Wien (wifo) - Gemäß der aktuellen Schnellschätzung des WIFO stieg das reale Bruttoinlandsprodukt
in Österreich im IV. Quartal 2016 gegenüber der Vorperiode um 0,5% (Trend-Konjunktur-Komponente). Damit
war die Grunddynamik der heimischen Konjunktur im IV. Quartal gleich jener des Vorquartals. Maßgebend für
den Zuwachs war die inländische Nachfrage, während von der Außenwirtschaft kein wesentlicher Impuls
ausging. Das Bild der Vorlaufindikatoren verbessert sich weiter und deutet auf eine sich verstärkende Konjunktur
im Frühjahr 2017 hin.
Die stabile Entwicklung der Weltwirtschaft (G 20) im 1. Halbjahr 2016 hielt im III. und IV. Quartal 2016 an. Neben
der weiterhin kräftigen Dynamik in asiatischen Schwellenländern hellte sich nach der Rezession der letzten
Jahre auch die Konjunktur in großen rohstoffexportierenden Ländern auf. In China setzte sich im IV.
Quartal 2016 das robuste Wachstum aus dem Vorquartal fort, insgesamt nahm die Wirtschaftsleistung im Jahr 2016
um 6,7% zu. Unter den Industrieländern verzeichneten im 2. Halbjahr 2016 vor allem die USA eine deutliche
Verbesserung, während die Entwicklung im Euro-Raum stabil blieb. Das Wachstum der Weltwirtschaft dürfte
in den nächsten Monaten weiter anziehen; Auftrieb erhält es von der nach wie vor robusten Expansion in
den führenden Industrieländern und der Belebung in einigen großen Schwellenländern. Die Vorlaufindikatoren
stellen zwar einen günstigen Verlauf der Weltkonjunktur in Aussicht, bedeutende Abwärtsrisiken bestehen
jedoch weiterhin und resultieren vermehrt aus zunehmender wirtschaftspolitischer Unsicherheit.
In Österreich verstärkte sich das Wachstum im 2. Halbjahr 2016. Die Auftriebskräfte sind robust
und fußen auf der Binnenwirtschaft. Die Grundtendenz der Konjunktur weist weiterhin aufwärts. Damit
hält der seit 2015 beobachtete Aufschwung an. In den letzten Monaten wurde er erneut vor allem durch die Ausweitung
der Binnennachfrage gestützt: Der Konsum der privaten Haushalte stieg auch im IV. Quartal kräftig, die
öffentlichen Konsumausgaben wurden ebenfalls ausgeweitet. Darüber hinaus investieren die heimischen Unternehmen
seit 2015 wieder vermehrt. Der Außenhandel lieferte hingegen keinen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum.
Im Einklang mit der günstigen Konjunktur und den steigenden Rohstoffpreisen zog die Inflation zuletzt an.
Der VPI stieg im Dezember 2016 gegenüber dem Vorjahr um 1,4% (November +1,3%). Gemäß harmonisiertem
Index lag der Preisauftrieb mit +1,6% weiterhin deutlich über dem Durchschnitt des Euro-Raumes (+1,1%), aber
erstmals wieder unter der deutschen Inflationsrate (+1,7%). Der Beschäftigungsanstieg hielt im Jänner
an, die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten erhöhte sich im Vormonatsvergleich saisonbereinigt
um 4.500 und gegenüber dem Vorjahr um 58.000 oder 1,7%. Die Arbeitslosenquote betrug im Jänner (saisonbereinigt)
8,9%.
Methodische Hinweise und Kurzglossar
Die laufende Konjunkturberichterstattung gehört zu den wichtigsten Produkten des WIFO. Um die Lesbarkeit zu
erleichtern, werden ausführliche Erläuterungen zu Definitionen und Fachbegriffen nach Möglichkeit
nicht im analytischen Teil gebracht, sondern im vorliegenden Glossar zusammengefasst.
Periodenvergleiche
Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte
bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der
Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Gegensatz zu den an Eurostat gelieferten und auch von Statistik
Austria veröffentlichten "saison- und arbeitstägig bereinigten Veränderungen" der vierteljährlichen
BIP-Daten bereinigt das WIFO diese zusätzlich um irreguläre Schwankungen. Diese als Trend-Konjunktur-Komponente
bezeichneten Werte weisen einen ruhigeren Verlauf auf und machen Veränderungen des Konjunkturverlaufes besser
interpretierbar.
Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung
gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.
Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über
den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen
Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.
Wachstumsüberhang
Der Wachstumsüberhang bezeichnet den Effekt der Dynamik im unterjährigen Verlauf (in saisonbereinigten
Zahlen) des vorangegangenen Jahres (t0) auf die Veränderungsrate des Folgejahres (t1). Er ist definiert als
die Jahresveränderungsrate des Jahres t1, wenn das BIP im Jahr t1 auf dem Niveau des IV. Quartals des Jahres
t0 (in saisonbereinigten Zahlen) bleibt.
Durchschnittliche Veränderungsraten
Die Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs- und Endwert der Berechnungsperiode: Demnach beinhaltet die durchschnittliche
Rate 2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 auf 2006, als letzte jene von 2009 auf 2010.
Reale und nominelle Größen
Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden Werte
nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.
Produzierender Bereich
Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden,
Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet.
Inflation, VPI und HVPI
Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex
(VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist
die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität
innerhalb der Euro-Zone (siehe auch http://www.statistik.at).
Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen
Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel
und Energie zu verwenden. So werden über 87% der im österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex
(VPI 2015) enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der Kerninflation einbezogen.
WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest
Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung
ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche
Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit ( http://www.konjunkturtest.at ). Die Indikatoren
sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten
Unternehmen.
Arbeitslosenquote
Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot
der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig
Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei
AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.
Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind
und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde
selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge
zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist
der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten
von privaten Haushalten (Mikrozensus).
Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der Arbeitslosenquote
Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die
Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.
Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen
auch Personen mit aufrechtem Dienstverhältnis, die Kinderbetreuungsgeld beziehen bzw. Präsenzdienst leisten.
Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".
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