Der gemeinsam mit dem Künstler Leonard Qylafi entwickelte Beitrag ging als Siegerprojekt
aus einem Open Call hervor
Tirana/Venedig/Wien (kunsthallewien) - "Occurrence in Present Tense" ist der Titel des Albanischen
Beitrags zur 57. Venedig Biennale. Nach dem Direktor der Kunsthalle Wien, Nicolaus Schafhausen, der bereits zwei
Mal den Deutschen Pavillon und 2015 den Pavillon der Republik Kosovo kuratiert hatte, verantwortet 2017 mit Vanessa
Joan Müller erneut ein Mitglied des Teams der Kunsthalle Wien einen Länderpavillon bei der weltweit renommiertesten
Kunstbiennale.
Die Ausstellung "Occurrence in Present Tense" war als Siegerprojekt aus einem Open Call hervorgegangen,
den das Albanische Kulturministerium ausgeschrieben hatte. Das Ministerium war damit der Empfehlung einer unabhängigen
Jury gefolgt, die sich aus den Künstler/innen Júlia Fabényi, Flaka Haliti, Eleni Laperi, Gëzim
Qëndro und Marco Scotini zusammensetzte.
"Occurrence in Present Tense" setzt sich mit Erinnerungskultur auseinander und mit der Allgegenwärtigkeit
von Vergangenheit, die unser heutiges Verständnis von Geschichte prägt. Im Laufe der Zeit verändert
sich dieses Verständnis indem die Distanz zum Geschehenen wächst: aus Erfahrungen werden Tatsachen, aus
Zeugenberichten von Ereignissen werden objektive Berichte. Erinnerungen von Lebenden werden durch kollektives Gedächtnis
ersetzt, dessen materielle Überreste dann in Büchern, Zeitschriften, Filmen und Fotografien festgehalten
werden.
Leonard Qylafi nimmt diese materiellen Aufzeichnungen als Ausgangspunkt und untersucht die Prozesse der Mutation
von Wahrnehmung, die unser Verständnis der Vergangenheit prägen. Seine Gemälde und Videos untersuchen
nicht nur die Modellierung von Narrativen bedeutender Ereignisse in seinem Heimatland, sondern reflektieren auch
die Natur des Bildes an sich.
Biografische Angaben
Vanessa Joan Müller leitet die Abteilung Dramaturgie in der Kunsthalle Wien. Von 2000 bis 2006 war sie
Kuratorin am Frankfurter Kunstverein und von 2006 bis 2007 Forschungsleiterin an der Europäischen Kunsthalle
in Köln, wo sie die theoretischen und praktischen Perspektiven zeitgenössischer Kunstinstitutionen untersuchte.
Von 2007 bis 2011 war sie Direktorin des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf.
Vanessa Joan Müller lebt und arbeitet in Wien.
Leonard Qylafi ist einer von Albaniens führenden jungen zeitgenössischen Künstlern. Nach seinem
Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Tirana stellte er unter anderem in folgenden Institutionen
aus: MuCEM, Marseille; Izolyatsia, Kiew (2016); 55. Oktober-Salon, Belgrad (2014); Künstlerhaus Bethanien,
Berlin (2012); MODEM Zentrum für moderne und zeitgenössische Kunst, Debrecen, Ungarn (2011); TICA / Tirana
Institut für Zeitgenössische Kunst (2011). Leonard Qylafi lebt und arbeitet in Tirana.
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