"Award of Excellence" für Linzer Bürgermeister
MMag. Klaus Luger
Linz (vad vashem) - Zum 72. Jahrestag der Befreiung der Überlebenden von Auschwitz luden die Österreichischen
Freunde von Yad Vashem am 30.01. zu alljährlichen Gedenkstunde in das Alte Linzer Rathaus. Unter den zahlreichen
Gästen konnten auch Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer und Bischof em. Dr. Maximilian Aichern, sowie
Ungarns Botschaftssekretär Dr. Gergö Szilágyi, die Präsidentin des OLG, Mag.a Katharina Lehmayer
und der Rektor der PH Linz, Mag. Franz Keplinger begrüßt werden. Höhepunkt der Veranstaltung war
eine szenische Lesung aus den Tagebuchaufzeichnungen der holländischen Jüdin Etty Hillesum, die 1943
in Auschwitz ermordet worden war. Der Linzer Bürgermeister MMag. Klaus Luger erhielt an diesem Abend die höchste
Auszeichnung der Österreichischen Freunde von Yad Vashem.
Zu Beginn der Gedenkstunde verlas Generalsekretärin Ulrike Schuster Grußworte und Gedanken des bekannten
Historikers und Zeitgeschichte-Kommentators Dr. Hugo Portisch, der seine Teilnahme aus familiären Gründen
absagen musste. In seinem Schreiben wies er darauf hin, dass ein neues Virus der Polarisierung in unsere Alltagswelt
eindringe. Mehr und mehr Menschen entdeckten das digitale Dunkel als versteckte Schießscharten, um Abrechnung
zu halten. Allzu oft seien unsere sog. "sozialen Netze" unter einen zivilisatorischen Mindeststandard
gefallen. Umso wichtiger sei es, in den Fluss der Zeit immer wieder Steine der Erinnerung zu setzen.
Vor 110 Besuchern nahm Vorsitzender Günther Schuster den Internationalen Holocaust-Gedenktag zum Anlass, ein
Klima des gegenseitigen Respekts und der Achtung zu fordern. Der Gedenktag sei eine Mahnung an alle Kräfte
der Gesellschaft, die Folgen totalitärer Machenschaften frühzeitig zu erkennen und dagegen zu steuern.
Er hob auch die gute Zusammenarbeit mit dem Linzer Bürgermeister MMag. Klaus Luger hervor, der den Freundeskreis
seit fast zehn Jahren in vielerlei Hinsicht unterstütze und sich aktiv für dessen Anliegen engagiere.
Als Dank dafür überreichte Günther Schuster dem überraschten Bürgermeister den "Award
of Excellence" der Österreichischen Freunde von Yad Vashem.
Bürgermeister MMag. Klaus Luger ging in seinen Worten zuerst auf die Zeit des entstehenden Nationalsozialismus
ein. Die faschistischen Bewegungen der 1920er und 30er Jahre wären nicht vorstellbar gewesen ohne die Massenarbeitslosigkeit
und Verelendung breiter Teile der Bevölkerung. Man müsse vorsichtig sein mit historischen Vergleichen,
aber auch heute wären Zukunftsängste spürbar. Es gebe erneut eine Tendenz zur Verrohung der politischen
Kultur, indem Andersdenkende pauschal verdächtigt würden. Aus vielen politischen Ecken komme auch wieder
Antisemitismus, der mit Kritik an Israel eine andere Möglichkeit biete, artikuliert zu werden. Wenn es eine
Lehre aus den 1920ern und 30ern gebe dann jene, dass das Gespräch und der politische Dialog nicht abreißen
dürfen.
Tiefen Eindruck hinterließ die von Dr. Johannes Neuhauser erarbeitete und inszenierte szenische Lesung aus
den Tagebüchern der Jüdin Etty Hillesum. Die Beschreibung ihrer Deportation nach Auschwitz und der detaillierten
Wahrnehmungen in ihrem Umfeld gaben einen Einblick in die damalige Schreckensherrschaft. Das Publikum war tief
berührt von der dramatischen Darstellung der Schauspieler Bettina Buchholz, Katharina Wawrik, Georg Bonn und
Erich Josef Langwiesner.
Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkstunde von zwei berührenden Liedern, vorgetragen von Lucia Karning (Gesang)
und Simon Raab (Piano).
Georg Schuster
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