Wien (sk) - Unter dem Titel „Frauen.Arbeit.Zukunft.“ fand am 18.01. im Parlament das 3. Barbara Prammer-Symposium
statt. Mehr als 200 Gäste haben sich eingefunden, um die Zukunft der Arbeit aus Perspektive der Frauen zu
diskutieren.
Bures: Entwicklungen in der Arbeitswelt zum größtmöglichen Wohle aller nutzen
Nationalratspräsidentin Doris Bures sagte in ihren Eröffnungsworten, dass die Wahl des heurigen „brandaktuellen“
Themas einmal mehr unterstreiche, „dass wir die Lebensrealität der Frauen in den Fokus stellen und uns keine
Scheinthemen aufdrängen lassen“. Eine der wichtigsten Fragen laute heute, so Bures, ob „wir die rasanten Entwicklungen
in der Arbeitswelt zum größtmöglichen Wohle aller nutzen können“. Für Bures steht fest:
„Wir müssen auf die Veränderungen reagieren, aber wir müssen die gewünschten Veränderungen
auch aktiv herbeiführen.“
Die SPÖ-Frauen setzen sich seit jeher „mit aller Kraft“ dafür ein, dass Frauen ein „selbstbestimmtes
und unabhängiges Leben führen können“, hielt die Nationalratspräsidentin fest. Bei allen Rückschlägen
dürfe nicht übersehen werden, was in der Vergangenheit an großen und „vielen kleinen Erfolgen“
gelungen sei. „Das Leben unserer Töchter ist mit dem Leben unserer Großmütter nicht zu vergleichen.“
Dennoch: „Das reicht noch lange nicht aus, um unser Ziel zu erreichen“, stellte Bures klar, „weil wir wissen, dass
Frauen immer noch weniger verdienen als Männer. Weil wir wissen, dass Frauen in Krisen die ersten sind, die
von Arbeitslosigkeit bedroht sind“. Die gläserne Decke sei noch nicht durchbrochen. Um das zu erreichen, „müssen
wir uns alle gemeinsam dafür einsetzen, dass Frauen auf allen Ebenen die gleichen Chancen haben und mit gutem
Beispiel vorangehen“. Die Arbeitswelt entwickle sich rasant, vorangetrieben durch Digitalisierung, Automatisierung
und Globalisierung. Wichtig sei, dafür zu sorgen, dass niemand von diesen Entwicklungen abgehängt werde.
Bures zeigte sich überzeugt: „Wir stehen vor großen Herausforderungen, aber wenn wir sie mit Engagement
angehen, dann werden wir sie meistern. Und zwar zum Wohle unserer Frauen.“
Oberhauser: Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und Ganztagsschulen „primärer Schlüssel“
Frauenministerin Sabine Oberhauser betonte, ihr Weg sei untrennbar mit Barbara Prammer verbunden, die sie als
„beeindruckende Frau“ bezeichnete. „Die SPÖ-Frauen wissen, wo sie hinschauen müssen“, hielt Oberhauser
fest. Doch viele Themen, die Johanna Dohnal als Erste in Österreich aufgriff, haben sich „nur langsam bis
gar nicht verbessert“. Etwa, dass ausreichend qualifizierte Arbeitsplätze vorhanden sind, „von denen Frauen
auch leben können“. Eine notwendige Voraussetzung dafür seien Kinderbetreuungsplätze. Hier habe
sich viel getan, damit Frauen ein selbstbestimmtes Vollzeitarbeitsleben möglich ist, besonders unter Frauenministerin
Gabriele Heinisch-Hosek. Doch in vielen Bundesländern sind die Schließzeiten mit bis zu acht Wochen
zu lang. Der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und ganztägigen Schulformen ist für Oberhauser „der
primäre Schlüssel“. Auch der Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit muss erleichtert werden, fordert die Ministerin.
Kanzler Kerns Vorschlag, hier einen Rechtsanspruch zu schaffen, sei insbesondere für größere Betriebe
machbar. In kleineren Betrieben sollten diese Vollzeitstellen zunächst den Teilzeitangestellten angeboten
werden müssen. Die größte Herausforderung bestehe im Schließen der Einkommensschere. Dazu
benötige es mehr Lohntransparenz in den Betrieben und Frauenquoten in der Wirtschaft. Was den Gender-Pay-Gap
betrifft, „wartet auf uns noch viel, viel Arbeit“, machte die Frauenministerin deutlich.
Kern: „Gläserne Decke ist in Österreich oft aus Panzerglas“
SPÖ-Parteivorsitzender, Bundeskanzler Christian Kern betonte via Video-Grußbotschaft, dass Prammer,
die er als engagierte und umsichtige Frau kennengelernt hatte, „zweifellos für viele von uns ein großes
Vorbild ist“. Eine der größten Ungerechtigkeiten sei immer noch, wie Frauen in der Gesellschaft und
in der Wirtschaft behandelt werden. „Wir haben daher konkrete Vorschläge gemacht, die diese Situation beenden
sollen“, wies Kern auf den vergangene Woche von ihm präsentierten „Plan A“ für Österreich hin.
Darin hat Kern vorgeschlagen, den Mindestlohn auf 1.500 Euro brutto anzuheben. Zwei Drittel der 300.000 davon Betroffenen
sind Frauen. Zudem sollten „Frauen in allen Unternehmen das Recht haben zu wissen, wieviel ein Mann, der dieselbe
Arbeit verrichtet, verdient“. Ein weiterer Punkt ist auch für Kern der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze
und ein zweites Gratis-Kindergartenjahr. Ein besonderes Anliegen ist dem Kanzler die Einführung einer 40-Prozent-Frauenquote
für Aufsichtsräte großer Unternehmen: „Zeit meines Lebens habe ich mit exzellenten Frauen zusammengearbeitet,
die in den Chefetagen dann plötzlich nicht mehr zu sehen waren. Da müssen wir nachhelfen und dafür
sorgen, dass diese gläserne Decke, die in Österreich oft aus Panzerglas ist, durchstoßen wird“.
Für Kern steht fest: „Wir werden keine Sekunde nachlassen, unsere berechtigten Anliegen gemeinsam zu erstreiten.
Das Werk Prammers soll fortgesetzt werden.“
Zum Gedenken an das Wirken Barbara Prammers veranstalten die SPÖ-Frauen, der Sozialdemokratische Parlamentsklub
und das Karl-Renner-Institut rund um den Geburtstag der ehemaligen Nationalratspräsidentin und Frauenvorsitzenden
am 11. Jänner ein jährliches Symposium im Parlament. Im Mittelpunkt dieser Veranstaltungen stehen zentrale
gesellschafts- und frauenpolitische Fragestellungen. Als Ehrengäste anwesend waren beim diesjährigen
dritten Symposium u.a. Arbeits- und Sozialminister Alois Stöger, Staatssekretärin Muna Duzdar, Frauenstadträtin
Sandra Frauenberger, SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder, SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek,
SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm, geschäftsführende ÖGB-Vizepräsidentin Renate Anderl,
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler, zahlreiche Nationalrats- und Landtagsabgeordnete
sowie die neue Direktorin des Renner-Instituts Maria Maltschnig und Professorin und Keynote-Speakerin Ursula Huws.
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