Fotoalben als Nach-Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg – von 3. bis 19. Februar im Volkskundemuseum
Wien
Wien ((volkskundemuseum) - Wie gehen nachfolgende Generationen mit dem Erbe privater Fotoalben aus dem Zweiten
Weltkrieg um? Das Projekt „Ihr Album unter der Lupe“ eröffnet eine erweiterte Perspektive auf das Thema der
privaten Kriegsfotografie. Die Erinnerung an den Krieg endet nicht mit dem Tod der ehemaligen Wehrmachtsoldaten.
Sie besteht fort, eingeschrieben in die Bilder und Alben, die als Träger der Erinnerung wirken. Für die
Nachkommen stellen die Alben ein mitunter schwer zu ertragendes Erbe dar, das viele Fragen aufwirft. Aus der heutigen
Perspektive müssen die Alben neu gelesen und die Bilder entschlüsselt werden.
Ab 3. Februar 2017 werden diese Fragen in einer eigens gestalteten zusätzlichen Ausstellung und einem speziell
auf das Thema zugeschnittenen Begleitprogramm präsentiert. Im Fokus der Schau steht der Umgang der zweiten
und dritten Generation mit der Nach-Erinnerung an den Krieg.
Im Rahmen der Ausstellung Fremde im Visier – Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg hatte das Volkskundemuseum Wien
den Aufruf an BesucherInnen gestartet, Alben aus privaten Haushalten einzubringen. Zahlreiche Nachfahren meldeten
sich daraufhin mit Fotoalben und ergänzenden Materialien wie Tagebüchern, Feldpostbriefen und Dokumenten.
In Interviews erzählten sie ihre die Geschichten ihrer Angehörigen und gaben Einblick, wie sie und ihre
Familien mit dem historischen Material umgehen.
Im Dialog mit den AlbeneinbringerInnen wurde dann auch die Ausstellung erarbeitet. Sie zeigt deren Umgang mit der
Nach-Erinnerung an die Kriegsteilnahme ihrer Vorfahren. Gespeist wird diese Erinnerung aus unterschiedlichen Medien.
Die Ausstellung zeigt Fotoalben, Fotografien und ergänzende Dokumente, begleitet von Interviewausschnitten
mit den Nachfahren. In mehreren Stationen werden unterschiedliche Positionen im Umgang mit diesem schwierigen Erbe
zugänglich. Sie verweisen auf eine Betroffenheit im Individuellen, die zugleich in Bezug steht zur kollektiven
Verhandlung des Traumas des Nationalsozialismus. Deutlich wird allerdings – durchaus zum Erstaunen derer, die sich
mit ihren schwierigen Familienerinnerungen isoliert fühlten – dass viele hier mit ganz ähnlichen Formen
der als schuldhaft empfundenen Auseinandersetzung zu tun haben.
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