Burghauptmannschaft baut Redoutensaal in der Hofburg zum Sitzungssaal für das Parlament
um - Arbeiten starten nach der Ballsaison
Wien (pk) - Auf dem Heldenplatz und im Bibliothekshof der Hofburg wird schon seit Monaten gebaut. Hier
entstehen drei Büropavillons, in welche im Sommer Abgeordnete und MitarbeiterInnen für die Dauer der
Generalsanierung des Parlamentsgebäudes übersiedeln werden. Nationalrat und Bundesrat werden ab Herbst
im großen Redoutensaal in der Hofburg tagen, der vom Veranstaltungs- und Ballsaal zum Sitzungssaal umgerüstet
wird. Derzeit wird der Ersatzplenarsaal in Natura aufgebaut, dann zerlegt, in Einzelteilen nach Wien transportiert
und an Ort und Stelle wieder zusammengefügt. "Dank der modularen Bauweise ist gewährleistet, dass
die Arbeiten in der zur Verfügung stehenden kurzen Zeit abgewickelt werden können", erklärt
Thomas Selberherr, Geschäftsführer der Selberherr GmbH, eines auf Raumausstattung spezialisierten Unternehmens
in Schwechat/Niederösterreich. Den Sitzungssaal für das Ausweichquartier des Parlaments zu bauen sei
ein besonderer Auftrag und eine große Herausforderung für den Familienbetrieb, sagt Thomas Selberherr.
Probeaufbau in drei Etappen
Bereits vergangenen Oktober wurde in einer Halle in Enzersdorf an der Fischa, Bezirk Bruck an der Leitha, mit dem
Aufbau der Podeste und mit den Montagearbeiten begonnen. Der Aufbau erfolgte in drei Etappen, alles in allem wurden
im Selberherr-Werk in Schwechat rund 4.300 Quadratmeter Brandschutzplatten für 368 Holzmodule nach Maß
zugeschnitten und verarbeitet. Zugleich wurden die Vorbereitungen für die Elektroverrohrungen getroffen. In
den Redoutensaal wird auch eine Galerie für BesucherInnen und Medien eingebaut. Diese wird von der Firma Mach
Holzbau in Wien gemeinsam mit URBAS Stahl- und Anlagenbau in Völkermarkt/Kärnten hergestellt. Der kleine
Redoutensaal wird zum Besprechungsbereich für die Abgeordneten umfunktioniert. Dieser Auftrag ging an die
Firma Josef Göebel GmbH in Fladnitz an der Teichalm in der Steiermark.
Ab Anfang März – nach der Ballsaison – wird der künftige Plenarsaal Stück für Stück angeliefert.
Das gesamte Baumaterial für die Galerie (Stahlträger und Stapelholzplatten) und die Holzmodule wird über
einen Gerüstturm über ein herausgelöstes Fenster in das Gebäude eingebracht. Die Baustelle
auf dem Josefsplatz wird bereits diese Woche eingerichtet.
Ambitionierter Zeitplan
Mit Hilfe der Vor-Fertigung des Sitzungssaales konnten die einzelnen Gewerke besser aufeinander abgestimmt werden.
So konnten die Naturmaße bereits im Voraus genommen werden, was die nachfolgenden Arbeiten beschleunigt.
Nur so kann eine mit drei Monaten knapp bemessene Montagezeit – obendrein in einem historischen Bestand – eingehalten
werden. "Es geht um Präzisionsarbeit, denn vor Ort muss alles ineinandergreifen", sagt Thomas Selberherr.
Umso mehr, als die Elemente von verschiedenen Firmen produziert werden. Anfang Juni müssen die Einbauten fertig
sein, dann starten die Elektro- und Tischlerarbeiten. Sitz- und Tischreihen für die Abgeordneten, Präsidium,
Ministerbank, Rednerpult sowie die für die Akustik erforderlichen Stoffpaneele werden von der Firma Schwarzott
in Baden/Niederösterreich ausgeführt. Die technische Ausstattung (Licht- und Tonanlage, Kameras) folgt
im Sommer, nach der letzten Plenarsitzung im Parlamentsgebäude, da die Geräte weiterverwendet werden.
Ab August ist laut Terminplan der Ausweichsaal in der Hofburg fertig, dann sind Probeläufe und Feintuning
angesetzt. Alle Arbeiten sind auf ein einziges Ziel ausgerichtet: Anfang September muss ein reibungsloser Übergang
des parlamentarischen Betriebs vom Parlamentsgebäude in das Ausweichquartier sichergestellt sein.
Bundesrat und Nationalrat tagen in einem Raum
Der Redoutensaal, der nach dem Hofburgbrand 1992 renoviert und modernisiert wurde, wird vorübergehend für
den Sitzungsbetrieb umgestaltet. Der Einbau nimmt vorweg, was im zukünftigen Plenarsaal im sanierten Parlamentsgebäude
geplant ist: ein flacherer Anstieg des Saals, eine geteilte Regierungsbank und ein zentrales Rednerpult. Für
die Sitzungen des Bundesrates wird der Redoutensaal mit Hilfe räumlicher Trennelemente optisch deutlich verkleinert
werden; zusätzlich werden an der Stirnseite die Länderwappen angebracht. Die Galerie für BesucherInnen
und Medien wird sich über die Längs- und Breitseite des Saals erstrecken, sodass der bestehende Raum
bestmöglich genutzt werden kann. Trotzdem wird der parlamentarische Betrieb für die Dauer der Sanierung
mit insgesamt deutlich weniger Raum auskommen müssen als derzeit.
|