voestalpine, Siemens und Verbund bauen Pilotanlage für grünen Wasserstoff am Standort
Linz
Wien (verbund) - Das Projektkonsortium H2Future, bestehend aus voestalpine, Siemens und Verbund sowie Austrian
Power Grid (APG) und den wissenschaftlichen Partnern K1-MET und ECN, hat von der Europäischen Kommission den
Zuschlag für die Errichtung einer der weltweit größten Elektrolyseanlagen zur Erzeugung von grünem
Wasserstoff erhalten. Gemeinsam werden die Kooperationspartner an der Realisierung der innovativen Wasserstoff-
Demonstrationsanlage am voestalpine-Standort Linz arbeiten und die Einsatzmöglichkeiten von grünem Wasserstoff
testen.
Sowohl die Industrie als auch die Energieversorger sehen sich in Europa gegenwärtig mit großen energiepolitischen
Herausforderungen konfrontiert: Die Klima- und Energieziele der EU sehen bis 2030 eine Senkung der CO2-Emissionen
um 40 Prozent vor, die die energieintensive Industrie vor nahezu unlösbare Probleme stellt. Die Strombranche
erlebt durch die Energiewende einen tiefgreifenden Umbruch mit Überkapazitäten an volatilen neuen erneuerbaren
Energien aus Sonnen- und Windkraft. Wasserstoff, gewonnen aus CO2-freiem Grünstrom, stellt hier ein gewaltiges
Potenzial für den Einsatz als Industrierohstoff wie auch zur Energiespeicherung dar. Das Projekt H2FUTURE
ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg zur Sektorkopplung zwischen Energie und Industrie.
Bart Biebuyck, Executive Director Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking (FCH JU) der Europäischen Kommission,
zum Projektstart: „Das FCH JU ist über den Start dieses bahnbrechenden Projektes hocherfreut. H2FUTURE ist
eine konstruktive Partnerschaft, die für den Prozess, die Industrie „grüner“ zu machen und gleichzeitig
die regenerativen Energien zu nutzen, entscheidend ist.
Dies ist ein maßgeblicher Faktor, um die Industrie sowie die gesamte Branche zur Umsetzung der COP21-Ziele
auf den richtigen Weg zu bringen. Nachdem das FCH JU schon 25 Projekte im Bereich der Brennstoffzellen unterstützt
hat, blickt man nun stolz auf den Start des wohl ehrgeizigsten Projektes in diesem Sektor: die Umsetzung einer
der weltweit größten PEM Elektrolyse-Anlagen.“
Das H2FUTURE Projekt
Für die Umsetzung des Projektes mit dem Ziel, grünen Wasserstoff in einer der weltweit modernsten und
größten Elektrolyseanlagen mit Protonen-Austausch-Membran(PEM)-Technologie zu produzieren und den Einsatz
des Wasserstoffs als Industriegas sowie den Einsatz der Anlage am Regelenergiemarkt zu testen, stellt das FCH
JU rund 12 Millionen Euro an Fördermitteln aus dem Horizon 2020 EU-Programm zur Verfügung. Das gesamte
Projektvolumen beläuft sich auf etwa 18 Millionen Euro für sechs Konsortiumspartner über eine Laufzeit
von viereinhalb Jahren.
Als Kernakteure sind die Unternehmen voestalpine, Siemens und Verbund im Projekt vertreten. Die Anlage wird am
Gelände der voestalpine in Linz errichtet und betrieben. Der erzeugte grüne Wasserstoff wird künftig
direkt in das interne Gasnetzwerk eingespeist und damit der Einsatz von Wasserstoff in verschiedenen Prozessstufen
der Stahlerzeugung getestet. Technologielieferant für den Protonen-Austausch-Membran Elektrolyseur ist Siemens.
Der Projektkoordinator Verbund liefert Strom aus erneuerbaren Energien und ist für die Entwicklung von netzdienlichen
Services verantwortlich. Weitere Partner im Projekt sind die niederländische Forschungsinstitution ECN, die
für die wissenschaftliche Analyse des Demonstrationsbetriebes und die Übertragbarkeit auf weitere Industriesektoren
verantwortlich ist und der österreichische Übertragungsnetzbetreiber APG, welcher die Einbindung der
Anlage in die Regelenergiemärkte unterstützend begleitet. Das österreichische COMET Kompetenzzentrum
K1-MET bringt seine Expertise beim Betrieb der Anlage ein und stellt die Einsatzmöglichkeiten im europäischen
und globalen Stahlsektor dar.
Mit H2FUTURE werden zentrale Fragestellungen der Sektorkopplung wie die Evaluierung von Potenzialen für den
Einsatz von grünem Wasserstoff in den Prozessstufen der Stahlherstellung bearbeitet sowie darüber hinaus
wird die Übertragbarkeit der Technologie auf weitere Industriesektoren, die Wasserstoff im Produktionsprozess
einsetzen, untersucht. Weiterer Schwerpunkt ist die Einbindung der reaktionsschnellen PEM-Elektrolyse-Anlage in
die Regelenergiemärkte durch Entwicklung von Demand-Side-Management-Lösungen, also den Ausgleich von
kurzfristigen Schwankungen im zunehmend volatileren Stromnetz durch Lastmanagement bei großen Verbrauchern.
voestalpine auf dem Weg zur CO2-neutralen Stahlerzeugung
Die voestalpine gilt in ihrer Branche bereits seit längerem als Umwelt- und Effizienzbenchmark. Über
2,2 Milliarden Euro hat der Technologie- und Industriegüterkonzern allein in den letzten zehn Jahren nur für
den laufenden Betrieb seiner Umweltanlagen in Österreich aufgewendet. „Wir arbeiten konsequent an der Weiterentwicklung
unserer Prozesse in Richtung einer schrittweisen De-Karbonisierung der Stahlproduktion, um auch für die zukünftigen
Herausforderungen in puncto Klima- und Umweltschutz bestmöglich aufgestellt zu sein“, so Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender
der voestalpine AG. Über Brückentechnologien vor allem auf Basis von Erdgas, wie in der neuen Direktreduktionsanlage
in Texas, strebt die voestalpine im Laufe der nächsten zwei Jahrzehnte den sukzessiven Ersatz von Kohle durch
die Anwendung von alternativen Energieträgern in der Stahlerzeugung an. „Mit der Errichtung der neuen Pilotanlage
für die Herstellung von CO2-neutralem Wasserstoff an unserem Standort Linz setzen wir einen weiteren Schritt
in Richtung langfristiger Realisierung dieser Technologietransformation in der Stahlindustrie“, so Eder weiter.
Voraussetzung dafür seien jedoch die Bereitstellung von ausreichend Energie aus erneuerbaren Quellen sowie
politische Rahmenbedingungen, welche eine gesicherte Langfristplanung zulassen.
Siemens PEM-Elektrolyseanlage als Schlüsseltechnologie für Energiezukunft
Die nachhaltige Erzeugung von Strom gewinnt weltweit vor dem Hintergrund knapp werdender Ressourcen an Bedeutung.
Mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien soll unter anderem der CO2-Ausstoß deutlich verringert werden. Eine
der Herausforderungen ist es, überschüssige Wind- und Sonnenenergie aufzunehmen und bei Bedarf wieder
ins Netz einzuspeisen. Siemens hat ein Elektrolysesystem auf Basis der PEM (Proton Exchange Membrane)-Technologie
entwickelt, das es durch die Umwandlung von elektrischem Strom in Wasserstoff ermöglicht, große Energiemengen
aufzunehmen und zu speichern. Das Elektrolysesystem ist bereits in mehreren Projekten erfolgreich im Einsatz und
wird kontinuierlich von Siemens weiterentwickelt. In Linz wird nun die neueste Generation der Technologie mit einer
Leistung von 6 Megawatt in einem geschlossenen Zellverbund zum Einsatz kommen. „Der gewonnene Wasserstoff ist vielseitig
einsetzbar, beispielsweise als Grundstoff in der Industrie – wie in Linz, aber auch als Treibstoff in der Mobilität
und als Energieträger bei der Strom- und Gasversorgung“, erklärt Wolfgang Hesoun, Generaldirektor von
Siemens Österreich. Weltweit werden jährlich über 500 Milliarden Kubikmeter Wasserstoff verbraucht,
von denen bislang über 95 Prozent durch einen CO2-lastigen Gasreformierungsprozess hergestellt werden. „Mit
Wasserstoff aus Elektrolyse kann dieser CO2-lastige Wasserstoff ersetzt werden, wodurch sich die Emissionsbilanz
von industriellen Prozessen stark verbessern lässt. Erfolgt die Elektrolyse mit Strom aus regenerativen Quellen,
ist die Wasserstofferzeugung zudem nahezu klimaneutral.“
Verbund auf dem Weg zum 100 Prozent CO2-freien Erzeuger
Rund 96 Prozent des Verbund-Stroms kommen schon jetzt aus erneuerbaren Energien, vorrangig Wasserkraft. Neben Stromerzeugung,
-übertragung, -handel und -vertrieb setzt das Unternehmen zunehmend auf den Ausbau energienaher Dienstleistungen
für Industrie- und Gewerbekunden wie auch Haushaltskunden. „Mit H2FUTURE setzen wir den Weg zum 100 Prozent
CO2-freien Erzeuger konsequent fort. Wir freuen uns über dieses zukunftsweisende Projekt, das die Anliegen
der produzierenden Industrie und die effiziente Nutzung sauberer Energie optimal verbindet. Unser gemeinsames Ziel
ist die Reduktion der CO2-Emissionen und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich durch den Einsatz
neuester, klimaschonender Hochtechnologie“, bestätigt Verbund-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber.
„Gerade das Thema Grüner Wasserstoff bietet großes Potenzial für den industriellen Einsatz wie
auch als Speichertechnologie, um die volatile Stromerzeugung aus den neuen erneuerbaren Energien auszugleichen
und damit optimal in das System zu integrieren.“
Über voestalpine
Die voestalpine ist ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Technologie- und Industriegüterkonzern
mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Die global tätige Unternehmensgruppe verfügt
über rund 500 Konzerngesellschaften und -standorte in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten.
Sie notiert seit 1995 an der Wiener Börse. Mit ihren qualitativ höchstwertigen Produkt- und Systemlösungen
aus Stahl und anderen Metallen zählt sie zu den führenden Partnern der europäischen Automobil- und
Hausgeräteindustrie sowie weltweit der Öl- und Gasindustrie. Die voestalpine ist darüber hinaus
Weltmarktführer in der Weichentechnologie und im Spezialschienenbereich sowie bei Werkzeugstahl und Spezialprofilen.
Im Geschäftsjahr 2015/16 erzielte der Konzern bei einem Umsatz von 11,1 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis
(EBITDA) von 1,6 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit rund 48.500 Mitarbeiter, die auch mit 14,5 Prozent
am Unternehmen beteiligt sind.
http://www.voestalpine.com
Über Siemens AG
Die Siemens AG (Berlin und München) ist ein führender internationaler Technologiekonzern, der seit mehr
als 165 Jahren für technische Leistungsfähigkeit, Innovation, Qualität, Zuverlässigkeit und
Internationalität steht. Das Unternehmen ist in mehr als 200 Ländern aktiv, und zwar schwerpunktmäßig
auf den Gebieten Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung. Siemens ist weltweit einer der größten
Hersteller energieeffizienter ressourcenschonender Technologien. Das Unternehmen ist einer der führenden Anbieter
effizienter Energieerzeugungs- und Energieübertragungslösungen, Pionier bei Infrastrukturlösungen
sowie bei Automatisierungs-, Antriebs- und Softwarelösungen für die Industrie. Darüber hinaus ist
das Unternehmen ein führender Anbieter bildgebender medizinischer Geräte wie Computertomographen und
Magnetresonanztomographen sowie in der Labordiagnostik und klinischer IT. Im Geschäftsjahr 2016, das am 30.
September 2016 endete, erzielte Siemens einen Umsatz von 79,6 Milliarden Euro und einen Gewinn nach Steuern von
5,6 Milliarden Euro. Ende September 2016 hatte das Unternehmen weltweit rund 351.000 Beschäftigte.
http://www.siemens.com
Über Verbund
Verbund ist Österreichs führendes Stromunternehmen und einer der größten Stromerzeuger
aus Wasserkraft in Europa. Mehr als 96 Prozent seines Stroms erzeugt das Unternehmen aus Wasserkraft. Verbund handelt
in 12 Ländern mit Strom und erzielte 2015 mit rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Jahresumsatz
von 3 Mrd. Euro. Mit Tochterunternehmen und Partnern ist Verbund von der Stromerzeugung über den Transport
bis zum internationalen Handel und Vertrieb aktiv. Seit 1988 notiert Verbund an der Börse Wien, 51 % des Aktienkapitals
besitzt die Republik Österreich.
Weitere Informationen:
http://www.verbund.com
Über FCH JU
Das Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking (FCH JU) ist eine einzigartige öffentlich-private Partnerschaft
zur Unterstützung von Forschung, technologischer Entwicklung und Demonstration (FTE&D) im Bereich der
Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologie in Europa. Ziel der Partnerschaft ist es, die Markteinführung
dieser Technologien zu beschleunigen und somit deren Potenzial als Mittel zur Erreichung eines kohlenstoffarmen
Energiesystems zu entfalten.
Brennstoffzellen als effiziente Umwandlungstechnologie und Wasserstoff als sauberer Energieträger bieten erhebliches
Potenzial, Kohlendioxidemissionen zu bekämpfen, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu
verringern und einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum zu leisten. Das Ziel von FCH JU ist es, diese Vorteile durch
gemeinsame sektorenübergreifende Initiativen in Europa zu etablieren.
Die drei Mitglieder von FCH JU sind die Europäische Kommission, die Brennstoffzellen- und Wasserstoffindustrie,
vertreten durch Hydrogen Europe und die Forschungsgemeinschaft, vertreten durch Research Grouping N.ERGHY.
http://www.fch.europa.eu/
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