Wien (azw) - Seit 1. Jänner 2017 hat das Architekturzentrum Wien mit Angelika Fitz eine neue Direktorin.
Sie wird auf der besonderen DNA des Architekturzentrum Wien aufbauen, die stets nach der gesellschaftlichen Dimension
von Architektur fragt, und gleichzeitig das Haus programmatisch weiterentwickeln. Im Zentrum ihrer Neuausrichtung
steht die Frage „Was kann Architektur?“. Das „Können“ bezieht sich dabei vor allem auf eine Rückgewinnung
der Handlungsfähigkeit. Was kann Architektur zu den aktuellen gesellschaftspolitischen Herausforderungen beitragen?
Die Beschäftigung mit einer „gebauten Verteilungsgerechtigkeit“, Fragen nach dem Zusammenleben in einer zunehmend
diversen Gesellschaft sowie der Dauerbrenner des nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen, sind zentrale Anliegen ihrer
zukünftigen Arbeit.
Zu allen drei Schwerpunkten bietet das Jahresprogramm 2017 neue Impulse: Die britischen Jungstars „Assemble“ entwickeln
prototypische Projekte dafür, wie gemeinschaftliches, räumlich innovatives, ökologisches und nachhaltiges
Bauen aussehen könnte (01.06. – 11.09.2017). Mit seinem Beitrag zur Vienna Biennale verlässt das Az W
die Ausstellungsräume am Standort MuseumsQuartier und geht in den Stadtraum. Unter dem Titel „Care + Repair“
(21.06. – 31.07.2017) entsteht ein öffentlicher Arbeitsraum in einem der spannendsten Stadtentwicklungsgebiete
Wiens, dem ehemaligen Nordbahnhof. Mit der Pop-up-Ausstellung „Actopolis“ (07.10. – 15.10.2017) bietet das Az W
eine Bühne für AkteurInnen aus Südosteuropa: Wie haben sich die Stadtgesellschaften nach den Ereignissen
im Gezi-Park in Istanbul oder am Syntagma-Platz in Athen, nach Öffnung und Schließung der Balkanroute
verändert und was können wir davon lernen? Im Herbst 2017 schaut das Az W hinter die Kulissen der Architekturproduktion
– „Form folgt Paragraph“ lautet der provokante Titel der Schau, die anhand anschaulicher Beispiele eine breite
Diskussion zu Baurecht, Normen und Standards, aber auch ganz grundsätzlich zur „Vollkaskogesellschaft“ entfachen
will (23.11.2017 – Frühjahr 2018).
Was kann Architektur? – diese zentrale Frage geht uns alle an! In sämtlichen Bereichen wird das Az W nicht
nur neuralgische Themen, sondern auch neue Formate zu dieser Fragestellung erarbeiten. Ziel ist ein Museum, das
nicht nur Wissen vermittelt, sondern sich als Ort des Teilens von Wissen manifestiert. Dabei spielt die Einbeziehung
der Perspektive der NutzerInnen von Architektur eine zentrale Rolle, um eine Brücke zwischen Fachwelt und
breitem Publikum zu spannen. Das umfassende Veranstaltungs- und Vermittlungsangebot für alle Altersgruppen
mit beispielsweise über 500 Veranstaltungen, Exkursionen und Workshops im letzten Jahr trägt zur vielschichtigen
Verankerung von Architektur bei. Gleichzeitig gilt es weiterhin die Bewahrung, Erforschung und Aktualisierung des
architektonischen Erbes zu sichern. Das wissenschaftliche Renommee des Hauses bewog in den letzten Jahren viele
österreichischen ArchitektInnen des 20. Jahrhunderts dazu, ihre Vor- oder Nachlässe dem Az W anzuvertrauen.
Diese einzigartige Sammlung wird im neuentwickelten Format „SammlungsLab“ zukünftig regelmäßig
ihren Auftritt bekommen. Ein- bis zweimal im Jahr werden Originalmaterialien in aktuelle Kontexte gestellt. Das
SammlungsLab versteht sich als Probebühne für einen experimentellen und zukunftsgerichteten Umgang mit
dem architektonischen Erbe und ist durchaus als Vorbereitung für eine permanente Präsentation der Architektursammlung
gedacht. Das erste SammlungsLab zeigt mit der Schau „Das Terrassenhaus. Ein Wiener Fetisch?“ (19.10. – 20.11.2017)
Einblicke in diesen Wohntypus von Adolf Loos bis heute.
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