Fragestunde mit Ministerin Hammerschmid über Digitalisierung, Budget und LehrerInnenausbildung
Wien (pk) - Die im Arbeitsprogramm der Bundesregierung für 2017/2018 enthaltene Digitalisierungsstrategie
für das Schulsystem, die finanzielle Lücke im Bildungsbudget in der Höhe von 190 Mio. € sowie die
Umsetzung des Autonomiepakets waren nur einige der Themenbereiche, die am 01.02. in der Fragestunde des Nationalrats
behandelt wurden. Bildungsministerin Sonja Hammerschmid hielt die digitale Grundbildung, die in den Lehrplänen
verankert wird, für einen zentralen Schlüssel, um die Kinder und Jugendlichen für die Herausforderungen
der Zukunft zu rüsten. Aus diesem Grund habe die Regierung ein umfassendes Paket geschnürt, das u.a.
vorsieht, dass bis zum Jahr 2021 alle Schulen mit WLAN ausgerüstet werden.
Zahlreiche Projekte im Bereich Digitalisierung; konkrete Finanzierung noch unklar
Bundesministerin Sonja Hammerschmid war überzeugt davon, dass das aktuelle Arbeitsprogramm der Bundesregierung
für die Jahre 2017 und 2018 eine sehr gute Grundlage dafür ist, das österreichische Schulsystem
zukunftsfit zu machen. Als besonders wichtig erachtete sie, dass mit dem Koalitionspartner, mit dem es gerade im
Bildungsbereich sehr viel Übereinstimmung gibt, konkrete Zeitpläne festgelegt wurden. Sie versicherte
den Abgeordneten, auch mit den einzelnen Schulpartnern, den Gewerkschaften und den Ländern würden konstruktive
Gespräche laufen. Hammerschmid war daher guten Mutes, das Autonomiepaket bereits in den nächsten Wochen
dem Parlament zuleiten zu können.
Abgeordnetem Harald Walser (G) gegenüber räumte sie ein, dass trotz einer Erhöhung des Bildungsbudgets
im Herbst 2016 noch immer eine Lücke von 190 Mio. € bestehe, die noch geschlossen werden müsse. Auch
wenn es von Seiten des Finanzministers positive Signale gebe, appellierte die Ressortchefin an alle Abgeordneten,
sie in dieser Angelegenheit zu unterstützen. Alleine für die Versorgung aller Schulen mit einem WLAN-Netz
wären 92,8 Mio. € erforderlich. Vor allem bei den Pflichtschulen habe man dabei einen Nachholbedarf; derzeit
haben 31% bzw. 78% der Klassen dieses Schultyps einen Zugang zu WLAN bzw. zum Internet.
Zusätzliche Mittel brauche man auch für die gemeinsame Digitalisierungsstrategie der Regierung, die dazu
dienen soll, das Schulsystem innovativer und zukunftstauglicher zu machen, konstatierte Hammerschmid. Darin enthalten
sind z.B. der schrittweise Ausbau von Breitband und WLAN-Anschlüssen, die Bereitstellung von Tablets und Laptops
für SchülerInnen (in der 5. und 9. Schulstufe) und LehrerInnnen ab 2018. Gerade aber was die Frage der
Ausstattung mit digitalen Endgeräten angeht, sollen auch neue Finanzierungswege beschritten werden, wie z.B.
Kooperationen mit der Industrie, PPP-Modelle oder die zentrale Abwicklung über die Bundesbeschaffungsagentur.
Ein konkretes Konzept soll spätestens im Sommer 2017 vorliegen, kündigte die Ministerin an. In diesem
Zusammenhang betonte sie gegenüber Abgeordnetem Steinbichler (T), dass Tablets und Laptops als sinnvolle Ergänzung
gesehen werden und sicherlich nicht das Schreiben- und Lesenlernen ersetzen sollen. Sie erwarte sich sogar, dass
es durch die neuen Medien, die Wissen auf spielerische Weise vermitteln können, zu Kompetenzsteigerungen in
den einzelnen Fächern kommen wird. Um dies zu erreichen müssen natürlich auch die digitalen Grundkompetenzen
der PädagogInnen gestärkt werden; für diverse Angebote in diesem Bereich werden 2,4 Mio. € bereitgestellt.
Als Beispiele nannte die Ministerin die Einrichtung von Lernplattformen oder die Stärkung der "virtuellen
Hochschule".
Hammerschmid wies weiters auf die Initiative "eEducation Austria" des Bildungsministeriums hin, die das
Ziele verfolge, digitale und informatische Kompetenzen in alle Klassenzimmer Österreichs zu tragen. Das dafür
zuständige Kompetenzzentrum in Linz werde übermorgen eröffnet, kündigte die Ressortchefin an.
Ein besonderes Anliegen war der Ministerin, die Kinder und Jugendlichen in die Lage zu versetzen, die Inhalte des
Internets und der sozialen Medien kritisch zu hinterfragen und sie auch über die Risiken (z.B. Hasspostings,
Cybermobbing, Fake-News), die damit verbunden sind, aufzuklären. Überdies sollen technologische Kompetenzen
stufenweise in den Lehrplänen verankert werden. Das Arbeitsprogramm sieht weiters die gratis Bereitstellung
von digitalen Lern- und Lehrmaterialien (z.B. eBook+) vor. Die Vermittlung von Medienkompetenz sei jedenfalls klar
in den Lehrplänen festgeschrieben und werde sicherlich nicht nur ein "nebensächliches Anhängsel"
bleiben, versicherte Hammerschmid gegenüber Abgeordneter Sigrid Maurer (G).
PädagogInnenausbildung Neu: Lehrberuf soll attraktiver werden und wieder hohes Ansehen genießen
Ein ganz wichtiges Anliegen der Ministerin war es, den LehrerInnenberuf zu attraktivieren und den PädagogInnen
jene Wertschätzung zu geben, die sie verdienen. In Richtung der ÖVP-Mandatarin Brigitte Jank erinnerte
sie daran, dass mit der Ausbildungsreform wirklich neue Maßstäbe gesetzt wurden, da nunmehr nicht nur
Aufnahme- und Eignungstests vorgesehen sind, sondern durch die Tertiärisierung des Berufs die Qualitätsstandards
deutlich gesteigert werden. Auch durch die höheren Einstiegsgehälter erwarte sie sich, dass die Besten
und Motiviertesten für den Beruf gewonnen werden können. Vor allem bei den naturwissenschaftlichen Fächern
sei man zudem bemüht, mehr QuereinsteigerInnen in das Bildungssystem hereinzuholen, erklärte Hammerschmid.
Im Laufe des Jahres soll auch ein Hochschulentwicklungsplan erstellt werden, der regionale Verbünde sowie
ein Mehr an Autonomie bringen soll. Durch die Summe dieser Maßnahmen sei ihrer Meinung nach gewährleistet,
dass es in Zukunft zu keinem LehrerInnenmangel kommt.
Reaktion auf die PISA-Ergebnisse 2015: Kurzfristige und langfristige Maßnahmen
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid stimmte mit SPÖ-Abgeordneter Elisabeth Grossmann darin überein,
dass angesichts der aktuellen PISA-Ergebnisse in den Fächern Naturwissenschaften, Mathematik und Lesen massiver
Handlungsbedarf besteht. Es werde darauf mit einem Bündel an Maßnahmen reagiert, das vom Autonomiepaket
bis hin zum Ausbau der ganztägiger Schulformen reiche. Wenn Schulen mehr Selbstständigkeit erhalten,
können sie zielgerichteter agieren und viel stärker auf Talente und Schwächen der jungen Menschen
Rücksicht nehmen, war die Ressortchefin überzeugt. Daneben brauche es aber auch noch Instrumente, die
rasch umgesetzt werden können. Gerade in Schulen, wo es besondere Herausforderungen gibt, sollen den PädagogInnen
Werkzeuge in die Hand gegeben werden, um zu testen, wo ihre SchülerInnen in den einzelnen Fächern genau
stehen. Im Volksschulbereich werden solche Diagnoseinstrumente bereits erprobt, informierte Hammerschmid, und sollen
flächendeckend im nächsten Schuljahr eingesetzt werden. Außerdem werde in die Aus- und Fortbildung
der LehrerInnen investiert. Im Rahmen einer Bildungsklausur, die noch im Februar stattfinden wird, sollen gemeinsam
mit externen ExpertInnen weitere Maßnahmen erarbeitet und dann schnell umgesetzt werden.
Schulstrukturen: Clustermanager, inklusive Schule, AHS-Unterstufe
Abgeordneten Wendelin Mölzer (F) gegenüber versicherte die Ressortchefin, dass es durch die Einführung
von "Clustermanagern" zu keinen Einsparungen durch die Hintertür kommen werde. Das Gegenteil sei
der Fall: Durch die Bündelung der administrativen Tätigkeiten werden nicht nur die einzelnen Schulstandorte
entlastet, sondern die PädagogInnen können sich wieder mehr auf ihre Lehrtätigkeit konzentrieren.
Das Konzept werde auch dazu beitragen, Kleinstschulen zu erhalten, ist sie überzeugt.
Was das bis zum Jahr 2020 laufende Pilotprojekt "Inklusive Modellregionen" in Tirol, Kärnten und
der Steiermark betrifft – eine Frage des Abgeordneten Elmar Mayer (S) – so wolle man daraus lernen, welche Konzepte
sich bewähren, erläuterte Hammerschmid. Das Projekt werde wissenschaftlich begleitet und regelmäßig
evaluiert. Danach werde man eine gute Entscheidungsgrundlage dafür haben, ob und in welcher Weise man dieses
Konzept bundesweit umsetzen könne.
Abgeordnetem Walter Rosenkranz (F) gegenüber stellte die Bundesministerin fest, dass es zu keinem Aus der
AHS-Unterstufe kommen wird. Es werde derzeit nur ein Konzept für jene Modellregionen erarbeitet, in denen
die gemeinsame Schule der 6- bis 14-Jährigen erprobt werden soll. Zahlreiche internationale Bildungsstudien
hätten belegt, dass insbesondere jene Länder viel besser abschneiden, wo es über weite Strecken
eine Gesamtschule gibt, gab Hammerschmid zu bedenken.
Wertevermittlung auch abseits des Religionsunterrichts gewährleistet
ÖVP-Mandatar Asdin El Habbassi teilte die Ministerin mit, dass VolksschülerInnen etwa im Sachunterricht
demokratische Grundwerte oder Informationen über Kinderrechte vermittelt bekommen. Auch in der Sekundarstufe
I werde besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass es eine Werteerziehung im Rahmen des Fachs Politische Bildung
gibt. In der zweiten Sekundarstufe würden dann Fächer wie Philosophie, Wirtschaftsethik oder Geschichte
und Politische Bildung gewährleisten, dass Jugendliche, die nicht an einem konfessionellen Religionsunterricht
teilnehmen, dennoch eine Wertevermittlung erhalten. Im Zuge der Schulautonomie gebe es zudem die Möglichkeit,
Schwerpunkte zu setzen und zusätzliche Stunden in diesem Bereich in den Stundeplan zu integrieren. Zur Frage
der Einführung eines generellen Ethikunterrichts könne sie derzeit noch nichts sagen; die Diskussion
sei jedenfalls eröffnet.
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