Prettner appelliert: Respekt und
 Würde der Betroffenen wahren

 

erstellt am
16. 02. 17
13:00 MEZ

Soziale Dialog Konferenz für respektvollen Umgang mit Sprache und Bildern in der Armutsberichterstattung
Klagenfurt (lpd) - Bilder und Sprache über Armut in politischen und medialen Diskursen waren Thema der 6. Kärntner Sozialen Dialog Konferenz, die am 16.02. vom Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung in Kooperation mit dem Land Kärnten und der Arbeiterkammer Kärnten organisiert wurde. Über die Medien werden häufig Bilder und Geschichten verbreitet, die Klischees bedienen, Einzelschicksale hervorheben und objektivierend wirken. So liest man immer wieder von Armutsbetroffenen und BezieherInnen von Sozialleistungen, die als BittstellerInnen oder als finanzielle Belastungen für die Gemeinschaft dargestellt werden. „Mediale Darstellungen von Armut machen oft den Einzelnen für sein Schicksal verantwortlich, ohne die dahinter liegenden strukturellen Gründe zu beleuchten. Gerade die sozialen Medien stellen hierbei ein kommunikationstechnisches Minenfeld dar, indem polarisierende und sehr einseitige Darstellungen verbreitet werden“, machte Sozialreferentin LHStv.in Beate Prettner auf die vorherrschende Medienpraxis aufmerksam und appellierte für sensiblere und menschenwürdige Berichterstattung – nicht nur in Lokalmedien, sondern vor allem auch im persönlichen Umgang mit Social Media.

Monika Skazedonig erläuterte das Anliegen des Kärntner Armutsnetzwerkes, in dem sie als Koordinatorin tätig ist: „Als Sozialorganisationen ist es uns wichtig, Begriffe und Bilder zu verwenden, die den Lebensrealitäten der Betroffenen am ehesten entsprechen und den Alltag so beschreiben ohne die Menschen zu entwürdigen.“ Im Rahmen der Dialog Konferenz stellten die beiden Vertreterinnen der österreichischen Armutskonferenz den „Leitfaden für respektvolle Armutsberichterstattung“ vor und formulierten ihren Anspruch. „Menschen sind immer mehr als nur arm. Sie sind vor allem auch findig, klug, listig, duldsam, leidend, sorgend und verantwortungsvoll“, hob Sozialforscherin Michaela Moser hervor. Als Vertreterin der Jury des „Journalismuspreises von unten“ betonte Christine Sallinger, dass gerade deshalb „die ExpertInnenjury, bestehend aus Menschen mit Armutserfahrungen, JournalistInnen auszeichnet, die sich seriöser und respektvoller Armutsberichterstattung widmen.“

Den Arbeitsalltag von MedienmacherInnen erläuterte die Sozialjournalistin Gudrun Maria Leb vom ORF Kärnten: „Für JournalistInnen stellt die Berichterstattung häufig eine schwierige Gratwanderung zwischen dem Erzeugen von Betroffenheit und Voyeurismus dar. Recherchen, Sozialgeschichten und Randgruppenthemen sollen wieder mehr Berücksichtigung in der journalistischen Tätigkeit finden, anstatt Einschaltquoten, Klicks und Verkaufszahlen zu fokussieren.“ Der Medienwissenschaftler Rainer Winter fand aufgrund seiner Analysen klare Worte, indem er feststellte, dass die „Boulevardpresse die nationalen Ungleichheiten, das Auseinanderklaffen von Arm und Reich, sowie die bestehenden Herrschaftssysteme ausblendet, aber eine Jagd auf die sogenannten ‚Sozialschmarotzer‘ veranstaltet, die sie bei den Armen und nicht unter den Reichen vermutet.“

Das Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung fungiert als Plattform für über 40 Mitgliedsorganisationen, um Missstände und eklatante Ungerechtigkeiten in Kärnten aufzudecken, in die öffentliche Diskussion einzubringen und somit politische Veränderungsprozesse anzuregen.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at