Wien (tu) - Die diesjährige Hannspeter-Winter-Preisträgerin der TU Wien heißt Dr. Anna Ressmann.
Die Chemikerin beschäftigte sich mit Verfahren, um Wertstoffe aus biologischen Materialien unter der Verwendung
von ionischen Flüssigkeiten zu gewinnen. Viele biologische Materialien enthalten wertvolle Inhaltstoffe, die
sie nur widerwillig hergeben. Um dennoch auf diese Stoffe zugreifen zu können, bedarf es spezieller chemischer
Verfahren wie der Extraktion oder der Isolation von Stoffen. Um diese Verfahren anzuwenden, können biologische
Materialien in ionischen Flüssigkeiten, also Flüssigkeiten aus organischen Salzen, gelöst werden.
Diese Art von Flüssigkeit ist besonders geeignet, da sie über ausgezeichnete Lösungseigenschaften
verfügen.
Ionische Flüssigkeit ist aber nicht gleich ionische Flüssigkeit, wenn es nach ihren Eigenschaften in
Bezug auf biologische Materialen geht. Im ersten Teil ihrer Dissertation am Institut für Angewandte Synthesechemie
beschäftigt sich Anna Ressmann daher mit der Aufgabe, eine maßgeschneiderte ionische Flüssigkeit
für die weitere Aufgabenstellung zu finden. „Die Gewinnung von Piperin aus schwarzem Pfeffer benötigt
andere Eigenschaften einer ionischen Flüssigkeit als Betulin aus Birkenrinde“, erklärt Ressmann die Herausforderung.
Durch die Identifikation der idealen ionischen Flüssigkeit und des einhergehenden Verfahrens lassen sich Wertstoffe
direkt und ohne aufwendige Nachbearbeitungen – wie beispielsweise Reinigung – gewinnen. „Dadurch können wir
das Verfahren deutlich ökonomischer gestalten.“
Der Mais-DNA auf der Spur
Im weiteren Teil ihrer Dissertation konnte Anna Ressmann gleich das Beispiel einer praktischen Anwendung geben:
Durch ihre Erkenntnisse hat sie eine Methode entwickelt, um genetisch modifizierten Mais identifizieren zu können.
Ein simpler Prozess, der auf der Verwendung von ionischer Flüssigkeiten in Puffer beruht um DNA aus Mais zu
extrahieren, ist deutlich schneller und kostengünstiger als bisher bekannte Verfahren. Die Methode, die gemeinsam
mit der IFA Tulln entwickelt wurde, hat noch einen weiteren Vorteil: „Mit sehr geringen Modifikationen kann diese
Methode auch dazu verwenden werden, um den Nachweis von verschiedenen Fleischsorten zu erbringen“, erläutert
Ressmann – eine interessante Anwendung in Anbetracht verschiedener Pferdefleischskandale in jüngster Vergangenheit.
Die Preisträgerin
Die gebürtige Wienerin folgte zielstrebig ihrem Karriereweg: Nach der Matura begann sie ein Studium der
Technischen Chemie an der TU Wien. Bereits in Vorbereitung auf ihre Diplomarbeit spezialisierte sich Anna Ressmann
dabei auf Synthesechemie. Mit ihrer Dissertation verfolgte sie die Thematik, wie man Wertstoffe auf pflanzlichen
Ausgangsmaterialien gewinnen kann, in der Forschungsgruppe von Prof. Peter Gärtner und Assistant Prof. Katharina
Schröder schließlich weiter. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit engagiert sich Frau Ressmann im Fußball,
wo sie u.a. als Funktionärin im Wiener Fußball Verband tätig ist und sich ebenfalls für Frauenförderung
einsetzt.
Der Hannspeter-Winter-Preis
Seit dem Jahr 2008 wird an der TU Wien jährlich der mit 10.000 Euro dotierte Hannspeter-Winter-Preis mit
Unterstützung der BA/CA-Stiftung vergeben. Mit diesem Preis werden hervorragende wissenschaftliche Leistungen
von Absolventinnen des Doktoratsstudiums an der TU Wien gewürdigt. Der diesjährige Hannspeter-Winter-Preis
wird im Rahmen einer akademischen Feier an Anna Ressmann am 20. Jänner 2017 vergeben.
|