Soziale Dialog Konferenz für respektvollen Umgang mit Sprache und Bildern in der Armutsberichterstattung
Klagenfurt (lpd) - Bilder und Sprache über Armut in politischen und medialen Diskursen waren Thema
der 6. Kärntner Sozialen Dialog Konferenz, die am 16.02. vom Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale
Ausgrenzung in Kooperation mit dem Land Kärnten und der Arbeiterkammer Kärnten organisiert wurde. Über
die Medien werden häufig Bilder und Geschichten verbreitet, die Klischees bedienen, Einzelschicksale hervorheben
und objektivierend wirken. So liest man immer wieder von Armutsbetroffenen und BezieherInnen von Sozialleistungen,
die als BittstellerInnen oder als finanzielle Belastungen für die Gemeinschaft dargestellt werden. „Mediale
Darstellungen von Armut machen oft den Einzelnen für sein Schicksal verantwortlich, ohne die dahinter liegenden
strukturellen Gründe zu beleuchten. Gerade die sozialen Medien stellen hierbei ein kommunikationstechnisches
Minenfeld dar, indem polarisierende und sehr einseitige Darstellungen verbreitet werden“, machte Sozialreferentin
LHStv.in Beate Prettner auf die vorherrschende Medienpraxis aufmerksam und appellierte für sensiblere und
menschenwürdige Berichterstattung – nicht nur in Lokalmedien, sondern vor allem auch im persönlichen
Umgang mit Social Media.
Monika Skazedonig erläuterte das Anliegen des Kärntner Armutsnetzwerkes, in dem sie als Koordinatorin
tätig ist: „Als Sozialorganisationen ist es uns wichtig, Begriffe und Bilder zu verwenden, die den Lebensrealitäten
der Betroffenen am ehesten entsprechen und den Alltag so beschreiben ohne die Menschen zu entwürdigen.“ Im
Rahmen der Dialog Konferenz stellten die beiden Vertreterinnen der österreichischen Armutskonferenz den „Leitfaden
für respektvolle Armutsberichterstattung“ vor und formulierten ihren Anspruch. „Menschen sind immer mehr als
nur arm. Sie sind vor allem auch findig, klug, listig, duldsam, leidend, sorgend und verantwortungsvoll“, hob Sozialforscherin
Michaela Moser hervor. Als Vertreterin der Jury des „Journalismuspreises von unten“ betonte Christine Sallinger,
dass gerade deshalb „die ExpertInnenjury, bestehend aus Menschen mit Armutserfahrungen, JournalistInnen auszeichnet,
die sich seriöser und respektvoller Armutsberichterstattung widmen.“
Den Arbeitsalltag von MedienmacherInnen erläuterte die Sozialjournalistin Gudrun Maria Leb vom ORF Kärnten:
„Für JournalistInnen stellt die Berichterstattung häufig eine schwierige Gratwanderung zwischen dem Erzeugen
von Betroffenheit und Voyeurismus dar. Recherchen, Sozialgeschichten und Randgruppenthemen sollen wieder mehr Berücksichtigung
in der journalistischen Tätigkeit finden, anstatt Einschaltquoten, Klicks und Verkaufszahlen zu fokussieren.“
Der Medienwissenschaftler Rainer Winter fand aufgrund seiner Analysen klare Worte, indem er feststellte, dass die
„Boulevardpresse die nationalen Ungleichheiten, das Auseinanderklaffen von Arm und Reich, sowie die bestehenden
Herrschaftssysteme ausblendet, aber eine Jagd auf die sogenannten ‚Sozialschmarotzer‘ veranstaltet, die sie bei
den Armen und nicht unter den Reichen vermutet.“
Das Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung fungiert als Plattform für über 40 Mitgliedsorganisationen,
um Missstände und eklatante Ungerechtigkeiten in Kärnten aufzudecken, in die öffentliche Diskussion
einzubringen und somit politische Veränderungsprozesse anzuregen.
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