Die Schau ist vom 17. Februar bis 11. Juni 2017 im Belvedere zu sehen
Wien (belvedere) - Insgesamt 193 Werke von mehr als fünfzig Künstlerinnen und Künstlern zeugen
in der Orangerie im Unteren Belvedere von der Sammelleidenschaft des österreichischen Galeristen Helmut Klewan.
Die Schau ist vom 17. Februar bis 11. Juni 2017 zu sehen. Klewan hat in den vergangenen vier Jahrzehnten eine rund
6000 Werke umfassende Kunstsammlung zusammengetragen. Die stilistische Bandbreite reicht dabei von bedeutenden
Werken der internationalen klassischen Moderne über Surrealismus und Art brut bis hin zu zentralen Positionen
der Nachkriegskunst. Der Hauptfokus der Ausstellung liegt ganz nach der Vorliebe des Sammlers auf Porträtdarstellungen
der unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstler.
Helmut Klewan gilt als wichtiger Botschafter österreichischer Kunst in Deutschland und war mit seiner Ausstellungstätigkeit
wegweisend für die internationale Rezeption von Größen wie Maria Lassnig oder Arnulf Rainer. Das
Belvedere würdigt den Sammler nun mit der Präsentation seiner Highlights.
„"Die Ausstellung bringt nicht nur eine bedeutende Privatsammlung an das Licht der Öffentlichkeit, sondern
sie ermöglicht es auch, der Moderne in ihrer Vielfalt ein Gesicht zu geben. Der Weg durch die Orangerie wird
so zu einer Entdeckungsreise durch die Kunst des 20. Jahrhunderts"“, so Stella Rollig, Generaldirektorin Belvedere.
Der Kurator der Ausstellung, Harald Krejci führt weiter aus: "Das in dadaistischer Manier gemalte Selbstporträt
von Man Ray begegnet den Pierrot-Darstellungen von Armand Henrion. Die Büste Honoré de Balzacs von
Auguste Rodin steht dem von Ludwig Meidner gezeichneten Porträt von Wieland Herzfelde gegenüber oder
eine Zeichnung von Alberto Giacometti begegnet einer Übermalung von Arnulf Rainer. Helmut Klewan hat seine
eigene Sicht auf die Kunst, Mainstream und allgemeiner Kunstgeschmack beeindrucken ihn wenig.“
Klewan baute seine Sammlung während seiner Zeit als Galerist in Wien und München auf. Heute lassen sich
seine Favoriten schnell ausmachen: Vom Schweizer Künstler Alberto Giacometti besitzt der Sammler eines der
größten Konvolute im deutschsprachigen Raum. Er war es auch, der den Künstler erstmals in Deutschland
in einer Ausstellung präsentierte. Zu den weiteren Favoriten zählen unter den Klassikern André
Masson, Pablo Picasso, Francis Bacon, Giorgio de Chirico und Jean Dubuffet. Bei den Zeitgenossen dominieren Christian
Ludwig Attersee, Günter Brus, Maria Lassnig, Arnulf Rainer und Hans Staudacher. Der Sammler spürte Meisterwerke
unabhängig von Zeit und Ort auf, um sie mit anderen Werken in einen Dialog treten zu lassen. Darüber
hinaus hat er sich intensiv mit der in Kunstkreisen vielfach verpönten Kitsch-Rezeption auseinandergesetzt.
Helmut Klewan machte sich auch als DJ einen Namen. Seine regelmäßig veranstalteten Künstlerfeste
galten in der Szene als legendär. Im Mai dieses Jahres können sich Interessierte ein persönliches
Bild von Klewans DJ-Qualitäten machen, wenn er zu einem Revival seiner Künstlerfeste ins Twentyone im
21er Haus lädt.
Der begleitende Katalog zur Ausstellung beschreibt 27 ausgewählte Lieblingswerke des Sammlers und seine Beziehung
zu Werk und Künstler bzw. Künstlerin. Katalogautorin Karin Koschkar, die sich als freie Kuratorin seit
einigen Jahren mit der Sammlung Klewan befasst, vergleicht die Sammlung mit einer Art Wunderkammer. Die 27 im Katalog
beschriebenen Highlights sind manchmal Vertreter einer wichtigen Position, manchmal verweisen sie auf größere
Konvolute, erinnern an Etappen in der Biografie des Sammlers selbst oder erlauben Rückschlüsse auf seine
Person.
Als Beispiele seien drei Künstler bzw. Künstlerinnen und ihre Werke herausgegriffen:
Maria Lassnig, Traum (1964):
Maria Lassnig gilt als die bedeutendste österreichische Malerin der Nachkriegszeit, hat aber erst sehr spät
die verdiente Anerkennung erhalten. Ihre Selbstporträts sind Abbilder ihrer tiefsten Gefühle. Um diese
zum Ausdruck zu bringen, deutete sie Farben in sogenannte „Körpergefühlsfarben“ um. Auch die Formen passte
sie dem Gefühl an, nicht dem tatsächlichen Aussehen, was die zumeist verzerrten Figuren ihrer Darstellungen
erklärt.
„"Dreißig Jahre Freundschaft mit Maria Lassnig waren wie ein Kampf. Man musste ihr jedes Bild abschwatzen.
Ölbilder hat sie mir lieber in Kommission gegeben, als dass sie sie verkauft hätte. Das Bewusstsein,
ein Bild nicht mehr zurückzubekommen, war für sie unerträglich. Zum Glück ist sie fast 95 geworden
und hat ihren Weltruhm noch erlebt"“, so Helmut Klewan über seine Beziehung zur Künstlerin.
André Masson, Scéne érotique (1928)
André Masson gehörte bis zu seinem Austritt zum engsten Kreis der Surrealisten um André Breton,
um sich dann mit Gleichgesinnten um Georges Bataille zusammenzuschließen. In seinen Arbeiten verband er verschiedene
Techniken, bediente sich der damals aufkommenden écriture automatique und experimentierte mit verschiedenen
Materialien.
„"Gekauft habe ich das Bild noch zu Massons Lebzeiten, das war 1987, und es war ein neuer Rekord von 150 000
Pfund netto. Die Versteigerung bei Sotheby’s war sehr dramatisch, ich habe immer wieder aufhören wollen. Erzielt
wurde der damalige Höchstpreis für eine Arbeit von Masson. Das ist ein frühes Hauptwerk von 1928,
als er Ateliernachbar von Joan Miró in Paris war. Das sieht man auch an dem Bild. Nachdem ich das Bild gekauft
habe, hat Masson noch ein oder zwei Wochen gelebt"“, so Helmut Klewan.
Alberto Giacometti, Portrait de Patricia Matisse (1947)
Giacometti, bekannt für seine Plastiken, begann sich nach dem Zweiten Weltkrieg stärker mit Zeichnung
und Malerei auseinanderzusetzen, stets bemüht, die Wirklichkeit abzubilden, wie er sie sah, und nicht so,
wie sie durch angelerntes Sehverhalten wahrgenommen wird. Vor allem waren es die Distanz und die Proportionalität,
die ihn immer wieder vor die Herausforderung der Wiedergabe stellten.
„"Ich habe viele Künstler zum ersten Mal in meiner Münchner Galerie ausgestellt, Bill Copley, Maria
Lassnig und Giacometti. Ich habe immer im Scherz gesagt: „Das ist die erste Giacometti-Ausstellung seit zweihundert
Jahren in München!“ Aber von den Ölbildern habe ich nur eines verkauf"t“, so Klewan.
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