Forschung Burgenland gründet Forschungszentrum für Gebäudetechnik – Innovative
Centerstruktur bündelt Know-how und fördert fachlichen Austausch in diesem Bereich
Eisenstadt/Pinkafeld (fh) - Energiebedarf und Klimawandel sind Herausforderungen der Zukunft: Innerhalb
der Baubranche und der europäischen Energiepolitik ist die Bedeutung der Gebäudetechnik deutlich gestiegen.
Mittlerweile beträgt der Anteil der technischen Gebäudeausrüstung an den Gesamtkosten eines Bauwerks
zwischen 20 bis 60 Prozent. Zudem ist das Erreichen der europäischen Klima- und Energieziele ohne substantielle
Weiterentwicklung des Sektors nicht möglich. Für die Etablierung der dazu notwendigen Lösungsansätze
ist eine enge Vernetzung zwischen Forschung, Wirtschaft und Ausbildung essentiell. Mit der Errichtung des „Center
for Building Technology“ in Pinkafeld trägt die Forschung Burgenland, die Forschungstochter der FH Burgenland,
diesen Anforderungen Rechnung und verankert sich noch tiefer als Impulsgeber für Wirtschaft und Ausbildung.
Geballtes Know-how
„Das ‚Center for Building Technology‘ ist ein wesentliches Instrument um den burgenländischen Wirtschafts-,
Forschungs- und Studienstandort für das Themenfeld Gebäudetechnik nachhaltig abzusichern. Die neue Struktur
bündelt unter der Leitung von Christian Heschl die geballte wissenschaftliche Expertise der Forscherinnen
und Forscher in den Bereichen Heizungs-, Klima- und Raumlufttechnik. Zurzeit werden im Center mehr als 15 Forschungsprojekte
mit über 30 Unternehmenspartnern abgewickelt. Das Gesamtvolumen der Projekte beträgt derzeit mehr als
4 Millionen Euro“, erklärt das Forschung Burgenland Geschäftsführer-Duo Silvia Ettl-Huber und Marcus
Keding.
Die FH Burgenland beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren mit dem Thema Gebäudetechnik. Insgesamt
sind es fünf Studiengänge am Standort Pinkafeld, deren Studierende in den Genuss der Forschungsergebnisse
aus dem Forschungscenter kommen. Diese enge Zusammenarbeit aus Lehre und Forschung ist dem neuen Centerleiter besonders
wichtig. Ihm motiviert vor allem die angewandte Forschung: „Wir wollen mit unserer Forschung die Branche weiterentwickeln
und Impulsgeber für die regionale Wirtschaft sein“, so Christian Heschl.
Zur nachhaltigen Entwicklung der Forschungskompetenzen ist das Center in vier Bereiche unterteilt:
- Building & HVAC System Simulation – In diesem Forschungsbereich wird das
Know-how zur systematischen Entwicklung von Energieversorgungssystemen unter Berücksichtigung regelungstechnischer
Aspekte mittels Gebäude- und Anlagensimulation gebündelt
- Computational Fluid Dynamics – Experten forschen in diesem Bereich an geometrisch
hochauflösenden Strömungssimulationsmodellen zur Optimierung von Einzeltechnologien
- Computational Data Analysis – Hier werden Methoden zur modellbasierenden Datenanalyse
und Dateninterpretation für innovative Gebäudemanagementsysteme entwickelt
- Measurement & Control Technology – Dieses Kompetenzfeld fasst die Entwicklung
und Errichtung von Messaufbauten zur Validierung der Simulationsmodelle und zur experimentellen Entwicklung von
Prototypen zusammen
Energieautark in die Zukunft
Die Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Gebäudesektor sind aktuell wie nie zuvor. Auf diesen Sektor
entfallen mehr als 40 Prozent des weltweiten Energiebedarfs und rund 21 Prozent der Treibhausgas-Emissionen. Das
Erreichen der europäischen Klima- und Energieziele ist ohne technologische Weiterentwicklung des Sektors daher
nicht möglich. „War bis vor kurzem noch die Energieeffizienz der Gebäudehülle das zentrale Ziel,
so geht der Trend nun immer mehr in Richtung Systemlösungen mit Einbindung von PV- und Windenergie. Um die
dafür notwendige Flexibilität auf der Energieversorgungsseite zu schaffen werden die Gebäude der
Zukunft auch Speicherfunktionen übernehmen müssen“, erklärt der Leiter des „Building Technology
Centers“ Christian Heschl.
Erreicht werden soll dieses Ziel unter anderem mithilfe von systemübergreifenden Speichertechnologien, smarter
Sensorik und Baumaterialien. So könnten neuartige Sensoren den Speicherzustand und den Nutzerkomfort eines
Gebäudes erfassen und somit die Grundlage für neue regelungstechnische Lösungen schaffen. Zudem
könnten die Sensoren auch versteckte Baumängel identifizieren und an den Betreiber des Gebäudes
weitergeben. Die Voraussetzungen für die dazu notwendigen kostengünstigen Sensoren und Kommunikationsmodelle
werden zurzeit gerade in einem EU-Projekt geschaffen.
Forschung mit kompetenten Partnern
Eine der wesentlichen Aufgaben der Fachhochschule Burgenland und der Forschung Burgenland besteht darin, internationale
Entwicklungstrends zu identifizieren und als regionaler Impulsgeber für die Wirtschaft und akademische Ausbildung
zu fungieren. Die Vernetzung mit Forschungseinrichtungen, Wirtschafts- und Industriepartner ist somit Grundvoraussetzung
für eine erfolgreiche Etablierung einer Forschungseinrichtung. Zwei wichtige und erfolgreiche Kooperationspartner
sind die Woschitz Group und Herz Energietechnik. „Wir arbeiten seit vielen Jahren mit der Forschung Burgenland
zusammen und konnten schon mehrere F&E- Projekte erfolgreich abschließen. Durch diese Projekte wurden
mehrere 100 Arbeitsplätze im Südburgenland geschaffen.“, freut sich Morteza Fesharaki über die Kooperation.
„Gerade in diesem Forschungsbereich ist die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft essentiell. Von
dieser Vernetzung profitieren beide Seiten“, so der Geschäftsführer der HERZ Energietechnik GmbH weiter.
Wichtiger Partner, wenn es um Ideen zu fortschrittlicher Bauweise und Gebäudetechnik geht, ist die Woschitz
Group. „Wir waren beispielsweise bei der Planung und Ausführung des Energetikums involviert, der Ort, der
jetzt als Zentrum für Gebäudetechnik fungiert. Seit vielen Jahren ist unser Unternehmen mit der Forschung
Burgenland eng vernetzt und wir liefern mit unseren Projekten und Erkenntnissen wichtige und innovative Impulse
für die Wirtschaft“, so Richard Woschitz.
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