Fokus auf Modernisierung von Schul- und Hochschulbildung – Europäische Agenda für
Kompetenzen wird umgesetzt
Wien (pk) – Laut Ressortbericht des Bildungsministeriums auf Grundlage des EU-Arbeitsprogramms 2017 soll
im laufenden Jahr die Umsetzung der neuen Europäischen Agenda für Kompetenzen (New Skills Agenda for
Europe) eine zentrale Rolle im Bildungsbereich spielen. Der Fokus liegt dabei auf der Modernisierung der Schul-
und Hochschulbildung, so der Vorhabensbericht. Aber auch die Senkung der Schulabbruchsquote sowie der Erhöhung
des Anteils der 30- bis 34-Jährigen HochschulabsolventInnen ist Ziel der gemeinsamen EU-Bildungspolitik 2017
( III-342 d.B. und III-604-BR/2017).
Bei der Bildung hat die Europäische Union keine Regelungskompetenz, die Rechtsetzung liegt in nationaler Hand.
Die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten erfolgt ausschließlich kooperativ und dient der Definition gemeinsamer
Ziele sowie dem Erfahrungsaustausch bei der Umsetzung bildungspolitischer Vorhaben. Diese werden von der globalen
Europa 2020-Strategie geleitet und anhand des bildungsspezifischen strategischen Rahmens für europäische
Zusammenarbeit (Education and Training 2020, ET 2020) vorgegeben.
"Erasmus+" – 2016 über 13.000 Mobilitäten ermöglicht
Das europäische Bildungsprogramm "Erasmus+" ermöglicht Lernmobilität und praktische grenzüberschreitende
Kooperationen von Bildungsinstitutionen. Das Programm bietet die Möglichkeit, in einem anderen europäischen
Land zu lernen, zu unterrichten, ein Praktikum zu absolvieren oder grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten.
"Erasmus+" ist ein anhaltender Erfolg in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und
Sport, heißt es von Seiten des Bildungsministeriums. Das österreichische Bildungswesen wurde internationalisiert
und auch die Bildungs-Mobilität hat Breitenwirkung entfaltet, die ohne EU-Bildungsprogramme nicht denkbar
wäre.
Im Jahr 2016 wurden über 13.000 Mobilitäten und mehr als 400 Projekte genehmigt. Für 2017 stehen
Österreich 32,2 Mio. € an EU-Fördermitteln zur Verfügung, davon 14,6 Mio. € für die Hochschulbildung
und 2,6 Mio. € für internationale Hochschulmobilität. Das Bildungsministerium sichert die maximale Ausschöpfung
der Fördermittel durch Kofinanzierung österreichischer Projekte. Die Halbzeitevaluierung 2017 soll als
Grundlage für das Nachfolgeprogramm ab 2021 dienen.
Schulabbruch: Trotz Zielerreichung weiterhin wichtiges Thema
Bei den frühzeitigen SchulabbrecherInnen übertrifft Österreich mit 7,3% derzeit deutlich das EU-Ziel
von 10%. Dennoch wird dem Thema weiterhin nationale Aufmerksamkeit gewidmet, so der Bericht des Bildungsministeriums.
Der Anteil der Hochschulabschlüsse liegt derzeit bei 38,7%.
Der Strategische Rahmen für europäische Zusammenarbeit ET 2020 wurde 2009 beschlossen und 2015 einer
Halbzeitrevision unterzogen. Im Ratder EU-BildungsministerInnen befassen sich Arbeitsgruppen mit den Schwerpunkten
Schule, Hochschule, Berufsbildung, Erwachsenenbildung, digitale Fertigkeiten sowie gemeinsame Werte zur Gewalt-
und Rassismusprävention. Bildungsministerin Sonja Hammerschmid begrüßt diesen europäischen
Fokus auf Inklusion, politische Bildung und Radikalisierungsprävention.
Malta rückt Inklusion und Diversität in den Mittelpunkt
Vor dem Hintergrund der Flüchtlingsbewegungen nach Europa würden Inklusion und Diversität vermehrt
an Bedeutung gewinnen, ist dem Vorhabensbericht 2017 zu entnehmen. Die EU-Mitglieder wollen unter maltesischer
Ratspräsidentschaft Wege finden, um qualitativ hochwertige Bildung für alle zu erreichen. Die Kommission
will zudem in Europas Jugend investieren, was vom Bildungsministerium begrüßt wird. Auch weiterhin soll
die Umsetzung der neuen Europäischen Agenda für Kompetenzen forciert werden, um den Herausforderungen
von gering qualifizierten Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu begegnen. Der gemeinsame Rahmen für die Bereitstellung
besserer Dienste für Kompetenzen und Qualifikationen (Europass) soll die geänderten Bedürfnisse
auf dem Arbeitsmarkt und in der Bildung widerspiegeln und an den technischen Fortschritt angepasst werden. Das
Bildungsministerium zweifelt jedoch an der Governance des neuen Europass und daran, ob die neuen Services und Instrumente
umfassend integriert werden können, da diese sich an stark unterschiedliche Zielgruppen richten.
Weiters soll der Europäische Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen überarbeitet werden, um
die Vergleichbarkeit zu verbessern und flexiblere Lernwege zu unterstützen. Laut Bildungsministerium bleiben
aber weiterhin Unklarheiten und bestehende "Unschärfen" werden nicht ausreichend bereinigt.
Im zweiten Halbjahr 2017 widmet sich die estnische Ratspräsidentschaft der digitalen Dimension als Querschnittsthema
aller Politikbereiche. Die Umsetzung der neuen Europäischen Agenda für Kompetenzen – insbesondere die
Modernisierung der Hochschulausbildung - wird weiterhin themengebend sein. Ein konkretes Programm liegt noch nicht
vor. Im September 2017 sollen neue Zugänge zu Lernen und Lehren im Rahmen einer Präsidentschaftskonferenz
erörtert werden.
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