Taumel. Navigieren im Unbekannten

 

erstellt am
13. 02. 17
13:00 MEZ

Verlust von Stabilität als Ressource für Neues – Ausstellung im Kunsthaus Graz von 10.02.-21.05.2017
Graz (universalmuseum joanneum) - Das Künstler- und Kuratorenduo Ruth Anderwald und Leonhard Grond eröffnete gemeinsam mit Kuratorin Katrin Bucher Trantow am Abend des 09.02. die Ausstellung "Taumel. Navigieren im Unbekannten." Die Schau, die bis 21.05. im Kunsthaus Graz zu sehen ist, basiert auf dem seit 2014 laufenden Forschungsprojekt „Dizziness – A Resource“, das von Anderwald Grond initiiert wurde. Die Ausstellung, in der man auch selbst ins Taumeln geraten kann, geht der Frage nach, was nach Verunsicherung, Desorientierung, Rausch und Ekstase übrig bleibt? Im Fokus stehen Arbeiten aus den Bereichen Videokunst, Malerei und Plastik, die sich mit dem Moment des Verlustes von Stabilität und Kontrolle beschäftigen – auf psychischer sowie physischer, auf persönlicher oder gesellschaftlicher, aber auch auf politischer und kultureller Ebene.

Das Wort „Taumel“ steht für vieles, betonten die Kuratorinnen und der Kurator: Für ein Gefühl globaler Krisen, für Unsicherheit, Verlust der Balance und für das Stolpern sowie das Fallen. Nicht zuletzt aber auch für das reaktive Umgehen von Hindernissen und das konkrete Weitergehen.

Diese unterschiedlichen Momente des Umgangs mit dem Taumel spiegeln die 24 gezeigten Arbeiten, u. a. von Ólafur Elíasson, Oliver Hangl, Cameron Jamie, Ann Veronica Janssens, Anna Jermolaewa, Joachim Koester, Bruce Nauman, Laurel Nakadate, Esther Stocker oder Superflex wider. Die Besucherinnen und Besucher können im Space02 sowie in der Needle des Kunsthauses Graz in dieses „Taumeln“ eintauchen.

Nebelschwaden, Rausch und im Raum schwebende Objekte

Die Installation der britischen Künstlerin Ann Veronica Janssens ist sicher eine der zentralen Arbeiten der Ausstellung und hüllt die „Needle“ zu bestimmten Zeiten immer wieder in Nebelschwaden. In diesem Raum, der normalerweise den Blick auf den Grazer Schlossberg und die Mur eröffnet, erleben die Besucherinnen und Besucher den Taumel physisch: Der visuelle Sinn tritt in den Hintergrund, alle anderen verfügbaren Sinne werden geschärft.

In einer anderen Arbeit geht es um Rauschzustände, mit denen sich der Amerikaner Ben Russell beschäftigt. Für seine Videoarbeit Trypps #7 begab er sich in den Badlands-Nationalpark (South Dakota, US) und beobachtet dort einen LSD-Trip einer jungen Frau. Im Film durchlebt sie unzählige Emotionen und Bilder, die sich in Farbverläufen, Kameraschwenken und einer erst ganz zuletzt aufgedeckten Spiegelsituation und der Auflösung des Bildes übersetzt wiederfinden. In seinem ästhetisch betörenden Film verweist er auf einen unfruchtbaren und landwirtschaftlich nicht nutzbaren Landstrich, der von Arbeitslosigkeit geprägt ist. Einst wurde die indianische Bevölkerung dorthin vertrieben und auch heute steht der Landstrich für ein Gebiet einer an den Rand gedrängten No-Future Generation in dem Crystal Meth und andere Drogen weit verbreitet sind.

Taumelnd und fragil wirken die Skulpturen Balanced Acts der Künstler Jonathan Monk und Ariel Schlesinger, die eigens an den Raum und die Ausstellung angepasst wurden. Alltägliche Objekte und Möbel werden ihrer ursprünglichen Funktion beraubt und zusammen mit Fotografien der Schweizer Medienkünstler Peter Fischli und David Weiss in ein labiles Gleichgewicht gebracht. Quasi als roter Faden weisen sie darauf hin, wie im gegenseitigen Stützen immer wieder stabile Zufallsanordnungen möglich sind.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.kunsthausgraz.at

 

 

 

 

 

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