und kostengünstige Lösung, so der
Parlamentsvizedirektor, denn sowohl Heldenplatz als auch Hofburg seien im Besitz des Bundes.
Sahl: Parlament bereichert Hofburg
Burghauptmann Sahl sagte über den kommenden Einzug des Parlaments in die Hofburg: "Für die Burghauptmannschaft
als Gastgeberin ist das eine Freude und eine Selbstverständlichkeit." Damit werde die Gemeinschaft der
hier ansässigen, hochkarätigen Institutionen noch einmal bereichert, so Sahl. Überdies seien die
Investitionen des Parlaments in die Hofburg nachhaltig und würden zu einer langfristigen Wertsteigerung des
gesamten Areals führen: "Die Hofburg Wien ist seit 2016 Trägerin des Kulturerbe-Siegels und als
solche dazu verpflichtet, die Bedeutung des Areals in Zukunft noch stärker zu vermitteln. Mit unseren Maßnahmen
wollen wir vor allem auch Kinder und Jugendliche erreichen – das Parlament ist dafür der ideale Partner",
führte Sahl die Vorteile der Kooperation aus.
Vanzo: Baubeginn konnte um einen Monat vorverlegt werden
Strabag-Direktionsleiter Herbert Vanzo sprach unter anderem über den Zeitplan: "Der Rohbau wurde zeitgerecht
fertig gestellt, nun kann mit dem Innenausbau gestartet werden. Da an dem historisch sensiblen Ort mit archäologischen
Funden zu rechnen war, waren die Erdarbeiten frühzeitig in Angriff genommen worden, um eine pünktliche
Fertigstellung der Pavillons zu gewährleisten. So konnte der Baubeginn um einen Monat auf Anfang September
vorverlegt werden", berichtete er. Überdies freute sich Vanzo, dass die Arbeiten auf der Baustelle bisher
unfallfrei verlaufen seien.
Leitner: Übersiedelungskonzept beruht auf Werterhaltung und Nachnutzung
Lukas-Lang-Building-Technologies-Geschäftsführer Christian Leitner schilderte ausführlich die Technologie,
die hinter dem Ausweichquartiert steckt. Die Bauweise der Pavillons beruhe auf einer Baukastensystematik und sei
ganz auf Werterhaltung und Nachnutzung ausgerichtet. "Die Gebäude können zerstörungsfrei um-,
an- oder abgebaut und an anderer Stelle in anderer Formgebung und auch für geänderte Nutzung wieder errichtet
werden. Eine Philosophie, die bereits gelebt wird", so Leitner.
Ramoser: Gebäude sollen zu Teilnahme an Demokratie motivieren
An den beiden Pavillons auf dem Heldenplatz werden zum Sicht- und Sonnenschutz Netzfolien angebracht, die als Informationsfläche
genutzt werden. Das Grafikdesignbüro Sägenvier aus Dornbirn wurde beauftragt, die Außenfassaden
zu gestalten. Das vom Nutzerbeirat ausgewählte Konzept setzt stark auf das Wort als zentrales Element der
Gesetzgebung und betont den zeitlich befristeten Charakter der Bürohäuser, die sich nun für drei
Jahre in das Gesamtensemble Heldenplatz einfügen.
Sigi Ramoser, Inhaber und Geschäftsführer des Designbüros Sägenvier, erläuterte die Konzeptidee
so: "Wir schlagen vor, mit Hilfe von Auszügen aus verschiedenen verfassungsmäßigen Regelwerken
auf die Prinzipien einer demokratisch organisierten Gesellschaft aufmerksam zu machen." Auf diese Weise solle
Grundrechtsbewusstsein vermittelt und zu aktiver Teilnahme an Demokratie motiviert werden.
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