Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Februar 2017
Wien (oenb) - Die österreichische Wirtschaft hat im Laufe des Jahres 2016 deutlich an Dynamik gewonnen
und befindet sich zu Jahresbeginn 2017 auf einem stabilen Wachstumspfad. Die Investitionstätigkeit war vergangenes
Jahr neben dem privaten Konsum die wichtigste Konjunkturstütze. Die Abschwächung der Investitionsdynamik
gegen Jahresende wird durch die Verbesserung der Exportaussichten kompensiert, sodass die Aussichten für die
Industrie weiterhin sehr günstig sind. Die gute Beschäftigungslage stützt trotz anziehender Inflation
weiterhin den privaten Konsum. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet im Rahmen ihrer vierteljährlichen
Kurzfristprognose für die ersten beiden Quartale 2017 ein Wachstum des realen BIP von 0,6 % bzw. 0,5 % (jeweils
zum Vorquartal). Die Prognose für das erste Quartal wurde damit gegenüber der letzten Veröffentlichung
im November 2016 um 0,1 Prozentpunkte nach oben revidiert.
Die Aussichten für die Weltwirtschaft werden derzeit vom Start der neuen US-Regierung dominiert. Den angekündigten
protektionistischen Maßnahmen stehen fiskalische Impulse gegenüber, sodass die Auswirkungen auf die
Weltwirtschaft derzeit schwer einschätzbar sind. Der US-Einkaufsmanagerindex ISM (Institute for Supply Management)
sowie weitere Stimmungsindikatoren deuten an, dass US-Unternehmen die politischen Entwicklungen eher positiv werten.
Die Stimmungsindikatoren für Europa zeichnen indes ein differenziertes Bild. Trotz des bevorstehenden Brexit
zeigen die Ergebnisse des IFO-Index einen zunehmenden Optimismus der deutschen Unternehmen.
Der Welthandel hat sich in den letzten beiden Jahren sehr schwach entwickelt. Erst im November 2016 war eine deutliche
Belebung zu verzeichnen. Die österreichischen Güterexporte zeigten vor diesem Hintergrund in den ersten
zehn Monaten des Jahres 2016 eine sehr schleppende Entwicklung. Der OeNB-Exportindikator sowie die Auslandsauftragseingänge
zeigen um den Jahreswechsel eine deutliche Beschleunigung der Dynamik an. Der Tourismus war im Jahr 2016 eine Stütze
der Dienstleistungsexporte. Die Zahl der Nächtigungen von ausländischen Gästen nahm um 4,1 % zu
und erreichte mit 102,8 Mio. einen neuen Rekordwert.
Die Industriekonjunktur hat gegen Jahresende weiter an Fahrt gewonnen. Besonders dynamisch entwickelte sich dabei
der Automobilsektor. Positive Signale für die Industrie kommen vom Einkaufsmanagerindex der Bank Austria –
der im Jänner mit 57,3 Punkten den höchsten Wert seit knapp sechs Jahren erreichte – und von den Auftragseingängen.
Die Investitionstätigkeit war im Jahr 2016 neben dem privaten Konsum die wichtigste Konjunkturstütze.
Die österreichischen Unternehmen haben ihre Ausrüstungsinvestitionen – in erster Linie Fahrzeuginvestitionen
– kräftig ausgeweitet (+6,0 %). Im Laufe des Jahres 2016 war jedoch bereits eine Abnahme der Dynamik zu beobachten.
Für das erste Halbjahr 2017 ist von dieser Seite daher mit schwächeren Impulsen zu rechnen.
Die Bauwirtschaft startete gut in das Jahr 2016, verlor jedoch im Jahresverlauf an Dynamik. Der Vertrauensindikator
für die Bauwirtschaft entwickelt sich hingegen seit zwei Jahren kontinuierlich nach oben. Im Jänner 2017
wurde mit 7,3 Punkten ein historischer Höchststand erreicht. Dies lässt gemeinsam mit dem starken Anstieg
der Baubewilligungen zumindest im Hochbau auf eine Beschleunigung der Dynamik schließen. Die außergewöhnlich
niedrigen Temperaturen im Jänner haben sich zwar negativ auf die Bautätigkeit ausgewirkt. Dieser Rückgang
sollte jedoch in den Folgemonaten kompensiert werden können.
Die privaten Haushalte haben ihre Einkommenszuwächse infolge der im Jänner 2016 in Kraft getretenen Steuerreform
teilweise bereits für eine Ausweitung ihrer Konsumausgaben genutzt. Ein relativ großer Teil des dadurch
bedingten Einkommenszuwachses wurde aber gespart. Davon ausgehend ist in den kommenden Monaten mit Impulsen für
den privaten Konsum zu rechnen. Der Effekt wird jedoch sukzessive auslaufen. Die HVPI-Inflation hat sich in den
letzten Monaten beschleunigt und ist im Dezember 2016 bei 1,6 % gelegen. Damit liegt die Teuerung bereits über
der Steigerungsrate der Tariflöhne. Dieser dämpfende Effekt auf die Realeinkommen und damit auf den Konsum
dürfte in den nächsten Monaten anhalten. Die sehr gute Beschäftigungslage wird den privaten Konsum
jedoch weiterhin stützen. Die im neuen Arbeitsprogramm der Regierung vorgestellten Maßnahmen sollen
zum Großteil ab der Jahresmitte 2017 bzw. zu Beginn des Jahres 2018 umgesetzt werden und haben daher im Prognosezeitraum
noch keine Auswirkungen auf die Konjunktur. Insgesamt befindet sich die österreichische Wirtschaft im ersten
Halbjahr 2017 auf einem robusten Wachstumspfad.
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