Forderungen u.a. im Kampf gegen Frauenarmut wandern in weitere Fachausschüsse
Wien (pk) - Für die Bekämpfung der Frauenarmut und mehr Männer in pädagogischen Berufen
legte der Nationalrat am 31.01. in den späten Abendstunden ein grundsätzliches Bekenntnis ab. Ein Antrag
der Grünen, in dem sie von der Regierung ein Maßnahmenpaket gegen Frauenarmut einmahnen, soll im Sozialausschuss
weiterverhandelt werden. Vom Gleichbehandlungsausschuss in den Unterrichtsausschuss wandert außerdem ein
Entschließungsantrag des Team Stronach. Die Oppositionsfraktion fordert ein Konzept, um mehr Männer
in pädagogische Berufe zu bringen.
Die Grünen sehen die Regierung in der Pflicht, Frauen durch ein umfassendes Maßnahmenpaket vor allem
am Arbeitsmarkt zu stärken sowie für Arbeitnehmerinnen existenzsichernde Versicherungsleistungen einzuführen.
Die vermehrte Frauenarmut in Österreich lässt sich nach Meinung der Abgeordneten Aygül Berivan Aslan
(G) im Wesentlichen durch die unterschiedlichen Erwerbsbiografien zwischen Frauen und Männern erklären.
So haben etwa 2014 47% der erwerbstätigen Frauen in Teilzeitjobs gearbeitet, bei den erwerbstätigen Männern
waren es hingegen nur 9%. Das bedeutet für Frauen neben geringeren Einkommen folglich niedrigere Versicherungsleistungen
im Fall eines Jobverlusts.
Geht es nach Aslan, ist für Frauen außerdem wesentlich, ein vom Ehemann unabhängiges Einkommen
zu haben. Etwa schlägt sie vor, die Nettoeinkommensersatzrate bei der Arbeitslosenversicherung von 55% auf
70% anzuheben. Den Fokus wollen die Grünen auf das Sozialversicherungssystem legen. "Es braucht viel
stärkere Hebel", so Aslan, zur Zeit bewege sich alles im Schneckentempo.
Seitens der SPÖ sprachen sich Gabriele Heinisch-Hosek, Karin Greiner und Wolfgang Knes für stärkere
Maßnahmen gegen Frauenarmut aus. Der Gleichbehandlungsausschuss wird erneut die Präsidenten der Sozialpartner
in das Parlament einladen, um die Unterschiede in der Einkommenssituation von Frauen und Männern zu besprechen,
wie Heinisch-Hosek erklärte. Neben Heinisch-Hosek begrüßte Dorothea Schittenhelm (V) die geplanten
Maßnahmen im jüngst vereinbarten Regierungsprogramm, die die Lebenssituation von Frauen verbessern sollen.
Frauenarmut sei ein Thema in Österreich, das dürfe nicht sein, sagte Schittenhelm. Sie hofft auf den
geplanten flächendeckenden Mindestlohn von 1500 € Brutto noch vor dem Sommer.
Geht es um eine Gleichbehandlung zwischen Frauen und Männern in der Entlohnung, sehen Greiner und Knes eine
Lösung u.a. in der innerbetrieblichen Lohntransparenz.
"Warum ist es mehr wert, Motoren zusammenbauen als alte Menschen zu pflegen?", stellte Claudia Durchschlag
(V) die Frage in den Raum. Seit gefühlten hundert Jahren würde sich das Parlament damit beschäftigen,
wie die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern weiter geschlossen werden könne. Auch wenn sich
die Armutsgefährdung in den letzten Jahren ein wenig verbessert hat, brauche es mehr Maßnahmen, um die
Situation von Frauen zu verbessern, meinte ebenfalls Martina Diesner-Wais (V).
"Die Gründe für die Frauenarmut sind vielfältig", sagte Carmen Schimanek (F), besonders
vom Armutsrisiko betroffen seien PensionistInnen und Alleinerzieherinnen. "Eine Schande" für die
FPÖ-Abgeordnete. Ihr fehlt der Glaube, dass sich die Situation für Frauen durch das neue Arbeitsprogramm
der Regierung verbessern wird.
Einige gute Ansätze beinhaltet die Forderung der Grünen für Claudia Gamon (N), dennoch schieße
sie an einer Lösung vorbei. Es gehe darum, Frauen ein wirtschaftlich eigenständiges Leben zu ermöglichen.
Was es aus ihrer Sicht braucht, ist ein grundlegender Systemwechsel.
Das Team Stronach würde bei flexibleren Arbeitszeitmodellen, Stichwort Tele-Arbeit und Home-Office, oder mehr
Betriebskindergärten ansetzen, wie Martina Schenk erklärte. Im neuen Regierungsprogramm vermisst sie
eine bessere Anrechnung von Kindererziehungszeiten.
Mehr Männer in pädagogischen Berufen: Aufbrechen von tradierten Rollenbildern notwendig
Das Team Stronach bemängelt, dass der Männeranteil in pädagogischen Berufen auf einem sehr niedrigen
Niveau stagniert. Die Oppositionspartei fordert von der Regierung ein Konzept, um Abhilfe zu schaffen. Der Männeranteil
sei in der Elementarpädagogik in letzter Zeit zwar ein wenig angestiegen, die Änderung sei aber marginal,
argumentierte Martina Schenk (T). Sie hofft auf eine rasche Lösung.
Gisela Wurm (S) zeigte sich überzeugt, dass sich in Zukunft immer mehr Männer für pädagogische
Berufe entscheiden werden. "Wir brauchen sie in der Elementarpädagogik", so Wurm, auch Quoten sind
für sie in Betracht zu ziehen. Elisabeth Grossmann (S) sprach sich dafür aus, bei den Ursachen der einseitigen
Berufswahl anzusetzen. Tradierte Rollenbilder müssten aufgebrochen werden, sind sich Grossmann und ihre Fraktionskollegin
Katharina Kucharowits (S) einig. Dieser Argumentation schloss sich auch Claudia Durchschlag (V) an.
Für das Aufbrechen von Rollenbildern sprach sich ebenfalls Aygül Berivan Aslan von den Grünen aus.
Letztendlich sei es eine Chance für die Jugendlichen, mehr Möglichkeiten in der Berufswahl zu haben.
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