Innsbruck (universität) - Bei der Therapie von posttraumatischen Belastungsstörungen wird unter anderem
versucht, erlernte Furchtreaktionen einzudämmen. Forscher der Universität Innsbruck und der Medizinischen
Universität Innsbruck haben nun gemeinsam mit amerikanischen Kollegen einen Genregulator ausfindig gemacht,
der eine entscheidende Rolle spielt, wenn die Furcht erfolgreich ausgelöscht wird.
Angst-, Trauma- und belastungsbezogene Störungen sind mit einer verminderten Fähigkeit verbunden, erlernte
Furchtreaktionen einzudämmen. Dazu ist zum Beispiel „Furchtextinktion“ nötig, ein zentraler Lern-Mechanismus
der Expositionstherapie. „Eine vielversprechende Möglichkeit zur Weiterentwicklung der Angsttherapie besteht
darin, dieses neue Lernen zu fördern“, sagt Nicolas Singewald vom Institut für Pharmazie der Universität
Innsbruck. So sollen die relativ hohen Rückfallquoten reduziert und die Angstsymptomatik langfristig abgeschwächt
werden. „Eine neuartige Möglichkeit dazu bietet sich in einer verbesserten Regulation Lern-assoziierter Mechanismen“,
erklärt Singewald.
Im Rahmen des Spezialforschungsbereichs zu chronischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems (SFB-F44) ist es
den Forschungsgruppen von Nicolas Singewald an der der Universität Innsbruck und von Alexander Hüttenhofer
am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck in Zusammenarbeit mit einer amerikanischen Forschungsgruppe
nun gelungen, eine sogenannte microRNA mit dem Namen miR-144 als wichtigen Genregulator ausfindig zu machen, der
bei einer erfolgreichen Furchtextinktion eine entscheidende Rolle spielt. „MicroRNAs sind 21 bis 23 Nukleotid lange
Ribonukleinsäuren, die als genetische Schalter in der Zelle wirken und somit die Expression von Genen steuern
können“, erklärt Nicolas Singewald. Sein Doktorand Conor Murphy konnte in dieser Studie zeigen, dass
die Überexpression von miR-144 in Mäusen, die ähnlich wie Angstpatienten eine eingeschränkte
Fähigkeit zur Furchtextinktion aufweisen, dieses Defizit normalisiert und zudem einen Schutz vor dem Wiederauftreten
von Angstzuständen bewirkt.
Die im angesehenen Fachmagazin Biological Psychiatry kürzlich veröffentlichten Untersuchungen zeigen,
die fundamentale Rolle von miR-144 bei der Verminderung von Angszuständen im Mausmodel auf. Die gewonnenen
Daten implizieren gleichzeitig die Möglichkeit, in der Zukunft diese miRNA als Zielmolekül in der Behandlung
von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und ähnlichen Erkrankungen zu verwenden.
Der Spezialforschungsbereich „Chronische Erkrankungen des zentralen Nervensystems“ (SFB-F44) setzt sich aus neun
Arbeitsgruppen zusammen, wobei zwei Gruppen Teil der Universität Innsbruck sind, fünf der Medizinischen
Universität Innsbruck angehören und je eine Arbeitsgruppe in Salzburg und Deutschland beheimatet ist.
Geleitet wird der Spezialforschungsbereich von Jörg Striessnig von der Abteilung für Pharmakologie und
Toxikologie des Instituts für Pharmazie der Universität Innsbruck und seiner Stellvertreterin Nadia Stevanova
von der Universitätsklinik für Neurologie an der Medizinischen Universität Innsbruck.
Publikation: MicroRNA-Mediated Rescue
of Fear Extinction Memory by miR-144-3p in Extinction-Impaired Mice. Murphy CP, Li X, Maurer V, Oberhauser M, Gstir
R, Wearick-Silva LE, Viola TW, Schafferer S, Grassi-Oliveira R, Whittle N, Hüttenhofer A, Bredy TW, Singewald
N. Biol Psychiatry. DOI: 10.1016/j.biopsych.2016.12.021
|